Berufung für die Natur

Wetter / 20.03.2015 • 18:54 Uhr
Sehnsucht nach Landwirtschaften seit dem Kinderalter: Katharina Ruff.  Foto: M. Mathis
Sehnsucht nach Landwirtschaften seit dem Kinderalter: Katharina Ruff. Foto: M. Mathis

Katharina Ruff macht als einzige Österreicherin das „Umweltjahr“ in der Landwirtschaft.

Dornbirn. (MaM) Das „Landwirtschaften“ hat sie familiär nicht geerbt: Für die zierliche Katharina hatten Schafe und Ziegen aber schon als Kind einen besonderen Reiz. Nach der Matura am BORG Egg
im Naturwissenschaftszweig war ihr Berufswunsch noch unklar. Zur Orientierung begann sie im vergangenen Herbst das „Freiwillige Umweltjahr“ und bekam einen Platz beim Betriebshelferdienst der Landwirtschaftskammer. Mehrere Monate konnte Katharina auf einem Biobauernhof in Sulzberg punktgenau das tun, was sie zuvor nebulos eigentlich „gelockt“ hatte: Melken, Füttern, Heu-Arbeit, Zäunen und Abzäunen der Freilaufflächen für die Tiere. Und das Traktorfahren machte zusätzlich Spaß. Den Führerschein dafür hatte sie bereits in der Tasche. „Ich war weitgehend selbstständig und wusste sehr rasch, was auf einem Bauernhof eben notwendig ist.“ Zu den Aufgaben zählten auch das Sauberhalten des Hofs und die Pflege der Maschinen. „Ganz besonders mag ich die Schweine, der Geruch stört mich nicht mehr.“

Innendienst ist „anders“

Seit Jänner und noch bis Ende dieses Monats sitzt Katharina Ruff im Innendienst der Kammer. Dort bekommt sie Einblick in jeden Fach­bereich. „Das ist interessant, nur die körperliche Arbeit fehlte mir zunächst ein wenig. Außerdem hat man in der Verwaltung fixe Zeiten, im Unterschied zu draußen.“ Aber sie wird ja nochmals auf einen Hof vermittelt, wo Betriebshilfe notwendig ist. Parallel zum Freiwilligen-Einsatz absolvieren die Teilnehmer verpflichtend einen begleitenden Lehrgang mit den Schwerpunkten Berufs­orientierung, Umweltbildung, Persönlichkeitsentwicklung und Projektmanagement, sie müssen ein Umweltprojekt organisieren und umsetzen. Katharina will gemeinsam mit einer Tirolerin einen Bio-Einkaufsführer in gedruckter Form entwickeln.

Bereits jetzt weiß die junge Dornbirnerin, wo sie einsteigen will und wird: Studium der Agrarpädagogik oder der Veterinärmedizin. Beide Zweige eröffnen ihr danach Berufschancen. Was ihr aufgrund der praktischen Erfahrungen aus dem Mund sprudelt: „Der Wert der Leistung bäuerlicher Betriebe wird in der Gesellschaft weit unterschätzt. Die Familien sind rund um die Uhr beschäftigt. Im kleinstrukturierten Vorarlberg gilt dies für konventionell ebenso wie für biologisch wirtschaftende Bauern. Nicht artgerechte Haltung der Nutztiere betrifft Einzelfälle.“ Sie sagt das, während ihr Blick vom Siedlungsrand in Dornbirn-Haselstauden über die Wiesen vor dem Garten schweift. Dabei erstaunt, wie Katharina konsequent ihren Weg geht. „Meine Eltern und die Verwandtschaft haben mich nie negativ beeinflusst.“ Mit ihrem Freundeskreis geht sie an Wochenenden gerne auf dies und jenes Fest feiern.

Ein Paradebeispiel

Katharina Ruff ist ein Paradebeispiel für das Projekt der Jugend-Umweltplattform JUMP, die das „Freiwillige Umweltjahr“ (FUJ) trägt und organisiert. Junge Menschen arbeiten sechs bis zwölf Monate bei einer Organisation aus dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich mit, so bei Klimabündnis, WWF oder Greenpeace. Seit knapp zwei Jahren kann der Einsatz als Zivildienstersatz angerechnet werden. Die Teilnehmer sind 34 Stunden pro Woche für die jeweilige Organisation tätig und erhalten dafür Familienbeihilfe, Taschengeld, Unterkunft, Verpflegung und das Jugendverbundticket. Für die Dauer ihres Einsatzes sind sie unfall-, kranken-, pensions- und haftpflichtversichert. Geschäftsführerin Claudia Kinzl: „Im Landwirtschaftsbereich haben wir wenig Partner. Einzelunternehmen sind vom Programm ausgeschlossen, im Falle
der Landwirtschaftskammer handelt es sich um den sozialen Betriebshelferdienst. Interessierte können sich noch bis 31. Mai bewerben.“

Die Konsumenten ­werden langsam sensibler.

Katharina Ruff

Zur Person

Katharina Ruff

Geboren: 18. August 1995

Familie: ledig

Hobbys: Zeichnen, Freunde treffen