Steht im Knast ihren Mann

Die Justizanstalt Feldkirch sucht Wachebeamte. Ines Amann macht diesen Job schon seit 13 Jahren.
Feldkirch. (VN-kum) Ines Amann (34) ist eine hübsche Frau – auch ohne Schminke. „Ich habe mich noch nie angemalt“, sagt sie: „Ich bin so, wie ich bin. Wem das nicht passt, der soll gehen.“ Amann mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Das ist auch gut so, denn in ihrem Job muss sie ihren Mann stehen. Die Feldkircherin arbeitet seit 13 Jahren in der Haftanstalt Feldkirch. Sie ist Justizbeamtin.
Eine verrückte Maus
Nach der Matura wusste Amann nicht, welchen Weg sie beruflich einschlagen sollte. Ihre Mutter wies sie auf ein Inserat in der Zeitung hin und meinte: „Da werden Justizwachebeamte gesucht. Du bist doch eine verrückte Maus.“ Die Maturantin fragte sich, ob sie das interessieren könnte. „Ich hatte keine Ahnung. Aber ich bewarb mich.“ Sie wurde zur Aufnahmeprüfung eingeladen und schaffte diese auf Anhieb.
Danach absolvierte sie die einjährige Grundausbildung und schloss diese mit Auszeichnung ab. Sie lernte unter anderem Gesetze, Verteidigungstechniken, Psychologie und Englisch. Häfenluft schnupperte sie zum ersten Mal bei den Praktika. Bevor sie den ersten Schritt in eine Strafanstalt tat, dachte sie sich: „So wie im Film wird es wohl nicht sein.“ Der erste Eindruck überwältigte sie. „Die Karlau in Graz ist riesengroß. Mich faszinierte, dass sie wie ein Uhrwerk funktioniert.“ Am Anfang ihrer Berufslaufbahn begleitete sie die Gefängnisinsassen im Alltag. Sie kontrollierte am Morgen, ob alle Häftlinge wohlauf sind, gab Mahlzeiten aus, schickte die Inhaftierten in den Hof zum Sport, begleitete sie zum Arzt oder Psychologen und führte sie zu Verhandlungen. Die junge Frau arbeitete sich im Gefangenenhaus Feldkirch schnell hinauf und ist inzwischen dienstführende Beamtin. Die Bezirksinpektorin managt heute die Anstaltsbibliothek und ist für die Aus- und Fortbildung sowie die Freizeitgestaltung der Häftlinge verantwortlich.
Es erstaunte Amann, dass die Insassen, davon 95 Prozent Männer, sie trotz ihres jugendlichen Alters respektierten. „Ich hatte nie ein Autoritätsproblem.“ Sie hat immer unbeirrt ihren Job gemacht und sich nie manipulieren lassen. „Du musst charakterlich gefestigt sein. Denn sie versuchen, dich auf ihre Seite zu ziehen, damit du ihnen Vorteile verschaffst.“
Schritt für Schritt wuchs sie in ihre Arbeit hinein. „Mit der Erfahrung weißt du, wie du sie nehmen musst. Oft hast du es ja mit denselben zu tun. Die Rückfallquote liegt bei rund 30 Prozent. Es gibt welche, mit denen gehe ich in Pension.“ Amann unterschätzt aber keinen. Denn: „Jeder hier ist im Grunde gefährlich.“ Ein Gummiknüppel und ein Pfefferspray gehören zu ihrer Standardausrüstung. Bis jetzt wurde sie aber noch nie beschimpft oder aggressiv angegangen. „Angegriffen werden eher Männer. Die Hemmschwelle gegenüber Frauen ist größer.“
Der Beruf hat auf ihr Privatleben abgefärbt. „Ich kann Menschen schneller einordnen und bin vorsichtiger geworden, weil ich weiß, was in Vorarlberg passiert.“ Deshalb geht Amann nie ohne Pfefferspray aus. Dennoch glaubt sie, dass der Mensch im innersten Kern gut ist. „Wenn der Mensch wirklich schlecht wäre, dann würden wir in der Hölle leben.“
Die Arbeit mit Menschen am Rande der Gesellschaft, die viele abschreckt, gefällt der 34-jährigen Beamtin. „Ich arbeite darauf hin, dass die Häftlinge Chancen wahrnehmen und möchte ihnen Werkzeuge für das Leben danach mitgeben.“
Es gibt Häftlinge, mit denen gehe ich vermutlich in Pension.
Ines Amann
Zur Person
Ines Amann
ist seit 13 Jahren als Justizwachebeamtin im Gefangenenhaus Feldkirch tätig.
Geboren: 1. Mai 1983
Ausbildung: Matura, Strafvollzugsakademie
Familie: in Partnerschaft
Hobbys: Reiten, mein Hund