Eine echt eiserne Reserve

Franz Josef Ganthaler wird Obermedizinalrat und denkt noch lange nicht ans Aufhören.
au. (VN-mm) „Am Vormittag wird ganz normal gearbeitet.“ Etwas anderes käme Franz Josef Ganthaler gar nicht in den Sinn. Die Feier findet ja erst am späteren Nachmittag statt. Da bleibt vorher noch genug Zeit für die Patienten. Die liegen dem ehemaligen Gemeindearzt von Au nämlich immer noch am Herzen. Gänzlich ohne Medizin kann und will er auch nach 48 Jahren in diesem Job noch nicht leben. „Die Medizin macht mir Spaß und die Beschäftigung damit ist gut fürs Gehirn“, sagt er. Außerdem fehlen im Hinterwald gleich zwei Kassenärzte. Deshalb ist das mit der ruhigen Gleitpension derzeit eher frommes Wunschdenken.
Als eiserne Reserve steht er seinem Sohn in dessen Praxis jederzeit zur Verfügung. Heute darf nach der Arbeit aber noch gefeiert werden. Franz Josef Ganthaler erhält im Landhaus nämlich den Titel „Obermedizinalrat“ verliehen. Eine seltene Auszeichnung, die vom Bundespräsidenten höchstselbst abgesegnet werden muss. Sie steht als Anerkennung für ein intensives Engagement in der öffentlichen Gesundheitsversorgung.
Die Medizin liegt den Ganthalers im Blut. Schon der Vater von Franz Josef war Landarzt mit Leib und Seele. „Als Bub bin ich oft zu Hausbesuchen und Einsätzen mitgegangen“, erzählt selbiger. Abgeschreckt haben ihn Krankheit und Tod nicht. Obwohl der Sohn auch der Technik zugetan war – an alten und an schnellen Autos schraubt er heute noch herum – entschied er sich für das Medizinstudium. Sehr früh wandte sich Ganthaler der Notfallmedizin zu. Er organisierte die Erste-Hilfe-Ausbildung für Bergretter und gründete 1977 die Rotkreuzstelle in Au. Was ihn beeindruckte: „Es fanden sich immer problemlos Leute, die mitzogen“, zollt er den Freiwilligen größte Hochachtung. Einige Jahre später absolvierten er und zwei Kollegen als erste Vorarlberger in der Schweiz eine Notarztausbildung.
Familiäre Segelpartien
Zehn Jahre seines Arztlebens flossen zudem in die Tätigkeit als Schulungsreferent und Chefarzt des Roten Kreuzes. Inzwischen ist er eine Reihe zurückgetreten, aber immer noch Rotkreuzler. Dass er Ehrenmitglied auf Lebenszeit sein darf, freut ihn besonders. Die spärliche Freizeit verbrachte er mit Frau und Kindern in Gaißau am Bodensee, wo noch heute ein Segelboot vertäut liegt. Er hofft zwar, nach der Wintersaison wieder mehr Zeit für seine Hobbys zu haben. Den völligen ärztlichen Ruhestand schiebt er aber weit von sich. „Ohne Medizin wäre mir langweilig“, sagt der großgewachsene Mann mit beredter Miene.
Es fanden sich immer problemlos Freiwillige, die mitzogen.
Franz Josef Ganthaler
Zur Person
Franz Josef Ganthaler
Geboren: 12. Jänner 1943 in Bregenz
Wohnort: Au im Bregenzerwald
Familie: verheiratet, drei Kinder, sechs Enkelkinder
Beruf: Arzt für Allgemeinmedizin
Hobbys: Autos, Segeln