Seit 14 Jahren Amazone

Wetter / 16.02.2016 • 18:22 Uhr
Mary Horvat kommt aus Lauterach, wohnt in Wien und ist eines von rund 30 Peer-Mädchen des Vereins Amazone in Bregenz. Foto: VN/Hartinger
Mary Horvat kommt aus Lauterach, wohnt in Wien und ist eines von rund 30 Peer-Mädchen des Vereins Amazone in Bregenz. Foto: VN/Hartinger

Mary Horvat ist „Peer-Mädchen“ beim Verein Amazone. Der Verein feierte am Dienstag seinen 18. Geburtstag.

Bregenz. (VN-mip) Das Jahr 1998: Papst Johannes Paul II. besucht Kuba. Die Lage im Kosovo eskaliert, in Syrien wird das Parlament gewählt, in Österreich der Bundespräsident. In Dänemark tritt ein verschärftes Ausländergesetz in Kraft, Viktor Orbán wird Ministerpräsident von Ungarn. In Kalifornien wird Google gegründet, in Bregenz der Verein Amazone.

Vier Jahre später spaziert Mary Horvat am Fenster des Vereins in der Kirchstraße vorbei. Wie jeden Tag, die Lauteracherin besucht das Gymnasium Gallusstraße. Irgendwann siegt die Neugier über die Schüchternheit: Mary Horvat tritt ins Mädchencafé des Vereins. „Seit diesem Tag bin ich dabei“, erklärt sie 14 Jahre später. Zum 18. Geburtstag des Vereins ist sie – mittlerweile 25-jährig und Studentin in Wien – extra nach Vorarlberg gekommen. „Ich bin ein paar Mal im Jahr hier. Und wenn ich da bin, komme ich eigentlich immer in die Amazone“, erzählt sie. Mary Horvat ist eine von ungefähr 30 sogenannten Peer-Mädchen. So heißen Frauen, die seit vielen Jahren Teil des Vereins sind, bei Veranstaltungen helfen und anderen Mädchen unterstützend und beratend zur Seite stehen.

Mary Horvat heißt eigentlich nicht Mary. Den Spitznamen bekam sie in der Amazone. Mittlerweile wird sie überall so genannt, den richtigen Namen wissen nicht einmal ihre Freundinnen beim Verein. Ihre Eltern stammen aus Kroatien, Geschwister hat sie keine. In ihren Jahren in Wien hat sich der Vorarlberger Dialekt ein wenig vermischt, hochdeutsche und englische Vokabeln schleichen sich ein. „Ich lese viel auf Englisch“, erklärt sie. Kein Wunder, bei diesen Studienrichtungen: internationale Entwicklung und Genderstudies. Nach dem Abschluss will sie nach Göteborg, um den Doktortitel zu erwerben. Und dann in der Amazone arbeiten? „Sollte ich jemals nach Vorarlberg kommen, dann auf jeden Fall. Allerdings glaube ich nicht, dass ich je wieder zurückkomme“, glaubt sie. Horvat will künftig im Genderbereich arbeiten: „So richtig große Projekte konzipieren, das wär was.“

Engagiert unterwegs

Jetzt haben wir aber 2015: Papst Franziskus besucht Kuba, die Lage in Syrien eskaliert, Österreich wählt einen Bundespräsidenten. Viktor Orbán ist wieder Ministerpräsident in Ungarn, Google und Amazone feiern den 18. Geburtstag. Google erst im September, der Verein Amazone hatte schon gestern, Dienstag, Geburtstag. Gefeiert wird am 5. März ab 19 Uhr. Mit Mary Horvat: „Ich bin eigentlich bei allen großen Festen dabei.“ Sie engagiert sich auch bei anderen Projekten im Land, zum Beispiel bei Schulworkshops. In Wien arbeitet sie neben dem Studium im „Institut für Freizeitpädagogik“, zudem verdient sie sich ein kleines Zubrot mit einem weiteren Job. In der Freizeit ist sie nach eigener Auskunft „internetaktivistisch unterwegs“, das heißt: „Ich sammle im Netz viele Eindrücke aus der ganzen Welt und tausche mich mit anderen Menschen aus.“

Das Jahr 2028: Mary Horvat konzipiert große Genderprojekte für eine internationale Organisation, ein Papst besucht Kuba, Österreich wählt einen Bundespräsidenten und der Verein Amazone wird 30 Jahre alt. Ob sich der Verein dann wieder so ein schönes Geburtstagsgeschenk macht wie dieses Jahr? Vor Kurzem bekam die Amazone einen Neunplätzer-Bus überreicht, zahlreiche Sponsoren machten es möglich. Eines kann aber schon vorhergesagt werden: Mary Horvat wird mitfeiern.

Wenn ich im Land bin, komme ich immer in die Amazone.

Mary Horvat

Zur Person

Mary Horvat

ist Peer-Mädchen beim Verein Amazone und seit 14 Jahren dabei.

Geboren: 17. September 1990

Ausbildung: studiert Internationale Entwicklung und Genderstudies in Wien

Wohnort: stammt aus Lauterach, wohnt in Wien