Erfolg mit neuen Ideen

Heute startet das Festival „Tage der Utopie“. Hans-Joachim Gögl hat es mitbegründet.
Bregenz. (VN-kum) Er erfand neue Veranstaltungsformate: neue Formate der Begegnung, des Austauschs und des Kunstgenusses. Darauf ist Hans-Joachim Gögl stolz. Aber der Reihe nach. Der Kulturjournalist machte sich 1992 als Berater für Öffentlichkeitsarbeit selbstständig. „Anfangs machte ich Pressearbeit für Gemeinden und öffentliche Institutionen.“ Bald schon aber entwickelte er sich vom Dienstleister zum Gestalter, vom Berater zum künstlerischen Leiter von Festivals und Kongressen. Das erste neue Kongressformat, das er konzipierte, war „Tri“, ein internationales Symposium für energieeffiziente Architektur. Das kam so: „Ich hatte drei Kunden, die Solartechnik für Gebäude produzierten. Den Architekten diese Technik zu vermitteln, war Aufgabe des Kongresses.“
Gögl machte ihn zu etwas Besonderem. Denn: „Ich habe ihn als fliegendes Klassenzimmer gestaltet. Alle Teilnehmer machten mit dem Bus eine Exkursion und schauten sich herausragende Solararchitektur an. Danach fand eine Diskussion statt.“
Zukunft und neue Musik
Sein nächster großer Wurf gelang ihm mit den „Tagen der Utopie“. Mit 1400 Besuchern ist dieses (Bildungs-)Festival mittlerweile eines der größten im Bodenseeraum. Gögl und Josef Kittinger, der Leiter des Bildungshauses St. Arbogast, lernten sich kennen, kamen ins Gespräch und fanden, dass man ein Forum schaffen sollte, bei dem Experten nachhaltige gesellschaftspolitische Entwürfe bzw. Lösungen präsentieren können. „Frei nach James Bond: Kittinger und ich wollten die Lizenz zum Entwerfen, zum Träumen erteilen in einer Zeit, in der alternative Modelle verpönt waren.“ Das war 2003 die Geburtsstunde der Tage der Utopie. Die zwei Macher luden Spezialisten ein, die in Vorreiterprojekten arbeiteten und die zeigen konnten, was zukunftsfähige Entwicklungen sein könnten. „Zukunftsbilder erzeugen Freude und Mut. Sie zeigen machbare Wege und Lösungen auf. Das ist der Geist bei den Tagen der Utopie“, schwärmt Gögl von der inspirierenden Stimmung.
Aber noch etwas trägt zum Charme dieses Festivals bei. Denn man konzentriert sich nicht bloß auf die Zukunft. Man verbindet sie mit zeitgenössischer Musik. „Vor jedem Vortrag spielt ein Musiker. Heuer ist es ein Chinese. Wu Wei spielt auf einem traditionellen chinesischen Instrument klassische Musik“, informiert Gögl.
Die Verbindung von Musik und Dialog kennzeichnet auch seine nächste große Arbeit: die Montforter Zwischentöne. Gögl stellte mit dem Musikexperten Folkert Uhde für das Montforthaus Feldkirch eine große Musik- und Dialogreihe auf die Beine. Drei Mal im Jahr finden Konzerte, Dispute und Dialoge mit namhaften Experten und Künstlern statt. „Wir versuchen, wichtige inhaltliche Themen mit Musik zu verbinden, unter anderem wird es zum Beispiel Anfang Juli einen Dialog mit Konfliktforschern zum Thema Versöhnung geben. Dazu improvisieren ein Akkordeonspieler und eine Cellistin.“
Dass Gögl & Co. solche Leute wie etwa Tanja Singer, sie ist eine weltbekannte Expertin auf dem Gebiet der Empathieforschung, oder Jordi Savall, den weltweit einflussreichsten Gambenspieler, ins Ländle bringen, liegt an der außergewöhnlichen Dramaturgie der Veranstaltungen. „Es spricht sich herum, dass hier neue Wege gegangen werden.“ Der Bregenzer ist dankbar dafür, dass seine Veranstaltungsformate auf so viel Interesse stoßen, und dass er für sich einen neuen Beruf erfinden konnte, der ihm unheimlich Spaß macht.
Es spricht sich herum, dass hier neue Wege gegangen werden.
Hans-Joachim Gögl
Zur Person
Hans-Joachim Gögl
Geboren: 30. Juli 1968 in Lauterach
Ausbildung: Buchhändler, Gestalter von Kongressen und Festivals
Familie: zwei Kinder (17 und 13)
Hobbys: Mein Hobby ist mein Beruf. Für mich ist es ein Geschenk, so arbeiten zu dürfen.