Wie ein leises Anfragen

Schwester Emmanuela folgte mit 32 Jahren dem Ruf zu einem
Leben als Nonne.
Hohenweiler. (VN-pes) Rund 330 Mönche und Nonnen leben in 29 Gemeinschaften in Vorarlberg, 19 davon sind in Ausbildung. Papst Franziskus hat in Anerkennung für ihr Tun 2015 zum Jahr der Berufung erklärt. Doch was bewegt Menschen in der heutigen Zeit dazu, sich einem Leben als Ordensmann oder -frau zu verschreiben? Eine, die es wissen muss, ist Schwester Emmanuela. Vor drei Jahren hieß die gebürtige Grazerin noch Johanna Kandlhofer. Und vor vier Jahren noch war sie überzeugt, einmal Ehefrau und Mutter zu werden. Doch dann kam alles anders.
Es war mit 15 Jahren, nach einem Jugendgottesdienst, als sie begann, sich intensiv mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Zuvor hatte die Religion in ihrem Leben keine besondere Rolle gespielt. Ein anderes Mädchen inspirierte sie: „Ich konnte ihr ansehen, dass dieser Gott für sie eine Bedeutung hat“, sagt sie. Aber Nonne werden? „Ich war mir sicher, ich würde heiraten, Kinder bekommen, und die gehen dann ins Kloster“, lacht Emmanuela. Etwas ernster sagt sie: „Mit 18 oder 19 war ich noch nicht bereit dafür.“
Entscheidung mit 31
Sie engagierte sich im Pfarrgemeinderat, ging gerne in die Kirche. Doch noch mit 31 Jahren war für sie die Berufung kein Thema. Johanna Kandlhofer ging gern mit Freunden weg, bereiste Europa, auch ihren Beruf als Krankenschwester – „mit Menschen arbeiten und ein bisschen organisieren“ – mochte sie. Mit 32 dann wurde ihr klar: „Entweder ich versuch’s jetzt oder werde mein Leben lang darüber nachdenken.“
Unter Tränen erzählte sie ihrem Pfarrer von dem immer stärker werdenden Ruf, er stellte dann den Kontakt zu den Zisterzienserinnen her. Für eine Woche ging sie zur Probe nach Gwiggen. Schon als Johanna in ihrer ersten Messe in Mariastern saß, wusste sie: „Das ist das Richtige.“ Kurze darauf trat sie als Kandidatin in den Orden ein.
Das erste Jahr trug sie noch zivile Kleidung und ihren bürgerlichen Vornamen. Nach der Kandidatur wurde sie Novizin, bekam die schwarz-weiße Zisterzienserinnenkluft, den Habit, und ihren Ordensnamen, der von Immanuel (deutsch: „Gott mit uns“) abgeleitet ist. Die Zisterzienserinnen sind nicht missionarisch tätig, sondern widmen sich vor allem dem Gebet. Streng geregelt ist der Tagesablauf in Mariastern.
Um 4:53 Uhr klingelt morgens Emmanuelas Wecker, um 5:15 Uhr beginnt der Tag mit dem ersten gemeinsamen Gebet. „Das ist meine liebste Gebetszeit“, schwärmt sie. Dann, nach dem Frühstück, folgen weitere: die Laudes, die Messe, die Terz. Dann ist es noch nicht einmal 9 Uhr. Als Schwester in Ausbildung muss die 35-Jährige zum Unterricht: Ordensgeschichte, Psalmen, Latein. „Meine Lateinlehrerin hat es schwer mit mir“, lacht sie, denn Latein hatte sie nicht in der Schule. Auch am Mittag und am Abend ist dann beten angesagt.
Auch die Arbeit in der Küche, dem Gästehaus des Klosters und der Waschküche macht ihr Freude. In der wenigen Freizeit liest sie am liebsten oder löst Rätsel.
„Ich spüre den Verzicht“
Doch wie fühlt er sich an, dieser Ruf zum Dienst als Ordensfrau? „Es ist wie ein leises Anfragen“, sagt Emmanuela. Zwar gibt sie im Hinblick auf das Leben, das sie aufgab zu: „Ich spüre den Verzicht“, und auch die Beziehung zu ihrer Mutter litt unter ihrer Entscheidung, Nonne zu werden. Der richtige Weg, sagt sie, war es trotzdem. „Hier kann ich Gott nahe sein in einer Weise, wie ich es draußen nicht gekonnt hätte“, sagt die angehende Ordensfrau.
Mit 18 oder 19 war ich noch nicht bereit dafür.
Schwester Emmanuela Kandlhofer
Zur Person
Schwester Emmanuela Kandlhofer
Ordenschwester in Ausbildung im Kloster Mariastern-Gwiggen
Geboren: 1979 in Graz
Ziviler Beruf: Krankenschwester
Ordensname: Maria Emmanuela, Ordensfrau in Ausbildung seit 2011