Federvieh als Passion

Wetter / 02.04.2015 • 20:12 Uhr
Andreas Marte mit den Hühnern Helena und Agnes „in seinem Element“.  Foto: Bianca Längle
Andreas Marte mit den Hühnern Helena und Agnes „in seinem Element“. Foto: Bianca Längle

Andreas Marte in Weiler hat sich bereits vor 25 Jahren dem Geflügel verschrieben.

Weiler. (MaM) Fast „über Nacht“ musste er sich entscheiden: Der Betrieb des elterlichen kleinen Hofes, in den er hineingeboren war, hatte drei Milchkühe und die notwendigen Stallungen, konnte aber nicht mehr rentabel geführt werden. Dem gelernten Schlosser Andreas Marte war schon klar, dass er ein neues „Standbein“ finden musste. Die Zucht alter Geflügelrassen und die Eigenvermarktung des Fleisches von Puten, Masthähnchen und – und Gänsen „war in Vorarlberg exotisch“, erinnert er sich.“ Das war damals ein heißer Lauf.“ Im Osten Österreichs hatte er sich zuvor ähnliche Betriebe genau angeschaut, und war seiner Intention gefolgt: „Was Neues zu machen, und unter den gegebenen Voraussetzungen weg vom Milchvieh.“ Begonnen hat dann alles mit dem Truthahn, „der bei uns vor 25 Jahren im Abseits stand“.

Frage der Haltung

Die Nachfrage gab ihm recht. „Alle alten Legerassen waren bald im ganzen Land gefragt – vom Blausperber, über die schwarze Bovan bis zum französischen Wildhuhn.“ Heute verkauft er die Reinzüchtungen an acht bis 10 Hobbyhalter-Familien, zur Weitermast. „Bei uns wird nichts gekreuzt, wir bieten auch „Grünleger“ an.“ Will heißen, dass die Hühner Eier in verschiedenen Farben legen. Bei Andreas Marte hat sich der Einsatz gelohnt. Ein Grundpfeiler ist die artgerechte Haltung und Fütterung ohne Antibiotika und Wachstumsförderer. Geflügelfleisch werde ja immer beliebter, aber der Konsument müsse wissen, woher es stammt. Vertrauen durch Nähe? „Wir leben das Motto Qualität vor Quantität, unsere Tiere werden noch beim Namen gerufen“, sagt Andreas Marte, der sich als „ganz kleiner Gefügelproduzent bezeichnet“: Der Nebenerwerb gemeinsam mit Gattin Carmen und den Kindern lohne sich jedenfalls. Von industrieller Massenhaltung ist die Familie Lichtjahre entfernt. Die Bilder von den Grausamkeiten in Großbetrieben ziehen bei so manchen Konsumenten durch den Kopf. Wer Martes Hof besucht und kennenlernt, spürt und sieht, dass hier ein anderer Geist herrscht. Alle Hühner sind robust und für die Auslaufhaltung prädestiniert. Masthähnchen werden als drei- bis vierwöchige Küken angeboten, „sie benötigen in einem zugfreien Stall keine Wärmelampe mehr, das Anfangsfutter wird bereitgestellt.“

Authentisch

Willkommen sind Kinder. Schule ist die freie Natur, die Klassenzimmer Acker, Wiese, Wald und das Stallgebäude. Mit Freude wird Schülern und anderen Gruppen der Weg der Nahrungsmittel von der Produktion bis auf den Küchentisch erklärt und gezeigt. So bekommt schon der Nachwuchs einen erlebbaren Eindruck vom Bauernhof. Von spektakulären Vermarktungsaktivitäten hält Andreas Marte wenig. Mundpropaganda bewähre sich bestens. Er ist Mitglied von „Ländle Bur“, der Vereinigung der Vorarlberger bäuerlichen Direktvermarkter, in welcher der Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern, die Beratung und Unterstützung durch das Vereinsbüro angeboten wird.

Das Ziel des Vereins liegt ebenso in der gemeinsamen Interessensvertretung der Direktvermarkter und somit in der Stärkung von Produkten, die über den Bauernmarkt oder Hofladen ihren Absatz finden. Marte wirkt selbst authentisch genug. Von E-Mail und Internet-Auftritt hält er wenig. Eine Handy-Nummer genügt, um erreichbar zu sein. Lieber schultert er in der knappen Freizeit den Jagd­rucksack und geht auf die Pirsch.

Habe die Entscheidung nie bereut, obwohl es ein heißer Lauf war.

Andreas Marte

Zur Person

Andreas Marte

Geboren: 4. April 1963 in Feldkirch

Beruf: gelernter Schlosser, Nebenberuf Gefügelhalter

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Gefügel sind sein Leben