Mit Hund, Kind und Kegel

Wetter / 25.06.2015 • 18:46 Uhr
„Er war schon viel wert, wenn es um Problemthemen ging
„Er war schon viel wert, wenn es um Problemthemen ging”, sagt Stefan Sandholzer über seinen treuen Begleiter Lukas. Foto: VN/Paulitsch

Heute ist Tag der Offenen Jugendarbeit. Der Altacher Stefan Sandholzer ist ein Teil davon. 

Altach. (VN-ger) Wenn Stefan Sandholzer einmal vor „verschlossenen Türen“ steht, dann hat er immer noch ein Ass im Ärmel: Lukas, sein dreieinhalbjähriger Airedale Terrier. „Er war schon viel wert, wenn es um Problemthemen ging. Bei einem Spaziergang mit ihm sind die Jugendlichen oft viel offener und freier“, weiß der 43-Jährige die besonderen Fähigkeiten seines treuen Begleiters zu schätzen. „Lukas ist ein typischer Jugendlicher und der fünfte Jugendarbeiter“, fügt er hinzu und lacht.

Gesagt, getan

Der Altacher leitet seit April 1998 die Offene Jugendarbeit in Altach. Im Sozialbereich gelandet ist der gelernte Schlosser eher durch Zufall und auf Empfehlung eines ehemaligen Arbeitskollegen. „Er ist gekommen und hat gesagt: Geh zur Lebenshilfe nach Sulz, da kannst du mit den Betreuten schlossern.“ Gesagt, getan und nicht bereut, blieb Stefan Sandholzer der Lebenshilfe auch nach dem Zivildienst erhalten, absolvierte den Einschulungslehrgang und anschließend die Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe in Götzis. Es folgte ein dreijähriges Intermezzo im Vorarlberger Kinderdorf, ehe die Stelle in seiner Heimatgemeinde besetzt werden sollte. „Zwei Mädchen haben mir beim Vorstellungsgespräch Fragen gestellt und sich dann für mich entschieden“, erinnert sich der 43-Jährige zurück. Gestartet ist er bei der Jugend Altach mit einer Halbzeit-Stelle, mittlerweile betreuen vier Jugendarbeiter den Jugendtreff, die mobile Jugendarbeit, das Kreativforum, die Plattform Jugendarbeit, den Altacher Sommer mit knapp 80 Veranstaltungen sowie zahlreiche andere Projekte. 

Stefan Sandholzer nimmt die Anliegen und Probleme der Kinder und Jugendlichen ernst. Gemeinsam mit ihnen will er ihre Ideen umsetzen. Eine aktive Beteiligung ist ihm dabei wichtig und ein Garant dafür, dass das Vorhaben auch gelingt und angenommen wird.

Das gilt auch für den Tag der Offenen Jugendarbeit, der heute, Freitag, in ganz Österreich gefeiert wird und den er in Vorarlberg als Vorstandsmitglied des koje (Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung) mitorganisiert hat. Mit einem umfangreichen Programm sollen dabei die Angebote, die thematische Vielfalt sowie die Originalität der Offenen Jugendarbeit ins Zentrum gerückt werden. Die Offene Jugendarbeit Götzis und die Jugend Altach haben unter anderem einen Generationentreff mit Rollstuhl­parcours und Co. auf die Beine gestellt.

Problemkinder?

„Man kann brutal viel bewegen in der Jugendarbeit und du lernst selber viel dabei“, sagt Sandholzer, der sich als eine Mischung aus Kollege und Autoritätsperson sieht. Große Themen in seiner Arbeit sind derzeit die Informationsflut und der enorme Schuldruck. „Es fällt uns vermehrt auf, dass sich Jugendliche ritzen“, erläutert er. Als größtes Problem in der heutigen Zeit erachtet der 43-Jährige allerdings die künstlich geschaffenen Problemkinder, die eigentlich keine sind. „Ein gutes Kind ist ein ruhiges Kind, das brav lernt und die Schule wichtig nimmt – alles andere ist ein Problem“, ärgert sich der erfahrene Jugendarbeiter. „Früher haben die Jungen auch Blödsinn gemacht, aber es wurde nie so aufgebauscht. Heute ist gleich alles eine Straftat.“ 

Man kann brutal viel bewegen in der Jugendarbeit.

Stefan Sandholzer

Zur Person

Stefan Sandholzer

leitet seit 1998 die Offene Jugendarbeit Altach und ist Mitglied des koje-Vorstands

Wohnort: Altach

Geboren: 30. September 1971

Beruf: Jugendarbeiter

Ausbildung: Schlosser-Lehre, Zivildienst bei der Lebenshilfe in Sulz, Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe (LHB, heutige Kathi-Lampert-Schule) in Götzis

Familie: ledig

Hobbys: Fotografieren, Hund Lukas, Wohnmobil, Natur