Das Leben ist ein Theater

Dass bei der „Turandot“ auf dem See jedes Detail funktioniert, zählt zu den Aufgaben von Christina Steinböck.
Bregenz. (VN-cd) Während Techniker und Arbeiter dem nachgebildeten Teil der Chinesischen Mauer und den Figuren aus der Terrakottaarmee aus dem Grabmal des ersten Kaisers von China den letzten Schliff geben, beginnen auf der Seebühne in dieser Woche die Proben für die Oper „Turandot“, mit der die Bregenzer Festspiele am 22. Juli eröffnet werden. „Ich bin Mitglied einer großen Mannschaft, die für die Bühne zuständig ist“, gibt sich Christina Steinböck bescheiden. Die Herausforderung, die sich der jungen Mitarbeiterin in der Technik-Abteilung stellt, hat nicht unbedingt mit dem riesigen Ausmaß dieses Podiums zu tun. Kleine Details, auf die es ankommt, gibt es allerdings so viele, dass, wie sie betont, fast jeden Tag etwas Neues dazukommt.
Historische Recherchen
So war die Bühnengestalterin beispielsweise dafür zuständig, dass es auf der Bühne Mappen und Partituren bzw. Handschriften von Puccini gibt, die genau so aussehen wie die Originale. „Da waren historische Recherchen notwendig“, erklärt sie die bereits erledigten Aufgaben. Marco Arturo Marelli, der Regisseur und Bühnenbildner, wird in seiner Inszenierung von „Turandot“ auch das Ringen des Komponisten um dieses Werk thematisieren, das er letztendlich nicht mehr beendet hat.
An den Herausforderungen wachsen und scheinbar unlösbare Aufgaben zu bewältigen, dieses Motto der Festspieltechniker hat sie bereits zu ihrem eigenen gemacht: „Es ist für mich ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Bühnenbildner sagt, ich weiß nicht, ob es funktioniert, aber lass es uns doch einmal versuchen.“ Als sie zu ihrem Einstand bei dem Kulturunternehmen zum ersten Mal das Bild für die „Zauberflöte“ sah, die David Pountney mit Johan Engels auf dem See umsetzte, auf dem dann Drachenhunde und eine drehbare Halbkugel mit Krötenfüßen zu sehen waren, verbarg sie auch als Insiderin ihre Überraschung nicht. „Das war anders als alles andere, das jemals hier gestanden ist, aber letztlich hat es ja funktioniert.“
1986 in Wien geboren, hat Christina Steinböck in Vorarlberg das Gymnasium und die HTL absolviert. In der Bundeshauptstadt zählte ein Theaterbesuch zur Alltagsgestaltung, einen Teil des Sommers verbrachte die Familie aber immer am Bodensee, wo man die Festspielproduktionen der letzten Jahrzehnte mitverfolgte. Die Berufswahl war dann allerdings nicht vorgezeichnet. Nach einigen Semestern in Politikwissenschaft und Spanisch entschied sie sich erst einmal für einen Studienaufenthalt in Sevilla und kam zum Entschluss, Bühnengestalterin zu werden. Heute hält sie es für absolut ratsam, gerade in einer Existenzkrise etwas auszuprobieren, das auf den ersten Blick vielleicht verrückt erscheint. Der Wechsel an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz war auch aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung. „Das Leben ist ein Theater, und ich brauche das Theaterchaos“, sagt sie heute, übernimmt bei den Festspielen bereits verantwortungsvolle Aufgaben, arbeitet ungemein gerne hier, fühlt sich vom klassischen und vom zeitgenössischen Musiktheaterrepertoire inspiriert und will in ferner Zukunft vielleicht freischaffend tätig sein.
Ich rate, auch das auszuprobieren, was verrückt erscheint.
Christina Steinböck
Zur Person
Christina Steinböck
Geboren: 1986 in Wien
Ausbildung: Gymnasium in Wien und Bregenz, HTL (Bekleidungstechnik) in Dornbirn, Studium Politikwissenschaft und Spanisch sowie Bühnengestaltung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz
Laufbahn: Studium, Auslandsaufenthalt in Sevilla, Mitarbeiterin bei den Bregenzer Festspielen seit 2013
Wohnort: Bregenz und Graz