Hilfe am Fuße der Anden

Wetter / 22.03.2016 • 18:11 Uhr
Corinna Pröll aus Götzis arbeitet in Chile für die Firma Techo. Sie leitet die Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Foto: Privat
Corinna Pröll aus Götzis arbeitet in Chile für die Firma Techo. Sie leitet die Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Foto: Privat

Die Götznerin Corinna Pröll arbeitet seit 2014 in Chile. Sie liebt das Land, nur eine Sache stört . . .

Santiago de chile. (VN-mip) Zwiebeln fein hacken, langsam dünsten. Wacholderbeeren, Kümmel, Majoran, Paprika, Tomaten, Knoblauch, Essig beigeben, ablöschen. Fleisch dazu, geduldig köcheln lassen, regelmäßig liebevoll umrühren, die eine oder andere Geheimzutat nicht vergessen. Fertig ist es: Mama Prölls Gulasch, die Leibspeise ihrer Tochter Corinna. Das Problem: Corinna Pröll kommt derzeit selten in den Genuss ihres kulinarischen Highlights. 12.000 Kilometer und ein Ozean trennen die beiden. Corinna Pröll lebt und arbeitet in Santiago de Chile in Südamerika. Sie leitet die Abteilung für internationale Zusammenarbeit der Nichtregierungsorganisation (NGO) Techo.

Sie liebt das Land und das Leben. Und das, obwohl die Arbeitsbedingungen wie eine Auflistung der Albträume eines österreichischen Gewerkschafters klingen: Das Sozialsystem ist kaum ausgebaut, ein Angestellter hat Anspruch auf 15 Tage Urlaub jährlich. Gulaschurlaub geht sich also nur einmal pro Jahr aus. Dennoch gerät sie ins Schwärmen, wenn sie über ihren Job spricht. Kein Wunder: Erst 27 Jahre alt und schon eine Führungsposition in einer Organisation, die mit 9000 Freiwilligen in 19 Ländern in Lateinamerika und der Karibik die Armut bekämpft. Corinna Pröll präsentiert Projekte der Organisation potenziellen großen Spendern; das sind zum Beispiel: UNO, Botschaften, die Regierung in Chile. Außerdem verantwortet sie die Strategieentwicklung des Unternehmens und lernt neue Mitarbeiter in den lokalen Büros an. Was in Unternehmen hierzulande kaum vorstellbar ist, gehört bei Techo zur Unternehmenskultur: 98 Prozent der Beschäftigten sind unter 30 Jahre alt.

2012 kam sie als Praktikantin zu Techo, allerdings nach El Salvador. Nicht nur der Liebe zum Kontinent wegen ist sie nach Chile gezogen, auch eine andere Liebe spielte eine Rolle: Ihr Freund lebte 2014 schon in Santiago. Sie lernte ihn bei ihrem Praktikum in seiner Heimat El Salvador kennen. Das Paar hilft jeden Samstag ein paar Stunden ehrenamtlich in einem Slum. In der restlichen Freizeit tun die beiden das, was jeder Mensch gerne macht: Freunde treffen, Essen gehen. „Wir haben ein feines Leben“, schildert Corinna Pröll.

Die Umstellung war aber nicht einfach: „Es leben einfach sehr viele Menschen hier, es ist immer stressig, und wir haben Smog. Aber die Stadt liegt direkt neben den Anden. Erst wenn man länger nicht mehr zu Hause war, weiß man, wie gut es uns eigentlich geht.“

Reisen als Jobkriterium

Ihre Heimat wird Chile nicht, erklärt sie: „Ich habe schnell viel Verantwortung bekommen, das ist eine super Erfahrung. Die nächsten Jahre bleibe ich sicher noch in Übersee, aber langfristig will ich wieder nach Österreich.“ Ein Kriterium müsse auch ihr zukünftiger Beruf erfüllen: „Ich will viel reisen können.“ Die Bewerbungsunterlagen dafür sind beeindruckend. Sie spricht Englisch, Spanisch und Französisch, will Portugiesisch und Arabisch lernen. Ihre Lieblingssprache? „Vorarlbergerisch natürlich“, sagt sie und lacht. Ihrem Freund hat sie schon ein paar Wörter beigebracht: „Er sagt am liebsten Gadaladalälla.“

Auch wenn sie ihre Zukunft woanders sieht, Chile ist ihr ans Herz gewachsen: „Aber eines muss ich einfach sagen: Das Essen ist nicht der Hit. Das Land wird deshalb von anderen Latinos ein bisschen verspottet“, führt sie aus, grinst und erklärt: „Viel Mayonnaise, wenig Gewürze, recht fad.“ Ganz anders als Mamas Gulasch.

In den nächsten Jahren bleibe ich sicher noch in Übersee.

Corinna Pröll

Zur Person

Corinna Pröll,

leitet die Abteilung für internationale Zusammenarbeit der südamerikanischen Hilfsorganisation Techo

Geboren: 12. November 1988 in Feldkirch, aufgewachsen in Götzis

Ausbildung: Studium internationale Entwicklung in Wien

Hobbys: Fotografie, Reisen, Kochen

Privat: in einer Beziehung, eine Schwester (24 Jahre alt)

Lieblingssprichwort: Mato tunco tu tata

Lieblingsspeise: Mamas Gulasch