Zurück ins Leben danach

Weltschlaganfalltag. Monika Mair-Fleisch unterstützt als Logopädin die Reha.
bregenz. (VN-mm) Sie strahlt Ruhe aus, spürbar auch für das Gegenüber. Dass sich Menschen in ihrer Nähe wohlfühlen, bedeutet Monika Mair-Fleisch viel, eigentlich alles. Denn als Logopädin kommt sie hautnah mit jenen in Kontakt, die Hilfe brauchen. „Und Therapie kann nur in einer Atmosphäre der Hoffnung gebenden Wertschätzung, Ruhe und Freundlichkeit gelingen“, weiß Mair-Fleisch. Seit 26 Jahren arbeitet sie bei der Sozialmedizinischen Organisation (SMO) in Bregenz. Als Stellenleiterin organisiert sie das Zusammenspiel der Disziplinen, die Patienten auf dem Weg der Rehabilitation begleiten. Es sind hauptsächlich Schlaganfallbetroffene. 615 betreute die SMO im vergangenen Jahr.
Selbstständigkeit im Alltag
Heute ist Weltschlaganfalltag. Immer öfter trifft die Erkrankung auch jüngere Leute. Doch egal welchen Alters: „Für diese Menschen verändert sich schlagartig alles“, sagt Monika Mair-Fleisch. Das gesamte soziale Gefüge gerät durcheinander. Familie, Freunde, Beruf: „Bei einem Schlaganfall gibt es immer ein Leben davor und danach.“ Dieses Leben danach so gut wie möglich zu gestalten, ist Ziel aller Reha-Maßnahmen. Nur für einen kleinen Teil der Patienten geht es zurück in einen normalen Alltag. „Glücksfälle“ nennt sie die Logopädin. Für das Gros der Betroffenen heißt es mitunter hart arbeiten und Neues lernen. „Es geht in erster Linie um die Wiederherstellung oder zumindest Verbesserung von Fähigkeiten für die Selbstständigkeit im Alltag und in der Lebenswirklichkeit des Patienten“, präzisiert Mair-Fleisch.
Lust aufs Lernen machen
Das kann beispielsweise die Freizeitgestaltung, die Beschäftigung bzw. Arbeit, die Haushaltsführung, das Zusammenleben in der Familie oder der Nachbarschaft betreffen. „Bei allen Bemühungen ist aber stets vorrangig, was der Patient für sich als wichtig erachtet. Es gilt, ihm Träume und Visionen zu lassen. Unsere Aufgabe muss es sein, ihm wieder Lust auf das Lernen zu machen“, beschreibt Monika Mair-Fleisch die Herausforderungen, die gleichzeitig dem neuesten Stand der Hirnforschung entsprechen. Dass die tagesklinischen Einrichtungen der SMO in den Stadtzentren liegen, kommt da sehr gelegen. „Auf diese Weise können wir unsere Klienten buchstäblich wieder mitten ins Leben holen.“ Aus den Worten von Monika Mair-Fleisch spricht Begeisterung für das, was sie tut. „Was wir mit Freude, Humor und Leidenschaft machen, machen wir gut“, lautet auch ihr eigenes Motto.
Mitleid lässt die sympathische Frau nicht zu, Mitgefühl sehr wohl. „Würde ich mitleiden, würde ich irgendwann ausbrennen“, erklärt die gebürtige Tirolerin ihre Form von gesunder Abgrenzung. Nach so langer Zeit weiß sie, was sie aushalten kann. Auch der Austausch im Team, Supervision und Bewegung reinigen die Psyche wirksam. Als ebenso heilsam empfindet sie die Balkongespräche mit den Kolleginnen und Kollegen. „Dieser Balkon ist nur für uns da“, merkt Monika Mair-Fleisch erklärend an.
Praktische Arbeit leisten
Zur SMO kam sie 1988, nach ihrer Ausbildung an der Uniklinik Innsbruck. Schon damals war das Interesse für Neurologie und die Hirnforschung gegeben. Weil sie praktisch arbeiten wollte, in ihrer Umgebung jedoch keine Stelle frei war, entschied sie sich, für ein Jahr nach Vorarlberg zu gehen, wo die SMO Bedarf an einer Logopädin hatte. „Es wurde ein langes Jahr“, stellt Monika Mair-Fleisch mit einem zufriedenen Lächeln fest.
Es ist wichtig, dem Patienten Träume und Visionen zu lassen.
Monika Mair-Fleisch
Zur Person
Monika Mair-Fleisch
Geboren: 4. Jänner 1968 in Innsbruck
Wohnort: Bregenz
Familienstand: verheiratet
Beruf: Logopädin, SMO-Stellenleiterin Bregenz
Hobbys: Radeln, Wandern, der See, Kochen