Die Frau am großen Bau

Dornbirn. (VN-ger) Irgendwann hat es bei Patricia Müller plötzlich “Klick” gemacht. “Es war brutal”, erzählt die 20-Jährige. “Ich wusste lange nicht, was ich nach der Hauptschule machen soll. Eines Tages bin ich dann nach Hause gekommen und habe gesagt: ,So, ich gehe jetzt in die HTL’. Von heute auf morgen wusste ich es. Das habe ich dann auch fünf Jahre lang durchgezogen.“ Nach der Matura spielte die junge Hohenemserin auch mit dem Gedanken, zu studieren. “Aber da verdienst du nichts und dieses Geld holst du nie mehr rein. Ich möchte schließlich irgendwann mein eigenes Haus bauen und auch selber planen.” Die freie Stelle bei Rhomberg Bau kam ihr da gerade recht.

Seit September 2016 ist Patricia Müller Bauleiterin bei der Bregenzer Firma. Ihre Aufgaben: den Ablauf der Arbeiten planen und koordinieren, Baumaterial bestellen, abrechnen, mit dem Polier Maße aufnehmen, Fragen klären, den Zeitplan und die Termine im Auge behalten, zählt sie auf. “Am Anfang habe ich mit meinem Bürokollegen ein paar Baustellen gemacht. Im November bekam ich dann meine erste eigene Baustelle: eine Bodenplatte für ein Mehrfamilienhaus in Hohenems und anschließend den Umbau der Eilguthalle in Lindau.”

Immer größer

Im Februar stand erneut eine berufliche Vergrößerung auf dem Plan. In einem Zweiergespann verantwortet die 20-Jährige seither die Großbaustelle Krankenhaus Dornbirn. Auf dem Dach sollen noch heuer auf einer 22 mal 30 Meter großen Plattform wieder Helikopter landen können. Parallel dazu laufen die Arbeiten am Zu- und Umbau des OP-Bereichs auf Hochtouren. „Das Schwierige am OP-Zubau ist, dass die Arbeiten während des laufenden Betriebs stattfinden”, berichtet sie. Dass der Ton auf einer Baustelle manchmal rau ist – geschenkt! Auch den Männern hat sie längst bewiesen, was sie kann. “Einige waren anfangs schon etwas dagegen. Aber mittlerweile funktioniert es echt gut, sie helfen mir und erklären mir Sachen”, sagt die Hohenemserin, die auch in ihrer Freizeit gerne die Hosen anhat. Patricia Müller spielt leidenschaftlich gerne Fußball, seit einem Jahr beim FFC Vorderland, davor war sie sechs Jahre beim DSV Dornbirn am Ball. “In der Volksschule habe ich mit den Buben immer in der großen Pause gespielt und bin mit der Gota zu den Fußballspielen meines Cousins gegangen, bis er mich einmal gefragt hat: ,Warum spielst du eigentlich nicht selbst?'”, erinnert sie sich.

Patricia Müller hat in ihrem noch jungen Berufsleben bereits den Lehrlingsausbildner absolviert und spielt derzeit mit dem Gedanken, die Baumeisterprüfung zu absolvieren. Auf jeden Fall möchte sie aber eine gute Bauleiterin werden und sich einen Namen machen. Was die 20-Jährige an ihrem Job fasziniert? „Jeder Tag und jede Baustelle ist anders. Es gibt überall andere Herausforderungen, die du bewältigen musst. Auch mit den Leuten zusammenzuarbeiten, macht einfach Spaß”, muss sie nicht lange überlegen.

Von heute auf morgen wusste ich, was ich machen will.

Patricia Müller