Tafelspitz und Blötkake

Wetter / 09.03.2016 • 18:39 Uhr
Wanderdorsch, Lachs und „Aquavit“: Im „Hirschen“ gibt es traditionelles norwegisches Essen. VN/Hartinger
Wanderdorsch, Lachs und „Aquavit“: Im „Hirschen“ gibt es traditionelles norwegisches Essen. VN/Hartinger

Sebastian Hacker und sein Team sind Teil des Europäischen Frühlings. Der „Hirschen“ wird norwegisch. 

Hohenems. (VN-mip) Sebastian Hacker hätte bei einer Zombie-Apokalypse die besten Karten. Köche und Kellner sollen in einem solchen Fall gute Überlebenschancen haben. Köche können gut mit Messern umgehen, Kellner können schnell rennen. Sebastian Hacker ist beides: Gelernter Koch und als Wirt des Gasthofs „Hirschen“ in Hohenems im Gastraum tätig. Der Gasthof zählt zu den traditionsreichsten des Landes. Er wird in vierter Generation geführt, auf der Speisekarte stehen Gerichte wie: Blötkake, Reindyr Ytrefilet, Skrei und Vithvin damped Blåskjel. Das Haus soll bereits seit 450 Jahren bewirtet … Moment. Blötkake? Reindyr Ytrefilet? Gerichte, deren Aussprache einen Knoten in der Zunge verursachen, sollen traditionell sein? Ja. Traditionell norwegisch. Einmal im Jahr hisst der „Hirschen“ die norwegische Fahne, wenn Hohenems zum Europäischen Frühling lädt. Hacker verkörpert die Idee des Frühlings wie kaum ein anderer: Er vereint Traditionelles mit einem Blick über den Tellerrand.

Liebe geht durch den Magen

Jener Blick über den viel zitierten Rand des Speisegefäßes war es nämlich, der Hacker zum Koch werden ließ: „Als Koch kannst du jederzeit auf der ganzen Welt arbeiten und etwas Neues lernen. In jedem Alter, das ist faszinierend“, erzählt er. Außerdem schwinge in der Phrase „Liebe geht durch den Magen“ eine Portion Wahrheit mit. Oder, wie er es als junger Koch formulierte: „Mit gutem Essen kriegst du sie alle.“ Sebastian Hacker grinst und blickt auf seinen Koch, Günther Patschg. Dieser nickt, lacht und fügt an: „Ich habe einmal Putengeschnetzeltes gekocht. Wir waren drei Jahre zusammen.“ Die wilden Jugendjahre sind allerdings vorbei. Seit 2004 ist Sebastian Hacker mit Nathalie liiert, kurz darauf erschien zum ersten Mal der Storch. Mittlerweile sind sie verheiratet, die zehnjährige Tochter bekam vor 17 Monaten einen Bruder.

2011 hat Nathalie Hackers Vater Peter die Wirtschaft an die nächste Generation übergeben. Günther Patschg kochte schon für den Senior. Er ist die Norwegenverbindung am Herd. Patschg arbeitete fünf Jahre in Südnorwegen, seine Fiskesuppe wurde zur besten Fischsuppe der Region gekürt. Sebastian Hacker wiederum lernte im Kleinwalsertal, kochte im Bregenzer „Klosterkeller“, anschließend sechs Jahre im „Kornmesser“. Wenn Hacker spricht, dann mit klassischen Vorarlberger Wörtern: „Gsi“, „odr“, „woasch“. Sie mischen sich in einen Sprachklang, der an Süddeutschland erinnert. „Ich komme aus Thüringen. Aber dem da oben“, Hacker zeigt Richtung Norden. „Das muss man dazusagen“, fügt er an und lacht. Seit 15 Jahren lebt er in Vorarlberg.

Den Europäischen Frühling in Hohenems gibt es noch länger. Bereits zum 17. Mal laden vom 11. März bis 3. April zehn Restaurants von McDonald’s (österreichisch) bis zum Palast (polnisch) zur kulinarischen Europa-Tournee. Die Auftaktveranstaltung heute, Donnerstag, im Löwensaal ist traditionell ausverkauft, jedes Restaurant serviert eine Spezialität. Vom „Hirschen“ gibt es Fiskesuppe. Ist das auch Hackers Leibgericht? Oder muss ein Vorarlberger Gastwirt Käsknöpfle hofieren? Hacker lacht. „Nein. Ich esse eigentlich alles sehr gerne. Was ich wirklich mag, ist ein einfacher, gut gemachter Tafelspitz.“ Auf diesen wird er auch in den kommenden Wochen nicht verzichten müssen. Trotz Blötkake und Reindyr Ytrefilet.

Als Koch kannst du jederzeit auf der ganzen Welt arbeiten.

Sebastian Hacker

Zur Person

Sebastian Hacker

Wirt und Koch im Gasthof “Hirschen” in Hohenems

Geboren: 2. Oktober 1982

Ausbildung: Koch

Laufbahn: Kleinwalsertal, Tirol, Klosterkeller und Kornmesser in Bregenz

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Lieblingsspeise: traditioneller Tafelspitz

Europäischer Frühling in Hohenems: 11. 3. bis 4. 4. Kulinarische Europa-Reise in zehn Restaurants.