Ein Narr mit spitzer Zunge

Zunftmeister Christian Pellini und sein Gefolge lassen es morgen in Bludenz krachen.
Bludenz. (VN-ger) 40 Jahre alt, 20 Jahre bei der Funkenzunft Bludenz, seit fünf Jahren Zunftmeister und 350 Jahre Funkenzunft Bludenz: Für Christian Pellini stehen in diesem Fasching einige Jubiläen auf dem Programm. Für mächtig Wirbel in der Alpenstadt hatte in jüngster Zeit vor allem letzteres gesorgt: Der Historiker Manfred Tschaikner bezweifelt nämlich, dass der Verein tatsächlich so alt ist, wie er vorgibt zu sein. Zunftmeister Pellini sieht diesen Angriff gelassen. „Wir feiern ganz klar unser 350-jähriges Bestehen“, betont der 40-Jährige. „Es gibt althergebrachte Dokumente, die das bestätigen. Auch in der Funkenordnung von 1893 wird immer von 1664 gesprochen.“
Eineinhalb Jahre
Aus eben diesem Anlass wird am morgigen Sonntag in Bludenz zum großen Halligalli geblasen – beim 32. Landesnarrentag in der Geschichte Vorarlbergs. „Wir haben im Juni 2012 mit den ersten Sitzungen begonnen und waren die drei Wochen vor Weihnachten durchgehend am Vorbereiten“, skizziert Pellini den ehrenamtlichen Einsatz, der hinter einer solchen Großveranstaltung steckt. „Das war nur deshalb möglich, weil wir gute Leute im Team haben, die selber mitdenken und Aufgabengebiete übernommen haben.“ Etwas kürzer getreten ist Pellini vor einiger Zeit in seinem beruflichen Leben. Ausschlaggebend dafür waren stressbedingte Herzprobleme mit 35 Jahren. „Da habe ich festgestellt, dass Geld zwar gut und recht, Gesundheit und Zeit für Familie und Freunde aber wichtiger ist“, erzählt er. Der 40-Jährige verzichtet seither auf Gehalt und spart sich dafür Freizeit an. Diese sogenannte Sabbatregelung nutzt er unter anderem für die Entwicklungshilfe. Im letzten Jahr etwa reiste der Erwachsenenbildner in den Senegal, um das Schulprojekt „Wissen macht stark“ von Natalie Moosmann zu unterstützen. Auch heuer, Ende Juli, wird der Zunftmeister wieder 14 Tage lang vor Ort sein.
Mit Herz und Hirn
Bis dahin zaubert er auch hierzulande wieder Freude in die Gesichter der Menschen. Zur Funkenzunft gekommen ist der gebürtige Bludenzer durch einen ehemaligen Nachbarn. „Der hatte Söhne in meinem Alter und hat uns motiviert, mitzumachen“, erinnert er sich. Mittlerweile sind daraus zwei Jahrzehnte geworden – stets mit der Devise im Fokus: „Missstände aufzeigen, ja. Spitze Zunge, ja. Aber niemals das Herz und Hirn dahinter vergessen.“
Gesundheit und Zeit für Familie und Freunde ist wichtiger.
Christian Pellini
Zur Person
Christian Pellini
hält den Bürgern als Zunftmeister gerne den Narrenspiegel vor
Geboren: 27. April 1973
Wohnort: aufgewachsen in Bludenz, wohnhaft in Nüziders
Laufbahn: gelernter Bierbrauer
Beruf: beim ÖGB in der Erwachsenenbildung tätig
Familie: in einer Beziehung mit Patricia, Tochter Anna (12)
Hobbys: Hobbys, leidenschaftlicher Motorradfahrer (BMW)