Michelangelo als Vorbild
Der Montafoner Victor Mangeng (25) ist einer der jüngsten Bildhauer Vorarlbergs.
Schruns. (VN-kum) Kürzlich beim Kochen: Victor Mangeng bereitet Bratkartoffeln zu. Bevor er die Erdäpfel in die Pfanne gibt, schnitzt er aus einigen Figuren. In ihm lodert eine Leidenschaft: Der junge Mann brennt für die Bildhauerei. „Als Bildhauer kann ich mich ausdrücken und verwirklichen. Wenn die Skulptur das ausdrückt, was ich will, dann ist das ein super Gefühl“, freut er sich jeden Tag darüber, dass er seine Kreativität ausleben bzw. seine Visionen in die Tat umsetzen kann. Leonardo da Vinci und Michelangelo sind seine Vorbilder – „weil die für ihre Kunst lebten“. Auch Victor sieht in der Bildhauerei seine Lebensaufgabe. Deswegen, so glaubt er, ist er auf die Welt gekommen.
Noch nicht am Zenit
Als Zimmermannslehrling spürte er intuitiv, „dass da noch was kommt. Ich dachte mir: ,Das ist nicht der Zenit‘“. Der Lehrling begann, in der Freizeit zu drechseln und zu schnitzen. „Ich habe mir Schnitzeisen zugelegt und den Traktorenabstellplatz zu einer Werkstatt umfunktioniert.“ Zuerst fertigte er Schalen an. „Dann probierte ich, einen Kopf zu schnitzen.“ Mit dem Tun kam die Begeisterung. „Ich bin von Anfang an mit voller Freude dabeigewesen.“ Auch das Arbeiten mit Holz gefiel ihm. „Holz ist mein bevorzugter Werkstoff. Denn damit kann man viel machen. Da sind dir nicht viele Grenzen gesetzt.“
Der ausgebildete Zimmermann ist oft im Wald unterwegs. Dort holt er sich die Inspiration für seine Arbeiten. „Die Natur gibt mir viele Formen vor. Ich ändere sie etwas ab und schon habe ich meine Form.“ Der junge Montafoner hat immer ein Heft bei sich, in das er Skizzen zeichnet. „Später mache ich daraus einen konkreten Entwurf auf Papier, ein Tonmodell, oder ich starte gleich mit dem Endmaterial“, gibt er Einblick in seine Arbeitsweise. Ihm geht es bei seiner Arbeit darum, Geschichten festzuhalten und bleibende Erinnerungen zu schaffen. Viele seiner Werke weisen aber auch in die Zukunft, denn er hat ihnen einen eigenen, modernen Stempel aufgedrückt. Mangeng, der auch mit Stein, Ton und Beton arbeitet, sieht sich deshalb auch nicht als Schnitzer, sondern als Bildhauer. „Ich kopiere nicht, sondern bringe meine Ideen ein.“
Seit 2012 kann er seine Passion in einer modernen Werkstatt ausleben. „Ich habe unseren Stall umgebaut.“ Derzeit erweitert er gerade die „Vikiis Holzwerkstatt“. Vor zwei Jahren wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit, seither lebt er seinen Traum. Er konnte sich bereits über öffentliche und private Aufträge freuen. Unter anderem fertigte er Wappen und Schilder an, Reliefs, Möbelunikate, Lampen und Skulpturen. Der talentierte Schrunser sieht sich als Kunsthandwerker. „Als Künstler will ich mich nicht bezeichnen. Dazu habe ich noch zu wenig Erfahrung“, meint er bescheiden. Doch in ihm lodert das Feuer der Leidenschaft. „Ich möchte noch viel machen.“ Im nächsten Jahr will er die Schnitzschule Elbigenalp abschließen. „Dann bin ich ausgebildeter Holz- und Steinbildhauer.“ Er kann sich auch vorstellen, dass er noch ein Kunststudium absolviert. „Ich möchte mich als Bildhauer weiterentwickeln.“ Mangeng weiß, dass noch sehr viel möglich ist. „Aber ich weiß nicht, in welche Richtung ich gehen und wo ich in fünf Jahren stehen werde.“ Er wisse ja nicht einmal, wie die nächste Skulptur aussähe. Von einem aber ist er überzeugt: „Die Leute werden noch viel von mir sehen und hören.“
Ich möchte mich als Bildhauer weiterentwickeln.
Victor Mangeng
Zur Person
Victor Mangeng
hat sich vor zwei Jahren als Bildhauer selbstständig gemacht. Der junge Montafoner lebt seinen Traum.
Geboren: 17. April 1991
Ausbildung: Zimmermann
Familie: ledig
Hobbys: Wandern, Biken
Ausstellungen: Feldkirch, Wexelstube, vom 29. September bis 2. Oktober; Kunstnacht in Schruns am 7. Oktober in der Raiffeisenbank; Skulpturapärkle in Eschen.