Er ist dann mal kurz weg

Harald Pfanner (59) ist von seinem Heimatort Göfis nach Santiago de Compostela gepilgert.
Göfis. (VN-mef) Die gelbe Muschel auf blauem Hintergrund hat ihm den Weg gewiesen. Nach 2350 Kilometern ist Harald Pfanner am Ziel angekommen. 0 Kilometer steht auf dem Stein, auf dem das Symbol der Pilger angebracht ist. Pfanner – bekleidet mit schwarzer Wanderhose und roter Jacke – lächelt in die Kamera. Hinter ihm schiebt der Atlantische Ozean Wellen gegen die Klippen. Der Horizont scheint unendlich zu sein.
Vor einigen Jahren hat sich Harald Pfanner dazu entschlossen, gemeinsam mit zwei Freunden den 320 Kilometer langen Weg von León nach Santiago de Compostela zu gehen. „Ursprünglich
war es Neugier“, sagt der 59-Jährige. Dann kam die Sehnsucht nach Ruhe und Natur und er beschloss, den Jakobsweg noch einmal von Göfis bis nach Nordwestspanien zu gehen. Da er voll berufstätig ist, nahm er das Projekt in mehreren Etappen in Angriff.
Auf der Suche
87 Tage lang war Pfanner auf verschiedenen Pfaden unterwegs. Dabei begab er sich auf „ein Rendezvous mit sich selbst“ und auf die Suche nach den wirklich wichtigen Dingen im Leben. „Alles, was man zum Leben braucht, passt im Grunde in einen Rucksack“, sagt der Pilger.
Zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen im Leben des Göfners zählen seit jeher Wanderschuhe. „Mein Vater war Wanderführer in Brand und ich oft mit ihm unterwegs. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit, und beim Wandern bin ich meinem Papa wieder sehr nahe“, erklärt er.
Bei seiner ersten Wanderung auf dem Jakobsweg schleppte Pfanner noch Bücher, massenhaft Proviant, mehrere Kleidungsstücke, eine Thermosflasche und damit einen viel zu schweren Rucksack mit. „Auf dem Weg findet sich aber alles, was man benötigt“, ist er sich inzwischen sicher. Überwältigt ist er nach wie vor von der Hilfsbereitschaft der Menschen aus aller Welt, die den Jakobsweg gehen. „Beispielsweise, wenn es um Tipps gegen Blasen geht“, sagt er und schmunzelt.
Besondere Begegnungen
Um den Hals trägt der 59-Jährige ein Lederband mit hölzernem Kreuz. Ein Geschenk eines Kanadiers, den er auf dem Weg kennengelernt hat. Nur eine von vielen besonderen Begegnungen auf den Pfaden der Muschel. Auf seiner Pilgerreise quer durch Europa hat Pfanner in Klöstern, Bauernhöfen und in großen Schlafsälen übernachtet. Tagsüber wanderte er durch hügelige Landschaften, weite Ebenen und machte viele spirituelle Erfahrungen. Vor allem aber auch die vielen historischen Bauten auf dem Weg haben ihn sehr beeindruckt. „Kunstgeschichte hat mich schon immer interessiert“, sagt Pfanner.
In seiner Freizeit führt er deshalb zweimal monatlich Interessierte als Nachtwächter verkleidet durch Feldkirch. Der Job als Fremdenführer ist eines seiner großen Hobbys. Zudem ist er jetzt Reiseführer auf dem Jakobsweg. Noch diese Woche startet er mit einer Gruppe eine Tour. Übernachtet wird in Hotels. Für Pfanner „Pilgern deluxe“ also. Als seine Mission sieht es der 59-Jährige auch an, Menschen über Vorträge zu inspirieren, sie ein Stück auf seinen Weg mitzunehmen und sie für das Pilgern zu begeistern.
Große Unterstützung hat der Göfner für sein Jakobsweg-Projekt von seiner Frau bekommen. „Gegenüber früher gehe ich inzwischen mit einer größeren Gelassenheit durch das Leben. Deshalb gönnt mir meine Frau den Urlaub mit mir selbst.“ Das nächste Projekt hat Pfanner bereits ins Visier genommen. Sein Ziel diesmal: Rom.
Alles, was man zum Leben braucht, passt in einen Rucksack.
Harald Pfanner
Zur Person
Harald Pfanner
Wandert in seiner Freizeit auf den Pfaden des Jakobswegs.
Geboren: 5. Februar 1958
Wohnort: Göfis
Beruf: Verkaufsleiter in der Alu-Branche
Familie: verheiratet, zwei Söhne