Burgherr bei der Arbeit

Wetter / 06.09.2015 • 18:22 Uhr
Früher residierte auf Alt-Ems der Adel. Heute ist die Burgruine regelmäßig der Arbeitsplatz von Stephan Moosbrugger.  Foto: VN/Fink
Früher residierte auf Alt-Ems der Adel. Heute ist die Burgruine regelmäßig der Arbeitsplatz von Stephan Moosbrugger. Foto: VN/Fink

Stephan Moosbrugger rettet die Burgruine Alt-Ems auch heuer vor dem Verfall.

Hohenems. (VN-ger) Als ihn sein Chef vor zehn Jahren fragte, ob er nicht Lust hätte, die Baustelle auf dem Hohen­emser Schlossberg zu übernehmen, fackelte Stephan Moosbrugger nicht lange. „Es ist eine Abwechslung für mich“, sagt der 38-Jährige. Das nötige Wissen über die Materialien und ihre Verarbeitung eignete er sich fortan in zahlreichen Kursen in der Kartause Mauerbach in Niederösterreich an. Heute ist er in Vorarlberg einer von wenigen mit dieser Ausbildung. „Es ist ein Wahnsinn, was die früher geleistet haben“, staunt Moosbrugger immer wieder über die Arbeiter aus vergangenen Zeiten. Vor knapp zwei Wochen hat die diesjährige Sanierungsphase auf der Burgruine Alt-Ems begonnen. Nach Palas, Barbakane, Konradsbrunnen und Wächterturm stehen dieses und das kommende Jahr die Sanierung und Sicherung des sogenannten Pulverturms auf dem Programm. Seine Überreste, darunter sechs größtenteils gut erhaltene Schießscharten mit Prellholzlöchern und Aussparungen für Hakenbüchsen, lagen viele Jahre lang unter der Vegetation verborgen. „Unsere Aufgabe ist es, den Bestand zu erhalten“, führt der Burgbauleiter aus. „Die beste Sanierung ist die, die man nicht sieht.“ Heuer stehen dafür insgesamt 60.000 Euro an Budget zur Verfügung.

Allein die Einrichtung der Baustelle nimmt aus topografischen Gründen rund vier Tage in Anspruch. Ein Kran? Fehlanzeige. Das benötigte Material muss vom Parkplatz unterhalb der Burg mit einem Raupentransporter über den schmalen, steilen Weg bergwärts geschafft, der Strom hinaufverlegt und das Wasser hinaufgepumpt werden.

Auch schwindelfrei sollte man hier heroben auf 740 Metern Meereshöhe, 300 Meter über dem Rheintal, sein. „Stellenweise haben wir auch schon das Gerüst mit Hölzern selbst gebaut“, berichtet Moosbrugger. „Zum Teil muss man auch klettern und sich abseilen.“

Alt-Ems war einst eine der größten Burganlagen Europas, 800 Meter lang, 85 Meter breit, mit sieben Toren, einer Zugbrücke und 47 Räumlichkeiten. Seit dem 12. Jahrhundert residierten diverse Adelsgeschlechter von den Welfen bis hin zu den Grafen von Ems auf dem Schlossberg. Nicht nur einmal wurde die Burg umgebaut und erweitert.

Das Ziel bei der Sanierung ist es, so nahe wie möglich an das Original heranzukommen. „Jede Mauer ist anders. Bei jeder Bauphase wurde ein anderer Mörtel verwendet. Es ist ein Experimentieren, das geht über Jahre“, spricht Moosbrugger aus Erfahrung.

Die beste Sanierung ist die, die man nicht sieht.

Stephan Moosbrugger

Zur Person

Stephan Moosbrugger

Geboren: 8. Oktober 1976

Wohnort: Hohenems

Ausbildung: Maurerlehre, diverse Kurse in der Kartause Mauerbach (Informations- und Weiterbildungszentrum des Bundesdenkmalamts)

Beruf: seit 22 Jahren bei der Firma Grabher in Hohenems

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Skifahren, Biken, Motorrad fahren