Herr der Sonnwendfeuer

Wetter / 22.06.2017 • 18:26 Uhr
Der Schrunser Walter Zudrell wird am Samstag wieder die traditionellen Feuer am Hochjoch entzünden. Zudrell
Der Schrunser Walter Zudrell wird am Samstag wieder die traditionellen Feuer am Hochjoch entzünden. Zudrell

Im Montafon stehen am Samstag die Berge in Flammen. Mittendrin ist „Sonnwendler“ Walter Zudrell.

Schruns. (VN-mef) Wenn es um Berge und Brauchtum geht, ist Walter Zudrell im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme. Seit Jahrzehnten schon entzündet er zur Feier des längsten Tages des Jahres Sonnwendfeuer in der Montafoner Bergwelt. Am Samstag ist es wieder so weit. „Die Nervosität steigt Tag für Tag“, sagt der 59-Jährige. Dreimal täglich checkt er den Wetterbericht. Denn Regen und Nebel sind die größten Feinde der „Sonnwendler“ und Ausweichtermin gibt es keinen. „Am 21. Juni ist Sommersonnenwende und wir entzünden die Feuer immer entweder am Samstag davor oder danach. Je nachdem, welcher näher liegt.“

Saubere Sache

Über 40 Jahre ist her, dass der gebürtige Silbertaler sein erstes Sonnwendfeuer enzündet hat und damit im Tal den vergessenen Brauch wieder eingeführt hat. „Wir waren 1975 zu sechst und sind schwer beladen zur Lobspitze aufgestiegen“, erinnert er sich. Im Rucksack hatten er und seine Kollegen Schindeln und Benzin. Später waren es Hobelspäne, dann Heizöl in Büchsen. Seit zehn Jahren werden Wachskerzen verwendet, die speziell für diesen Zweck von zwei Männern aus St. Anton entwickelt wurden. „Die Kerzen brennen bis zu fünf Stunden und das Ganze ist eine saubere Sache.“

Inzwischen wohnt Zudrell, bekannt auch als „Felsa Walter“, in Schruns und setzt jedes Jahr mit Kollegen das Hochjoch und den Sennigrat in Flammen. Damit das Schauspiel für die Menschen im Tal wie eine gigantische Lichterkette wirkt, gibt es einen genauen Plan für die Feuerstellen. „Um auf den Gipfel zu kommen, muss man trittsicher und schwindelfrei sein“, sagt Zudrell. Für ihn kein Problem. Er war bereits 370 Mal auf seinem Lieblingsberg und kennt die Montafoner Bergwelt wie seine Westentasche, denn seit 30 Jahren ist auch Wegwart.

Zudrell hat nicht nur zahlreiche heimische Berge bestiegen, auch im Ausland hat er sich Herausforderungen gestellt. Etwa am Kilimandscharo, am Matterhorn oder am Mont Blanc. Stets mit dabei hat er seine Alpenstange. „Die hat schon viele Höhenmeter hinter sich“, sagt er. Den Mount Everest zu erklimmen, sei für ihn nie Thema gewesen. „Da müsste ich mehrere Wochen Urlaub nehmen. In dieser Zeit kann ich viele andere Berge besteigen.“

Zudrell ist von Beruf Werksmaler. Nächster Jahr verabschiedet er sich in die Altersteilzeit. „Ich habe immer sehr gerne gearbeitet. Aber jetzt freue ich mich auf mehr Zeit für meine Hobbys“, sagt er. Ist er nicht gerade mit seiner Lebensgefährtin in der Bergwelt unterwegs, ist er mit den Silbertaler Bergfreunden oder der Trachtengruppe auf Tour. Derzeit gilt die volle Konzentration aber den Sonnwendfeuern. Heuer entzünden die Gruppen im Montafon diese erstmals gleichzeitig. „Darauf bin ich besonders stolz. Das Wetter dürfte mitspielen“, sagt der 59-Jährige und blickt mit einem Lächeln im Gesicht in Richtung Berge.

Der Nervenkitzel beginnt schon eine Woche vorher.

Walter Zudrell

Zur Person

Walter Zudrell

entzündet seit über 40 Jahren Sonnwendfeuer im Montafon.

Geboren: 9. März 1958

Wohnort: Schruns

Beruf: Werksmaler bei den Illwerken

Hobbys: Wandern, Fotografieren, Skifahren, Trachtengruppe