Ein Herz für Frühgeborene

Annelies Rüdisser ist seit 38 Jahren auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene am LKH Bregenz tätig.
bregenz. (akp) Der heutige Tag ist für Annelies Rüdisser mit Vorfreude und gleichzeitiger Wehmut verbunden. Nach 38 Jahren Tätigkeit auf der Intensivstation für Neugeborene am LKH Bregenz startet sie in ihren letzten Arbeitstag vor ihrer Pensionierung. 35 Jahre lang hat die Lauteracherin die Abteilung geleitet. Sie freut sich auf viel Freizeit, blickt aber gerne zurück auf eine spannende Zeit voller Erlebnisse und Weiterentwicklungen mit einem motivierten Team. Mit großem Einsatz war die 58-Jährige stets für die Frühgeborenen, für kranke Neugeborene und ihre Eltern da.
Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand die Liebe zu den Kindern und zu den Mitmenschen, trotz oder wegen ihrer Besonderheiten und Verschiedenartigkeit. Unter der Leitung von Primar Günther Hächl wurde die Frühgeburtenstation im Krankenhaus Bregenz ab 1977 aufgebaut. In den 80er-Jahren übernahm Oberarzt Friedrich Schabel. Dem gesamten Ärzte- und Schwesternteam war und ist es wichtig, stets auf dem neuesten Wissensstand der Entwicklungen zu bleiben. Fortbildungen gehörten zum spannenden Arbeitsalltag.
Es gab laufende Anpassungen und Umstrukturierungen, um dem höchstmöglichen Standard gerecht zu werden. Heute leiten Primar Christian Huemer, Oberarzt Klaus Ludescher sowie Oberärztin Fulya Zimmerer die Frühgeburten-Überwachungsstation im LKH Bregenz. Hier stehen fünf modernste, technisch ausgeklügelte Betten mit allen Monitoring- und Behandlungsmöglichkeiten für jene Babys zur Verfügung, die früher als geplant zur Welt kommen.
Die Mitarbeiterinnen versorgen Frühgeborene ab einem Geburtsgewicht von 500 Gramm. Sie kümmern sich um die Beatmung der Kleinsten, kontrollieren ihre Vitalparameter wie Herzfrequenz, Atmung, Temperatur und Sauerstoffversorgung des Blutes und versorgen sie mit der richtigen Nahrung. „Meinem Team und mir ist es ein Anliegen, jedes Kind, das zu früh auf die Welt kommt, bestmöglich zu betreuen“, betont Rüdisser. Eine gute Kommunikation mit den Hebammen und Gynäkologen war ihr immer sehr wichtig.
Einsatz in Burkina Faso
Die Arbeit als Kinderkrankenschwester empfand die Stationsleiterin in all den Jahren als sehr erfüllend. Begeisterung und Leidenschaft für ihren Beruf waren die Wegbegleiter. Rüdisser hat 21 Jahre lang Notarzteinsätze begleitet und war Mitglied bei der Flugrettung. Zudem arbeitete die Lauteracherin bei mehreren Hilfsprojekten auf ehrenamtlicher Basis im Ausland, wie zum Beispiel in Rumänien und Burkina Faso. Menschen mit Beeinträchtigungen oder Kinder, deren Gesichter von der Armutskrankheit Noma entstellt sind, stehen in Burkina Faso außerhalb der Gesellschaft. Auch sichtbare Behinderungen wie Hasenscharten oder Klumpfüße führen zum Ausschluss aus der Dorfgemeinschaft. Diese Menschen finden kaum Arbeit. Mit einfachen Eingriffen lassen sich manche Beeinträchtigungen beseitigen. „Die Operationen verbessern die Lebensqualität der Menschen, es ermöglicht ihnen ein Leben in Würde und eine Zukunft inmitten der Gesellschaft“, beschreibt Rüdisser.
Sie war immer für andere im Einsatz, doch ab morgen hat sie Zeit für sich und ihre Hobbys, wie zum Beispiel das Reisen in ferne Länder. Neben ihrem großen Herz und ihrer Menschlichkeit werden ihre Mitarbeiter auf der „Frühchenstation“ auch ihre Backkünste vermissen. Dass Rüdissers Weihnachtskekse einzigartig gut sind, darüber sind sich alle einig.
Wir wollen jedes zu früh geborene Kind bestmöglich betreuen.
Annelies Rüdisser
Zur Person
Annelies Rüdisser
Leitet die Frühgeburten-Intensivstation am LKH Bregenz und geht morgen in Pension.
Geboren: 22. Juni 1958
Wohnort: Lauterach
Beruf: Diplomierte Kinderkranken- und Säuglingsschwester mit Zusatzqualifikation im Bereich Intensiv und Anästhesie