Ein Kopf voller „Talente“

Gernot Jochum-Müller zieht die Fäden für „neue“ Währungen in Vorarlberg.
Dornbirn. (VN-mam) Er weiß seit Langem von der wachsenden Sehnsucht nach stabilen Konzepten für eine Geldschöpfung, deren Profiteure nicht mehr die Banken sind. Die Wertschöpfung soll dezentral in der Region bleiben. Der geradlinige Unternehmensentwickler Gernot Jochum-Müller engagiert sich über sein berufliches Tun hinaus für komplementäre Währungen im Rahmen des Vereins Talente und der Allmenda-Genossenschaft. Bereits vor neun Jahren wurde er über Josef Kittinger vom Bildungshaus Arbogast und Russ-Preis-Trägerin Hildegard Breiner aktiv. Das Tauschsystem Talente wurde gegründet.
„Da es viele Projekte gibt, haben wir 2007 zusätzlich zum Verein eine Genossenschaft gegründet, die auch die Dorfwährung in Langenegg und den VTaler herausgibt. Die Genossenschafter haben auch das Bürgerkraftwerk in Bregenz realisiert“, erzählt Jochum-Müller. „Jeder hat Fähigkeiten und Kenntnisse, die für andere wertvoll und brauchbar sind.“ Diese können innerhalb des Netzwerks getauscht, geschenkt oder verliehen werden. Um die Sache einfach zu machen, richten sich Talente nach der Zeit, die aufgewendet wird. So entsteht ein wachsender Strom aus Talenten, die in Vorarlberg kursieren. Die Region und ihre Menschen verbinden sich zu einer kooperativen Gemeinschaft.
„Da sich die Aktivitäten sehr gut entwickelt haben und wir von der Software bis zu rechtlichen Grundlagen vieles erarbeitet haben, fanden wir zahlreiche Gruppen, die sich unserer Idee angeschlossen haben. Heute schreiben Studierende und Doktoranden an Universitäten von Paris über London bis in die USA über unser Modell.“ In der Fachliteratur wird das Vorarlberger Beispiel als eine der 15 besten komplementären Währungen der Welt beschrieben.
Regionen in Frankreich, das Bundesamt für Sozialversicherungen der Schweiz, Stiftungen aus Deutschland, Gemeinden und Regionalentwickler in Österreich suchen die Zusammenarbeit. „Das sind tolle Anerkennungen für einen Verein, der ohne Angestellte geführt wird“, freut sich der kaum im medialen Vordergrund agierende Dornbirner. „Damit Talente auch in der Schweiz oder in Wien ausgegeben werden können, haben wir eine Organisation gegründet, die für Tauschsysteme im deutschsprachigen Raum den Austausch und die Verrechnung der Währungen organisiert.“
Nutzen für Generationen
Wie er seine Tätigkeit als Unternehmer zeitlich mit den Ehrenämtern vereinbart? „Das brauchte eine klare Entscheidung. Unser Ziel ist nicht der maximale Gewinn. Es soll für mich und meine Frau Sabine Zeit für die Familie und natürlich Engagement bleiben. Andere haben ein Boot auf dem See oder reisen gerne und lange, wir engagieren uns lieber für nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen, die auch für die nächsten Generationen einen Nutzen stiften.“
Verein und Genossenschaft sind an die Grenzen gestoßen, sie arbeiten noch (zu)viel ehrenamtlich. „Deshalb suchen wir Personen, die sich mit uns engagieren wollen“, so sein Anliegen. „Ich freue mich über alle, die gerne mitmachen oder auch konkrete Verantwortungen übernehmen wollen. Zu tun gibt es genug.“
Wir haben die Grundlagen, um neue, den Euro ergänzende Systeme umzusetzen.
Gernot Jochum-Müller
Zur Person
Gernot Jochum-Müller
ist Unternehmensentwickler und im Vorstand von Allmenda sowie Obmann von Talente Vorarlberg
Geboren: 20. Juni 1970
Wohnort: Dornbirn
Familie: verheiratet mit Sabine, drei Töchter
Informationen unter
www.talente.cc, www.allmenda.com,
www.zart.org,
www.jochum-mueller.at