Kammerbild mit Dame

Wetter / 21.03.2016 • 18:25 Uhr
Andrea Schwarzmann ist eine stolze Vertreterin des Großwalsertals. RP
Andrea Schwarzmann ist eine stolze Vertreterin des Großwalsertals. RP

Andrea Schwarzmann ist die neue Stellvertreterin von Josef Moosbrugger bei den Bauern.

Bregenz. (VN-hk) Alice Schwarzer oder Johanna Dohnal sind die Ihrigen nicht. Andrea Schwarzmann hält nicht viel von spektakulären Inszenierungen prominenter Geschlechtsgenossinnen aus Vergangenheit und Gegenwart. Die waren beziehungsweise sind ihr zu extrem. „Obwohl es extreme Persönlichkeiten wohl brauchte, damit Frauen mehr Rechte bekamen.“

Von Hof zu Hof

Sie, das urige, direkte und anpackerische Mädchen aus dem Großwalsertal hatte mit ihrer Positionierung in der rauen Bauernwelt kein Problem. „Ich bin die älteste von drei Geschwistern. Als solche musste ich schon früh Verantwortung übernehmen.“ Und als sie sich dann auch vor schweren Arbeiten nie drückte und Geschick bewies, war fehlende Anerkennung nie ein Problem der Andrea Schwarzmann aus Marul. Die Welt der Landwirtschaft sollte die oberste Bäurin der Republik und jetzt auch stellvertretende Landwirtschaftskammerpräsidentin nie verlassen. Sie wechselte nur den Hof, heiratete einen Landwirt und zog nach Raggal.

Etwas anders zu sein als Bäurin und Mutter kam ihr kaum je in den Sinn. Andrea Schwarzmann träumte als Jugendliche nur kurz einmal davon, etwas Handwerkliches zu machen. „Näherin wollte ich einmal werden. Aber das hat sich halt nicht ergeben.“

Ihre Wahl zur Stellvertreterin von Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger (49) bei der konstituierenden Sitzung der Kammer nach der geschlagenen Wahl sieht sie als Signal der Anerkennung für die Frauen in der Landwirtschaft.

Vorbild Aloisia Fischer

Für die Mutter und Großmutter ist aber ohnehin schon längst klar, dass in der Landwirtschaft ohne Frauen nichts geht. „Da gibt es ein Arbeiten auf Augenhöhe. Das habe ich schon immer genauso auch erlebt.“ Was würden sie allein denn machen, die Mannsbilder? „Frauen nehmen in einer vielfältigen Landwirtschaft zentrale Aufgaben wahr. Ich denke da zum Beispiel an den Tourismus, aber auch an die Verwaltung. In Zeiten zunehmender Bürokratisierung sind es oft die Frauen, die die administrativen Aufgaben erledigen“, stellt Schwarzmann klar.

In einer Landwirtschaft gibt es laut Andrea Schwarzmann nur das bedingungslose Miteinander. Dies hat sie in all den Jahren ihres Bäuerinnenlebens in einer Form erlebt, dass sich ein Geschlechterkonflikt für die Großwalsertalerin nie offenbarte. Fragt man sie nach starken Frauen, dann fällt Schwarzmann vor allem eine ein: Aloisia Fischer, eine ihrer Vorgängerinnen als Bundesbäuerin.

„Ich kann mich noch erinnern, wie ich sie zum ersten Mal bei einem ihrer Auftritte sah. Ich war beeindruckt davon, wie sie referieren konnte, wie souverän sie vor anderen wirkte. Ich habe mich immer darauf gefreut, sie zu erleben. Sie wurde eines meiner Vorbilder“, schwärmt die zweithöchste Landwirtschaftsvertreterin des Landes über Fischer noch heute in höchsten Tönen.

Dialekt als Wurzel

Jetzt spricht sie selbst vor Versammlungen und Gruppen. In ihrer neuen Funktion als Landwirtschaftskammervizepräsidentin wird sie das künftig wohl noch öfter tun. Apropos reden: Das tut sie am liebsten im Walser Dialekt. „Sprache ist Teil unserer Identität und unserer Wurzeln. Man soll zu seinem Dia­lekt stehen“, sagt Schwarzmann.

Die Sprache der Vorarlberger Bauern spricht sie ebenfalls schon längst. Die wiederum sind froh, sie zu haben.

Es brauchte wohl extreme Frauen, um etwas zu erreichen.

Andrea Schwarzmann

Zur Person

Andrea Schwarzmann

Geboren: 15. Februar 1965

Beruf: Bäuerin

Wohnort: Raggal

Familie: verheiratet, drei Kinder

Hobbys: Alp, Natur, Lesen

Lieblingsspeise: Riebl