Eine Idee gedeiht prächtig

40 Jahre Mutter-Kind-Pass: Karl Huber hat Entwicklung von Anfang an begleitet.
Wolfurt. (VN-mm) Er wird als eine der größten Erfolgsgeschichten der modernen Medizin gehandelt. Die Rede ist vom Mutter-Kind-Pass, der heuer 40 Jahre alt wird. Mögen sich Expertengremien in Wien nun mit diesem Jubiläum schmücken, bleibt doch die unumstößliche Tatsache, dass die Wurzeln des Mutter-Kind-Passes in Vorarlberg liegen. Seine „Ur-Väter“, Leopold Bischof und Hubert Berlinger, leben nicht mehr. Dafür gedeiht ihre Idee weiterhin prächtig.
Die Entwicklung von Anfang begleitet hat Karl Huber. Der langjährige Geschäftsführer des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) ist so etwas wie das geistige Archiv des aks. „Ich muss öfter als Zeitzeuge herhalten“, meint der sportliche Pensionist. Aber: „Es ist schön, hin und wieder gebraucht zu werden.“ Sein neuestes Werk zählt über 90 Seiten und lässt 50 Jahre aks Revue passieren. Wochenlang stöberte Huber dafür in alten Unterlagen. Nun liegt alles fein säuberlich dokumentiert vor. Da dürfen natürlich auch die Anfänge des Mutter-Kind-Passes nicht fehlen, die bis ins Jahr 1968 zurückgehen.
20 Schilling Selbstbehalt
Zu dieser Zeit trat der gebürtige Salzburger seine Stelle im aks an. Dabei wollte er nur zwei bis drei Jahre woanders hin und dann wieder heim nach Saalfelden. Inzwischen ist Vorarlberg seine Heimat geworden. Die Entwicklung des Mutter-Kind-Passes zur heutiger Form kommt ihm flüssig von den Lippen. Der Siegeszug begann mit einem Vorsorgeprogramm für Schwangere. Es sah drei Untersuchungen vor, die der Hausarzt ebenso durchführen konnte wie ein Gynäkologe. „Trotz eines Selbstbehalts von 20 Schilling lag die Beteiligung bei 80 Prozent“, erzählt Karl Huber, noch immer unverkennbar stolz darauf. „Wenn ein Produkt und die Infrastruktur dazu gut sind, wird es angenommen“, merkt er mit Hinweis auf die erst später eingeführte Geburtenbeihilfe an.
Ein Jahr später startete auf Initiative von Albrecht Dür die Säuglingsvorsorge. Auch hier das gleiche Bild: fast 90 Prozent Teilnahme. Der kleine Selbstbehalt schreckte die Eltern nicht. Alle Untersuchungsergebnisse wurden auf Karten vermerkt. „Grün für die Schwangerenvorsorge, Orange für die Kinder“, erinnert sich Karl Huber. Doch das System zeigte eine eklatante Schwäche: Die Karten gingen nach der anonymen Auswertung durch den aks nämlich wieder zurück an den Arzt. „Die Mutter hatte praktisch nichts in der Hand“, sagt Huber. Aus diesem Grund erarbeiteten die kreativen Vorsorgemediziner eine Unterlage im Passformat.
Auf Ländle-Version gestutzt
1971 pilgerte Leopold Bischof, den Karl Huber als „Arbeitstier mit viel Fingerspitzengefühl“ beschreibt, mit den Pass-Unterlagen nach Wien zur damaligen Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter. Angetan davon berief sie ein Gremium ein, das die Weiterentwicklung übernehmen sollte. Doch heraus kam „ein Wust von einem Werk, das sich nicht umsetzen ließ“. Die Ärzte hätten nur gejammert. 1974 wurde der Mutter-Kind-Pass, liebevoll Muki genannt, schließlich auf die handliche, aus Vorarlberg stammende Version zurechtgestutzt.
Karl Huber, der die aks-Geschäfte insgesamt 36 Jahre führte, spricht von einem stets spannenden Berufsleben. „Man war nicht nur Verwalter, sondern immer mitten drin“, beschreibt er die Vorzüge seines ehemaligen Jobs. Ständig wurden neue Projekte kreiert, auch wenn sich, wie er schmunzelnd anfügt, manche als Rohrkrepierer erwiesen. Der Mutter-Kind-Pass zählt mit Sicherheit nicht dazu.
Trotz eines Selbstbehalts lag die Beteiligung bei 80 Prozent.
Karl Huber
Zur Person
Karl Huber
Geboren: 1944 in Saalfelden
Wohnort: Wolfurt
Beruf: Pensionist
Hobbys: Skitouren, Biken, Rennradfahren, Bergwandern, Bergtouren