Im Bann der Niedere

Bei den Bergbahnen Andelsbuch herrscht derzeit für Klaus Waldner und sein Team Hochsaison.
Andelsbuch. (VN-mef) Wer in Richtung Bregenzerwald fährt, sieht den Berg und die farbigen Schirme schon von Weitem: Freunde der Lüfte nutzen die gute Thermik der Niedere gerne für einen Gleitschirmflug. Zudem ist der Andelsbucher und Bezauer Hausberg bekannt für seine Aussicht über den Bodensee. Auf der Andelsbucher Seite befördert ein nostalgischer Doppelsessellift, der Anfang der 1970er-Jahre gebaut wurde, Naturfreunde auf die Niedere. Der Spätsommer bedeutet jedes Jahr Hochsaison für Klaus Waldner und seine Mitarbeiter. „Im Vorjahr hatten wir 46.000 Fahrten im Sommer. An Spitzentagen sind es bis zu 1200“, berichtet der 47-jährige Andelsbucher. Gezählt werden bis zu 550 Landungen von Paragleitern.
Waldner ist seit sieben Jahren Betriebsleiter der Bergbahnen Andelsbuch. Genauso wie die Schweizer untrennbar mit dem Matterhorn verbunden sind, scheint es der Naturbursche mit der Niedere zu sein. Schon als Bub zog es ihn auf den Hausberg. Im Sommer erkundete er die Landschaft als Älpler. Im Winter lockten die ersten Schneeflocken. „Ich bin dann mit dem Meterstab auf den Weg, um zu messen, wie viel es geschneit hat“, erzählt er.
Nebenher studiert
Nachdem er als Jugendlicher eine Elektrikerlehre absolviert hatte, arbeitete er bei den Andelsbucher Bergbahnen und legte mit 21 Jahren die Betriebsleiter-Prüfung für Seilbahnen ab. Berufsbegleitend studierte er Tourismusmanagement und schrieb seine Diplomarbeit über den Tourismus in Andelsbuch.
Trotz der großen Heimatverbundenheit zog es Waldner zwischenzeitlich in die Ferne. Als er am Arlberg als Maschinist tätig war, entdeckte er seine Leidenschaft fürs Skifahren. Erst brachte er Wintersportlern in Kanada und Neuseeland richtige Schwünge bei. Später begleitete er Schneeliebhaber als Skiführer am Arlberg sicher durch das Gelände.
Als sich vor sieben Jahren dann eine Möglichkeit zur Wiedereinstellung als Betriebsleiter bei den Bergbahnen Andelsbuch ergab, nutzte Waldner die Gelegenheit. Für ihn war schon damals klar: „Ich werde so lange werkeln, bis es eine neue Bahn gibt.“ Der Lift habe zwar noch eine Konzession bis 2031. „Wenn aber etwas kaputt geht, müssen die Teile extra angefertigt werden, und dies ist sehr teuer“, erzählt Waldner.
Konkrete Überlegungen
Inzwischen gibt es konkrete Überlegungen, den alten Sessellift durch eine neue Bahn zu ersetzen. Ebenso soll eine kleine Beschneiungsanlage her, damit der Winterbetrieb weiterhin gewährleistet werden kann. Bis dato stützt der Sommer- den Winterbetrieb. Wann die nächsten Schritte in Richtung des Millionen-projektes gesetzt werden, ist noch nicht fix. „Mein Traum wäre es, wenn der neue Lift spätestens in fünf Jahren in Betrieb genommen werden kann“, sagt Waldner.
Im Winter sind inklusive Walzenfahrer 22 Mitarbeiter bei den Bergbahnen beschäftigt. Im Sommer sieben. Selbst der Chef schiebt ab und zu Dienst am Lift oder übernimmt den Parkplatzdienst.
Das Schönste für Waldner sind aber die Fahrten abends Richtung Tal. Zeit für ihn, sich auf das Wesentliche zu besinnen und nachzudenken. Schreckliche Ereignisse wie der Terroranschlag in Barcelona lösen in dem Andelsbucher große Betroffenheit aus. „Wenn ich aber von der Niedere aus den Bodensee und die Lichter in der Stadt sehe, entsteht der Eindruck, dass die Welt schon noch in Ordnung ist“, sagt der 47-Jährige.
Ich werde so lange werkeln, bis es eine neue Bahn gibt.
Klaus Waldner
Zur Person
Klaus Waldner
ist Betriebsleiter der Bergbahnen Andelsbuch.
Geboren: 14. Oktober 1969
Ausbildung: Elektrikerlehre, Studium Tourismus-Management, staatlich geprüfter Skilehrer und Skiführer
Familie: verheiratet, drei Kinder