Superhirn mit Handicap

Wetter / 27.12.2013 • 18:18 Uhr
Christoph Dobler in seinem Büro in Bludenz.  Foto: VN  
Christoph Dobler in seinem Büro in Bludenz. Foto: VN  

Christoph Dobler schreibt augen- und sprachgesteuerte ­Computerprogramme. 

bludenz. (VN-stm) Wenn Christoph Dobler in einem Buch blättern will, nimmt er nicht Daumen und Zeigefinger zu Hilfe. Stattdessen befielt er seinem Computer, die Seite umzuschlagen. Ein kurzes „Weiter“ in sein Mikrofon genügt. Auf dieselbe Art kann Dobler auch wieder zurückblättern und die Schrift größer oder kleiner machen. All das ist keine bloße Spielerei: Der 27-Jährige leidet nämlich an Muskelatrophie.

Das Programm, mit dem Dobler arbeitet, hat er vor einigen Jahren selbst geschrieben. Er begann damals gerade ein Fernstudium der Informatik. Anders hätte der junge Mann nicht studieren können. Denn seine Krankheit führt zu einem stetigen Abbau der Körpermuskeln. So werden schon einfachste Körperbewegungen zum Problem.

Zufallsentdeckung

Dobler weiß seit seinem vierten Lebensjahr von der Krankheit. Der Bub fällt damals durch häufiges Stolpern und Hinfallen auf. „Zu große Schuhe“, lautet das Urteil der Ärzte. Eines Tages sieht seine Mama Silvia eine Dokumentation über Muskelschwund. Sie stellt eine Vermutung auf, die sich später bestätigt.

Mit neun Jahren versagen die Beine den Dienst, seither kann sich Dobler nur mehr mit Hilfe eines Rollstuhls fortbewegen. An Intelligenz mangelt es dem Jugendlichen hingegen nicht. Dobler schafft es auf die HAK, schreibt fast nur Einser. Schwieriger gestaltet sich der Eintritt in den Arbeitsmarkt. 2006 bekommt er eine Stelle im Referat für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Bludenz. Als Fürsprecher fungieren Jugendreferent Oliver Mössinger und Pressesprecher Stefan Kirisits.

„Am Anfang war es nicht ganz einfach“, erinnert sich Dobler. Viele Kollegen wissen nicht, wie sie auf den Neuankömmling zugehen sollen. Die Schwierigkeiten dauern nicht lange, Dobler etabliert sich schnell. Heute zeichnet er etwa für die Gestaltung von Plakaten, die Wartung der Homepage und die Verwaltung des Medienarchivs verantwortlich und leistet in dieser Funktion hochwertige Arbeit, wie sein Chef bestätigt. Welche Bedeutung der Job für ihn hat, beschreibt Dobler so: „Ich habe vorher selbst nicht gewusst, was ich eigentlich kann.“

Studienabschluss als Ziel 

Das nächste große Ziel des Bludenzers ist es nun, sein Studium erfolgreich abzuschließen. Ein Thema für seine Bachelorarbeit hat er schon: augen- und sprachgesteuerte Computersysteme zur Bedienung eines Rollstuhls. „Ich will anderen Menschen in meiner Situation helfen“, so Dobler.

Ich habe selbst nicht gewusst, was ich eigentlich kann.

Christoph Dobler

Zur Person

Christoph Dobler

Der Bludenzer leidet an Muskelatrophie und schreibt augen- und sprachgesteuerte Computerprogramme.

Alter: 27 Jahre

Ausbildung: HAK Bludenz, Studium der Informatik an der Fernuni Hagen

Familie: Mutter Silvia, Vater Alfons