Ein Routinier auf dem See

Wetter / 11.07.2017 • 18:14 Uhr
Chefkapitän Hans Wüstner vor der „Sonnenkönigin“. Mit ihr dürfen nur sehr erfahrene Schiffsführer fahren. Foto: VN/Roland Paulitsch
Chefkapitän Hans Wüstner vor der „Sonnenkönigin“. Mit ihr dürfen nur sehr erfahrene Schiffsführer fahren. Foto: VN/Roland Paulitsch

Jetzt herrscht Hochsaison bei den „Vorarlberg Lines“. Der Chefkapitän bewahrt dennoch Ruhe.     

Bregenz. (VN-kum) In Sachen Schiffsverkehr herrscht auf dem Bodensee jetzt Hochbetrieb. Allein die sechs Schiffe der „Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt“ befördern nun Tag für Tag rund 3000 Passagiere über das Schwäbische Meer. Von Hektik ist bei Betriebsleiter Hans Wüstner dennoch nichts zu spüren. Der Mann, der dafür verantwortlich ist, dass die gesamte Schiffsflotte fahrtüchtig ist, dirigiert 28 Mitarbeiter, darunter neun Kapitäne. Sein Job ist abwechslungsreich, denn er beinhaltet nicht nur Bürodienst. Der Chefkapitän fährt nach wie vor selbst auf den See hinaus und bringt unzähligen Passagieren die Schönheit des Gebietes rund um den Bodensee näher.

Zimmer mit Seeblick

Wüstner wuchs nicht am Wasser auf, sondern in Kennelbach und Wolfurt. Aber er hatte einen älteren Bruder, der Matrose war. „Alois schwärmte von seinem Job. Da dachte ich mir: ,Das wär’ auch was für mich‘.“ Der Groschen fiel während seiner Militärzeit. Der junge Mann war in der Kaserne Lochau stationiert. „Ich hatte ein Zimmer mit Seeblick. Morgens sah ich, wie die Schiffe rausfuhren.“ Gedanklich sah er sich am Ruder.

Nach der Elektrikerlehre heuerte er bei den ÖBB an, „in der Hoffnung, dass ich zur Schifffahrt komme“. Sein Traum wurde Wirklichkeit. „1984 fing ich als Matrose an.“ Den Neuling faszinierte vor allem das Zusammenspiel der Schiffsmannschaft bzw. wie sie auf sich allein gestellt die Herausforderungen des Tages meistert.

Wüstner begann als „Mädchen für alles“. Mit Fleiß und Ehrgeiz arbeitete er sich zum Schiffsführer hoch. „Es war ein erhabenes Gefühl“, erinnert er sich an seine erste Fahrt als Kapitän. Bereits mit 29 hatte der tüchtige Mann sein berufliches Ziel erreicht. Zwei Jahre später machte es ihm sein Bruder nach. Weil Wüstner im Jahre 2005 die Schifffahrtskonzession erlangte und nach der Privatisierung des ehemaligen ÖBB-Unternehmens Betriebsleiter der „Vorarlberg Lines“ wurde, ist er heute der Vorgesetzte seines Bruders. Die Brüder verbindet nicht nur ihre Blutsverwandtschaft, sondern auch die Leidenschaft zum Beruf. In der Sommersaison steuert Wüstner Schiffe, den Rest des Jahres verbringt er damit, Reparaturen bei den Wasserfahrzeugen in die Wege zu leiten. „Auch das ist eine schöne Aufgabe und füllt mich aus.“ Aber jedes Jahr im Frühling freut er sich auf den Start der Schiffssaison, die Passagiere und den See.

Der Bodensee könne aber auch tückisch sein. „Aber zum Glück nicht für uns. Denn wir kennen ihn, sind erfahren und auf schnelle Wetterumschwünge vorbereitet.“ Dem Schiffsführer ist aufgefallen, dass heutzutage die Stürme schnell bzw. überraschend kommen. „Dafür treten länger anhaltende Stürme nicht mehr so häufig auf.“ Bei Orkan gelte es, das Schiff in die Windrichtung zu stellen, damit es nicht in Schräglage kommt. Dass man das Unwetter draußen abwettere und stehenbleibe, sei hingegen selten. Wüstner hat noch jedes Schiff sicher in den Hafen gebracht. Nervosität kommt bei ihm keine auf, auch nicht, wenn er mit der „Austria“ bis zu 1200 Passagiere transportiert. „Man lernt über die Jahre mit der Verantwortung umzugehen. Außerdem wird unsereins darauf gedrillt, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.“

Wie jeder seiner Kapitäne fährt auch Wüstner am liebsten die „Austria“. „Sie hat kräftige Maschinen und ist optimal zu steuern.“ Auch am Steuer der „Sonnenkönigin“ sitzt er gerne, „weil man mit ihr seitlich fahren kann und sie ein Hingucker ist“.                                                                                                   

Die ,Sonnenkönigin‘ ist in jedem Hafen ein Hingucker.

Hans Wüstner

Zur Person

Hans Wüstner

ist der Chefkapitän der “Vorarlberg Lines”. Er arbeitete sich vom Matrosen zum Betriebsleiter hinauf.   

Geboren: 10. September 1963

Ausbildung: Kapitän, Betriebsleiter

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Garten, Joggen, Radfahren