Fürs Wichtige frei werden

Für Johannes Lampert von der Jungen Kirche hat die Fastenzeit durchaus bereichernde Qualitäten.
Feldkirch. (VN-tm) Gut, nötig hätte er es nicht. Wenn man Fasten ausschließlich zur Gewichtsreduktion betreibt, braucht Johannes Lampert wirklich nicht mitzuspielen. Der Gedanke allein amüsiert ihn. Er hat die zeitweilige Lebensumstellung zu ganz anderem Zweck vor vier Jahren für sich entdeckt. Die Ausgangsbasis war denkbar schlecht. „In meinen rebellischen Jahren habe ich bewusst am Aschermittwoch einen Kebab verdrückt“; ihm schien es widersinnig, exemplarisch einmal im Jahr zu fasten. Aber dann kam er ins Grübeln. „Ich dachte mir, wenn ich schon so klug bin und alles durchschaue, könnte ich die Zeit genauso gut auch für mich nutzen.“ Zugute kam ihm, dass seine Freundin Vegetarierin ist. „Also habe ich vor vier Jahren damit angefangen: Von Aschermittwoch bis Ostern kein Fleisch, keine Zigaretten, kein Alkohol.“
Mit Einbrüchen
Und das klappt? „Teilweise.“ Lampert schmunzelt. Trotz kleiner Einbrüche verliert er dabei das Ziel nicht aus den Augen. Es lautet „Bewusstsein“. Der Begriff zieht sich wie ein roter Faden durch all seine Erzählungen. Anfänglich hat Johannes Lampert in Innsbruck Politik studiert und es auch fast zu Ende gebracht. Aber dann schob er zwei Jahre Theologie dazwischen – Stichwort Bewusstsein. Er hat sich, als die staatlichen Förderungen wegfielen, einen Job gesucht. „Irgendeinen.“ Fabriksarbeit war ihm aus der Schweiz schon geläufig. „Aber dann hat mir die Katholische Kirche etwas mit mehr Inhalt angeboten.“ Stichwort Bewusstsein. Und da werkelt er nun. Als Teil des Teams der Jungen Kirche. Zu 70 Prozent angestellt. Mit dem Auftrag, kirchenkritische Jugendliche anzusprechen und ausgestattet mit sehr viel Freiraum. Er vergräbt sich auf Workshopwochen mit Jugendlichen in einer Hütte und lässt dort unter Anleitung von Profis aus Film, Musik und Gestaltung der Kreativität freien Lauf. Oder lädt 40 Jugendliche heuer zum zweiten Mal zur „Ziellos-Reise“ ein. Sie starten gemeinsam am 14. April 2014 mit Rucksack, Reisebus, Landkarte und Zirkel und lassen sich eine Woche lang täglich woanders hin treiben. Im Vorjahr landete die Reisegesellschaft in Antibes. Johannes Lampert nennt seinen Job „offene Jugendarbeit“. Einzige Bedingung seiner Auftraggeber: „Eine spirituelle Note muss es haben.“ Stichwort Bewusstsein.
Vielfacher Gewinn
Das leitet ihn auch zum Fasten an. „Es geht mir dabei nicht nur um Konsumverhalten oder Nahrungsverzicht.“ Ganz praktisch gewinnt Lampert zunächst einmal Zeit. „Wenn etwa Samstagabend-räusche wegfallen, steht plötzlich der ganze Sonntag zu Verfügung.“ Lampert gewinnt Lebensqualität. In der Fastenzeit radelt er zur Arbeit, von Muntlix nach Feldkirch. „Das macht den Kopf frei.“ Und er gewinnt Einsichten. Das ist am schwersten in Worten auszudrücken. „All die Dinge und Personen, über die ich glaube, mich identifizieren zu müssen“, schaut sich Lampert in der Fastenzeit genauer an. Tätigkeiten, „die ich sonst schleifen lasse“, erhalten wieder Platz in seinen Tagen. Die Musik steht da ganz oben. So geraten ihm die Fastentage eigentlich weniger verlustreich, sondern im eigentlichen Sinn bereichernd.
Ich komme mehr zu den Dingen, die ich sonst schleifen lasse.
Johannes Lampert
Zur Person
Johannes Lampert
fastet selber heuer im vierten Jahr.
Geboren: 18. Jänner 1984
Ausbildung: Theologie- und Politikstudium in Innsbruck, beides noch nicht fertig
Laufbahn: zu 70 Prozent in der Jungen Kirche angestellt, macht quasi offene Jugendarbeit.
Familie: ledig