Und plötzlich Alp-Hirtin

Wetter / 29.04.2016 • 19:05 Uhr
Kerstin Schwarz mit ihren Ziegen, um die sie sich nicht nur den Sommer über kümmert. Foto: VN/Schuster
Kerstin Schwarz mit ihren Ziegen, um die sie sich nicht nur den Sommer über kümmert. Foto: VN/Schuster

Kerstin Schwarz liebt die Natur, fand aber erst durch ihren Mann zur Alp-Wirtschaft.

Hittisau. (VN-pes) Noch wechselt sich das Grün auf den Bregenzerwälder Hügeln mit dem Weiß des letzten Schnees ab. Doch lange dauert es nicht mehr, dann packen Kerstin Schwarz und ihr Mann Christoph wieder alles zusammen und ziehen mit Tochter Magdalena (2) auf die Alpe Glockenplatte. Mit Kühen, Ziegen und Hütehund Ayla verbringt die junge Familie die nächsten 100 bis 110 Tage auf der Alpe. Kerstin Schwarz freut sich schon darauf: “Man lebt im Rhythmus mit der Natur”, schwärmt die gebürtige Alberschwenderin. Dabei hätte sich die studierte Betriebswirtin und Sportwissenschaftlerin früher nie vorgestellt, einmal Landwirtin und Alp-Hirtin zu werden.

Geboren und aufgewachsen in Alberschwende, ging die junge Frau nach der Matura zunächst zum Studieren nach Innsbruck. Die Sportwissenschaften dienten als Ausgleich zur Betriebswirtschaftslehre, Tennis und Skifahren waren ihre Sportarten. Nach dem Studium durchquerte sie einmal zu Fuß mit dem Rucksack die Schweiz. Da kam sie auf die Idee, einen Sommer auf der Alpe verbringen zu wollen.

Christoph Schwarz hatte sie bereits kennengelernt, beide jobbten im Winter als Skilehrer. Der Hittisauer hatte schon mit 19 Jahren die Alpe Glockenplatte gepachtet und suchte für den Sommer ein Köchin. Kerstin ging mit.

Der heurige ist bereits ihr sechster Alpsommer. Die beiden sind mittlerweile verheiratet, und sogar Töchterchen Magdalena ist schon das dritte Mal mit dabei. “Es ist wichtig, dass sie mit den Tieren aufwächst”, sagt Mama Kerstin. Sie gibt zu: “Dass es so viel Arbeit sein würde, das hätte ich nicht gedacht.” Oft muss man den inneren Schweinehund überwinden. “Auch wenn man krank ist, muss man in den Stall. Man hat schließlich eine Verantwortung”, sagt Kerstin Schwarz. Aber der Tagesrhythmus während des Sommers, wo sie für die Geißen verantwortlich ist und mit ihrem Mann selbst Käse herstellt, hilft ihr, zu innerer Ruhe zu kommen. “Wenn man dann wieder im Tal ist, merkt man erst, wie schnell die Welt eigentlich tickt”, sagt sie. Wie andere Betriebswirte in einer Stadtwohnung zu leben und täglich ins Büro zu fahren, “das würde ich keine Woche aushalten”, lacht die 32-Jährige.

Nach den intensiven 100 Tagen auf der Alpe wieder ins Tal zurückzukehren, gefällt Kerstin Schwarz ebenso. Dann bereitet man sich auf den Winter vor. In der kalten Jahreszeit arbeitet Christoph Schwarz als Metzger, Kerstin selbst gibt wieder Skiunterricht. Bis dann erneut der Frühling anbricht und der Jahrzeszyklus von vorn losgeht.

Zurück im Tal merkt man erst, wie schnell die Welt eigentlich tickt.

Kerstin Schwarz

Zur Person

Kerstin Schwarz

Landwirtin, Alp-Hirtin auf der Alpe Glockenplatte

Geboren: 1983

Ausbildung: Studium Betriebswirtschaft, Sportwissenschaft

Familie: verheiratet, eine Tochter