Ein wahrer Tausendsassa

Der 64-jährige Landwirt Konrad Burtscher beteiligt sich vielseitig am Dorfgeschehen von St. Gerold.
St. Gerold. (VN-sas) Ohne Konrad Burtscher wäre die Gemeinde St. Gerold ein ganzes Stück ärmer, auch wenn der bescheidene Landwirt das so wahrscheinlich nicht unterschreiben würde. Der 64-Jährige beteiligt sich im Kreis mehrerer Vereine und Initiativen rege am Gemeindegeschehen.
Da wäre etwa der ortsansässige Obst- und Gartenbauverein (OGV), der vergangenes Wochenende im Geroldshus sein 80-jähriges Bestehen feierte. Nicht wegzudenken ist da Konrad Burtscher; er steht seit dem Jahr 1979 an der Spitze des Vereins. Seinen ersten Baumschnittkurs hat er bereits mit 18 Jahren gegeben. Bis heute ist er neben zahlreichen anderen Aufgaben dieser Tätigkeit treu geblieben und dafür im ganzen Tal bekannt.
Mehrere Hundert Bäume schneidet der aktive Walser pro Jahr. Bis ins Montafon ist seine Expertise gefragt. “Ein regelmäßiger Schnitt reduziert die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, und mehr Licht begünstigt zudem die Blüte”, liegen für den Experten die Vorteile auf der Hand.
Passionierter Schnapsbrenner
Das Engagement im Verein, dessen Mitgliederzahl seit 1979 von 15 auf knapp 200 angewachsen ist, bedeutet ihm sehr viel, sagt Burtscher. “Es ist aber auch zeitaufwendig. Oft komme ich gar nicht dazu, eine Mittagspause zu machen”, betont er. Doch das mache ihm nichts aus. “Ich schöpfe meine ganze Kraft und Energie aus der Schönheit der Natur. Manchmal bin ich vor Gerührtheit den Tränen nahe, wenn ich den Anblick der goldenen Natur genieße”, fügt er hinzu und lächelt sanft. Bäume haben es ihm besonders angetan. 50 Obstbäume nennt der Landwirt sein Eigen. Aus den Früchten wird mit Leidenschaft Süßmost gemacht oder Schnaps gebrannt. “Das mache ich schon, so lange ich denken kann.”
Doch damit ist sein vielseitiges Interessenspektrum längst nicht abgedeckt: So ist der Naturliebhaber seit 1968 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und gibt seit fast vier Jahrzehnten Gymnastikkurse. Letztere werden regelmäßig mit Yoga-Elementen oder Kneipp-Einheiten aufgepeppt. Auch in Sachen Fußreflexzonenmassage hat der körperbewusste Landwirt Tipps in petto. Seit mehr als 40 Jahren ist der Tausendsassa außerdem als Totengräber tätig.
“Zu viele Pläne”
Dass ohne die tatkräftige Hilfe seiner Frau (die beiden sind seit 1986 verheiratet) in der Landwirtschaft das Ganze nicht möglich wäre, dessen ist sich der Naturfreund bewusst. “Ich habe zu wenig Zeit und zu viele Pläne”, sagt der sympathische St. Gerolder.
Anfang Mai wird er seine wohlverdiente Pension antreten. Der fünf Hektar große Boden ist bereits verpachtet, die Kühe werden verkauft. Stillstand wird es für den energiegeladenen Walser aber noch lange nicht geben, wenngleich er auch seine Funktion als OGV-Obmann im Herbst in jüngere Hände legen möchte. “Ich werde mich natürlich weiter für den Verein engagieren. Nur kann ich mit dieser ganzen E-Mail-Schreiberei nichts anfangen. Da müssen Jüngere her”, sagt er. Pläne für seine Pension hat er bereits: “Ich möchte mich in Sachen Obstbau weiterbilden. Dafür fehlte mir bislang die Zeit.” Auch ein neuer Gymnastikkurs steht in den Startlöchern und eine längere Reise mit seiner Frau ist noch ausständig, wie er verrät: “Bis auf unsere zweitägige Hochzeitsreise ins Tirol bin ich noch nie verreist. Das würde ich gerne nachholen.”
Ich schöpfe meine ganze Kraft und Energie aus der Natur.
Konrad Burtscher
Zur Person
Konrad Burtscher
Obmann des Obst- und Gartenbauvereins St. Gerold
Geboren: 11. September 1950
Familie: verheiratet, vier Töchter
Beruf: Landwirt
Interessen: Natur, Feuerwehr, Gymnastik