Gerne freiwillig auf Achse

Wetter / 14.07.2014 • 18:31 Uhr
Bei Peter Gerstgrasser fühlt sich Klaus Martin gut aufgehoben. Der Behindertenfahrdienst ist für beide eine Bereicherung. Foto: VN/Steurer

Bei Peter Gerstgrasser fühlt sich Klaus Martin gut aufgehoben. Der Behindertenfahrdienst ist für beide eine Bereicherung. Foto: VN/Steurer

Peter Gerstgrasser engagiert sich als Fahrer des Behindertenfahrdienstes.

Thüringen. (VN-mm) Routiniert schiebt Peter Gerstgrasser den Rollstuhl mit Klaus Martin in das Rotkreuz-Fahrzeug, fixiert ihn fachgerecht und fährt los. Es wirkt, als ob er nie etwas anderes getan hätte. Dabei kam der pensionierte Buchhalter und Lohnverrechner mit solchen Tätigkeiten bislang nie in Berührung. Als das Rote Kreuz und der Zivilinvalidenverband jedoch Freiwillige für die Aufrechterhaltung des Behindertenfahrdienstes suchten, war Peter Gerstgrasser zur Stelle. „Ich habe im Leben immer Glück gehabt. Jetzt kann ich etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, begründet er sein ehrenamtliches Engagement.

Alternative gesucht

Im Sommer des vergangenen Jahres schränkte das Rote Kreuz den Behindertenfahrdienst auf die normalen Betriebszeiten ein. Das bedeutete für die Nutzer dieser freiwilligen sozialen Dienstleistung, dass sie sich nach 19 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen um andere Transportmöglichkeiten kümmern mussten. Der Aufschrei war groß. Deshalb wurde gemeinsam mit dem Land nach einer Alternative gesucht. Ehrenamtliche sollten künftig die außertourlichen Fahrten übernehmen. Tatsächlich fielen entsprechende Aufrufe auf fruchtbaren Boden. Von 30 Interessierten, die sich gemeldet hatten, blieben 18 übrig, die den Behindertenfahrdienst nun mittragen. Einer von ihnen ist Peter Gerstgrasser.
Der gebürtige Feldkircher, der zwischenzeitlich in Thüringen wohnt, steht im Bezirk Bludenz zumindest noch allein auf weiter Flur. „Schade“ meint er, denn die Tätigkeit sei eine sinn- und wertvolle, und der Aufwand halte sich in Grenzen. Zwei bis drei Einsätze pro Monat sind es derzeit, wobei Gerstgrasser davon ausgeht, dass der Fahrdienst im Sommer wohl öfter in Anspruch genommen wird, da es auch mehr Veranstaltungen gibt. Aber das lässt er auf sich zukommen. Gerüstet ist er ja.

Gewöhnungsbedürftig

Die Einschulung auf das Rotkreuz-Fahrzeug funktionierte problemlos. Bei 18.000 Kilometer pro Jahr, die Peter Gerstgrasser privat zusammenbringt, mangelt es weiß Gott nicht an Fahrpraxis. Lediglich die Größe des Autos war gewöhnungsbedürftig. „Der Radius ist doch ein ganz anderer als der eines Pkw“, musste er zur Kenntnis nehmen. Mittlerweile hat der Vater von drei erwachsenen Kindern aber alles bestens im Griff. Er fühlt sich auch keineswegs eingeengt durch die Bereitschaft. „Ich kann die Fahrt übernehmen oder ablehnen, wenn es sich nicht ausgeht“, erklärt Peter Gerstgrasser. In einem solchen Fall würde er sich mit anderen Fahrern kurzschließen. Bis dato musste er, zur eigenen Freude übrigens, noch keine Fahrt absagen.

Wird Peter Gerstgrasser angefordert, reserviert er beim Roten Kreuz das Auto, holt den Klienten ab, bringt ihn an den gewünschten Ort und zurück. Anschließend fährt er auch das Fahrzeug wieder in die Garage. Also alles ganz unkompliziert. Der Lohn für die Verfügbarkeit ist Dankbarkeit. Wie bei Klaus Martin. Der Ludescher zählt zu den Stammkunden von Gerstgrasser. Seit 1997 sitzt er als Folge einer Hirnblutung im Rollstuhl. Seine Leidenschaft für Sport und andere Veranstaltungen hat sich Klaus trotzdem bewahrt. „Der Behindertenfahrdienst ermöglicht mir die nötige Mobilität“, sagt er. Peter Gerstgrasser nickt zustimmend. Freiwillige sind übrigens nach wie vor gefragt.

Mit dieser Arbeit kann ich etwas an die Gesellschaft zurückgeben.

Peter Gerstgrasser

Zur Person

Peter Gerstgrasser

Geboren: 6. Mai 1950 in Feldkirch

Wohnort: Thüringen

Familienstand: verheiratet, 3 Kinder

Beruf: Pensionist

Hobbys: Wandern, Radfahren