Urgestein mit viel Gefühl

15 Jahren immer noch mit viel Herzblut dabei. Foto: kit
Josef Huter war einer der ersten Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams Vorarlberg.
hard. (VN-mm) “Wie merke ich, dass es meinen Kameraden nach einer Ausrückung schlecht geht?”: Diese Frage trieb Josef Huter, damals noch Kommandant der Feuerwehr Hard, immer wieder um. Er las Bücher um Bücher über Personalmanagement. Doch eine wirklich befriedigende Antwort fand er auch dort nicht. Dann kam dieser schreckliche Unfall, bei dem zwei Kinder starben. Er gab den Ausschlag, ein Kriseninterventionsteam (KIT) zu gründen. Im ersten Ausbildungslehrgang war Josef Huter dabei. “Das ist es, was ich für meine Arbeit in der Feuerwehr brauche”, dachte er bei sich, als er die Ausschreibung las. Heute, 15 Jahre später, ist der Harder immer noch mit ganzem Herzen ehrenamtlich beim KIT engagiert. Treu geblieben ist der begeisterte Motorradfahrer und Freizeitkapitän auch seiner ursprünglichen Intention, die Feuerwehrkollegen nach schwierigen Einsätzen zu unterstützen, wenn sie dies wollen.
Einfühlsame Unterstützung
Dass er “KIT-Mann der ersten Stunde” ist und dabei war, als dieses besondere Bäumchen gepflanzt wurde, erfüllt Josef Huter hörbar mit Stolz. “Inzwischen wurde daraus ein starker Baum”, merkt er mit Freude an. Der Pensionist ist einer von derzeit 81 aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, über die das KIT Vorarlberg verfügen kann. Knapp 180 Einsätze leisteten sie bislang im heurigen Jahr. In über 1200 freiwilligen Stunden wurden rund 480 Personen betreut, die nach einem plötzlichen Todesfall eine fachlich versierte und einfühlsame Unterstützung benötigten. Als Mitarbeitervertreter hat Josef Huter aber auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen seiner Kollegenschaft. Er selbst lernte in der Ausbildung, zumindest eine gewisse Distanz zu den traurigen Geschehnissen zu wahren. “Obwohl sie einen nie ganz loslassen”, wie er leise anmerkt. Doch seine Familie und das Wissen, dass im Bedarfsfall psychologische Hilfe da ist, machen Josef Huter stark in dem, was er tut.
Herausfordernde Arbeit
Nur einmal brauchte er bislang eine Supervision. “Das war, als ich zu einem plötzlichen Kindstod gerufen wurde”, erzählt er, und bei der Erinnerung daran bekommt seine Stimme einen rauen Klang. Das Ereignis wirkt nach, hat sich in seine Gedanken gebrannt. Der Einsatz erschütterte Josef Huter nicht nur deshalb so besonders, weil das Baby erst acht Tage alt war, sondern auch, weil er kurz zuvor Großvater geworden war. “Die Mitarbeit im Kriseninterventionsteam ist herausfordernd”, gibt er zu. Doch er möchte sie nicht missen. Denn sie veränderte auch seine eigene Einstellung zum Leben. “Man sieht und hört so viel bei dieser Tätigkeit, da lernt man das eigene Glück erst richtig zu schätzen”, sinniert der Pensionist.
Kraftquellen
Das eigene Glück, das ist seine Frau, “die viel Verständnis für meine ehrenamtliche Arbeit zeigt”, das sind die drei Töchter und fünf Enkelkinder, und das sind die Motorradtouren und Ausfahrten mit dem eigenen Boot auf dem Bodensee. “Dabei kann ich Kraft tanken”, sagt Josef Huter. Daneben hilft er im KIT bei der Organisation diverser Veranstaltungen wie Weiterbildungen und Einsatzübungen. Zudem ist er Mitglied des sogenannten Hintergrundbereitschaftsdienstes, der Mitarbeitern im KIT-Einsatz beratend und organisierend zur Seite steht. Doch wo immer er sich gerade aufhält: Ohne KIT-Pager am Hosenbund wird man Josef Huter nie antreffen. Eben ganz nach dem Motto “allzeit bereit”.
Die traurigen Geschehnisse lassen einen nie ganz los.
Josef Huter
Zur Person
Josef Huter
Geboren: 9. April 1952 in Hard
Wohnort: Hard
Familie: verheiratet, 3 Töchter,
5 Enkelkinder
Beruf: Pensionist, ehrenamtlicher KIT-Mitarbeiter
Hobbys: Motorrad und Boot