Der Garten muss warten

Seit 45 Jahren ist Hubert Müller als Sammler für das Vorarlberger Kinderdorf unterwegs.
Altach. (VN-mm) Viel Zeit hat Hubert Müller derzeit nicht. “Rasenmähen geht gerade noch”, merkt er lachend an. Ansonsten ist der Pensionist vollauf mit der Haussammlung für das Vorarlberger Kinderdorf beschäftigt. Drei bis vier Stunden jeden Tag macht er sich auf den Weg, klopft an Türen und bittet freundlich um eine Spende. Abweisungen erfährt Hubert Müller selten. Die Leute kennen ihn. In 45 Jahren ist da so etwas wie Vertrauen gewachsen, das sich in barer Münze für jene niederschlägt, die es brauchen. “Wir sind in einem Paradies zu Hause. Da können wir ruhig dazuschauen, dass es anderen auch gut geht.” Er sagt es voller Inbrunst und Überzeugung.
Schon jung begonnen
Hubert Müller war gerade einmal 19, als ihn die Ehrenamtlichkeit ereilte. “Früher sammelten die Lehrer. Dann änderte sich das und der Schuldirektor brauchte neue Leute”, erzählt er. Der Direktor, ein Cousin seiner Mutter, fragte quasi an der Quelle nach. “Wir waren ja neun Kinder”, erklärt Hubert Müller. Ob der Bub denn nicht sammeln gehen könnte, hieß es. Der Bub konnte und wollte. Zuerst eine Straße, dann noch eine und noch eine. Es wurden immer mehr Straßen. Und der junge Mann fand plötzlich Gefallen an dieser Tätigkeit. So ist es geblieben. Als er noch berufstätig war, nahm Hubert Müller sogar Urlaub. “Sonst wäre ich nie fertig geworden.” Und leere Listen abgeben war nicht seine Art.
Zwischenzeitlich organisiert der ehemalige Landesangestellte die gesamte Spendenaktion für das Kinderdorf in seiner Heimatgemeinde. Listen schreiben, austeilen, ergänzen: Auch Administratives fällt an. Doch das ist das kleinere Problem. Was Hubert Müller fehlt sind Sammler. Zehn hat er zur Hand. “Viel zu wenig”, bemerkt er. Freiwillige zu finden sei schwer, muss er zugeben. Also macht er sich auf die Socken.
Von Haus zu Haus
Der ganze Monat April gehört dem Vorarlberger Kinderdorf. Sogar der Garten muss warten. Rasenmähen einmal ausgenommen. Aber Hubert Müller braucht jeden Tag, damit er durchkommt. Bei schönem Wetter tingelt er mit dem Fahrrad von Haus zu Haus, ansonsten geht er zu Fuß die Straßen und Gassen ab. Wie auch immer: Das Wissen, damit etwas Gutes tun zu können, stimmt ihn zufrieden. Rund 8000 Euro geben die Altacher im Durchschnitt für das Kinderdorf. “Eine gute Summe”, befindet Hubert Müller, der sammeln möchte, so lange es geht. “Ich hoffe, es geht noch lange”, schließt er das Gespräch, um sich auf den Weg zu machen. Klinkenputzen für einen wichtigen Zweck.
Wir können ruhig schauen, dass es anderen auch gut geht.
Hubert Müller
Zur Person
Hubert Müller
Geboren: 17. 1. 1951 Hohenems
Wohnort: Altach
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder, 4 Enkelkinder
Beruf: Pensionist
Hobbys: der Garten, Wandern, Radfahren