Eine Schule für das Leben

Ein Einsatz in Malawi veränderte für Susanne Schuler auch die berufliche Perspektive.
batschuns. (VN-mm) Ein halbes Jahr lang arbeitete Susanne Schuler in einer von „Bruder und Schwester in Not“ unterstützten Mädchenschule in Zentralmalawi. Diese Monate bescherten ihr nicht nur viel Zeit zum Lesen, sondern auch zum Nachdenken über ihre berufliche Zukunft. Nach der Matura wollte die Absolventin des Bundesoberstufenrealgymnasiums in Götzis eigentlich Jura studieren. Doch inzwischen änderte Susanne Schuler ihre Meinung. Sie beginnt im Herbst eine Lehre und möchte daneben weiter für Hilfsprojekte tätig sein. „Malawi hat mich darin gefestigt, was ich will und was ich nicht will“, spricht die junge Frau von einer guten Schule für das Leben, der sie in Nkhamenya begegnet ist.
Reise ins Ungewisse
Der Einsatz in Malawi gründete auf einer kurzfristigen Entscheidung. „Eine Bekannte hat mir davon erzählt, und es hörte sich für mich so an, als ob ich da hineinpassen könnte“, erzählt Susanne Schuler. Spontan rief sie Markus Fröhlich, den Koordinator von „Bruder und Schwester in Not“ an, um sich zu informieren. Einen Monat später ging die Reise ins Ungewisse los.
Doch Schuler war nicht ganz allein. Mit im Flugzeug saß auch Annika Moz (20) aus Hohenems. Sie hatte bei Fröhlich, der als Lehrer für Geografie in der HLW Rankweil tätig ist, ihre Abschlussarbeit über Entwicklungsländer geschrieben. Susanne Schuler freute sich über die Gesellschaft. „Man braucht jemanden, mit dem man reden und sich austauschen kann“, räumt sie freimütig ein. Denn die Tage konnten lang werden.
Abwechslung, wie sie junge Leute hierzulande haben, gab es praktisch nicht. Auch die Lebensbedingungen waren so ganz anders, als es Susanne und Annika von Zuhause gewohnt waren. Trotzdem sind beide froh, diesen Schritt getan zu haben.
Sie berichten von einer schönen, wenn auch manchmal harten Zeit. „Bilder von der bitteren Armut, die in Afrika herrscht, kannte ich bis dahin nur aus Fernsehberichten“, sagt Susanne Schuler. Die Realität ist noch schlimmer, musste sie feststellen. Immer wieder packten die jungen Frauen beim Anpflanzen von Mais mit an. Doch die Trockenheit machte alle Bemühungen zunichte. „Die Klimaerwärmung trifft die Menschen in Malawi hart. Der Regen wird immer weniger“, haben Einheimische ihnen erzählt. Neben der Schule, in der sie Computerunterricht gaben, halfen Susanne und Annika außerdem zweimal pro Woche in einem nahe gelegenen Krankenhaus bei der Betreuung schwangerer Frauen. „Viele von ihnen sind selbst fast noch Kinder.“ Susanne weiß jetzt, wie wichtig Bildung für afrikanische Mädchen ist, um weiterzukommen und nicht ausschließlich auf Männer angewiesen zu sein.
Gelassenheit gelernt
In der Schule, in der Susanne und Annika tätig waren, erhalten 450 Schülerinnen im Alter zwischen elf und 17 Jahren eine Ausbildung. Der Staat sucht 60 Prozent der Mädchen aus, die Kirche 40 Prozent. Zusätzlich unterstützen Organisationen wie „Bruder und Schwester in Not“ die Schule samt angeschlossenem Internat. Deshalb können auch Mädchen aus armen Familien aufgenommen werden. Sonst wäre das nicht möglich.
Inzwischen sind beide wieder zurück in der Heimat und jeden Tag glücklich, eine warme Dusche und etwas zu essen zu haben. Sie lernten zu schätzen, was ihnen das eigene Umfeld bietet. Die Mädchen haben aber auch von den Menschen in Nkhamenya gelernt, und da vor allem eines: Gelassenheit.
Ich bin jeden Tag glücklich, eine warme Dusche zu haben.
Susanne Schuler
Zur Person
Susanne Schuler
Geboren: 22. Mai 1996 in Feldkirch
Wohnort: Batschuns
Familienstand: ledig
Ausbildung: Absolventin des BORG Götzis
Hobbys: Lesen, Backen, Schwimmen