Im Dienst für die Menschen

Wetter / 24.10.2017 • 18:16 Uhr
Im Dienst für die Menschen

Judith Reichart setzt auf Nachhaltigkeit und Kunstvermittlung.

Schwarzenberg, Bregenz Sie saß im Büro bzw. in ihrer Redaktion, als der Anruf von Hans Metzler, einem der Geschäftsführer des Festivals alpenarte, kam und sagte spontan zu, die Leitung des Vereins der Freunde zu übernehmen. Schließlich war Judith Reichart (46) Jahrzehnte in der Kunstvermittlung tätig, eine Zeitlang auch gestalterisch in der Kulturpolitik, nämlich als Stadträtin in Bregenz. Für die alpenarte konnte sie viel Sympathie entwickeln, weil es eine Veranstaltungsreihe ist, bei der junge Künstler, hervorragende Musikerinnen und Musiker, auf dem Podium stehen, und die sich im Besonderen auch ans junge Publikum richtet. Besucher unter 18 Jahren erhalten freien Eintritt, die Kooperation mit Musikschulen in der Region zählte von Anbeginn zum Konzept und einer der Jungstars – in diesem Herbst ist es der Geiger Yury Revich – fungiert als Intendant, erstellt das Programm.

Zur Musik hinführen

Dass das Festival einen kulturpolitischen Auftrag wahrnimmt, hat sie überzeugt. Vor wenigen Wochen erst wurde der Verein gegründet. Der Kommunikationsfachmann Marco Rusch, die Ärztin Susanne Fischer und der Schwarzenberger Altbürgermeister Jakob Franz Greber sind weiters ehrenamtlich im Vorstand, rund 60 Mitglieder hat man bereits. Bald sollen es mehr sein. „Möglichst viele junge Menschen zur klassischen Musik hinzuführen und zwar in einem spielerischen Rahmen, das erachte ich als sehr wichtig.“

Judith Reichart kommt an sich aus der bildenden Kunst. Einer Ausbildung in der Gastronomie folgte ein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Innsbruck, das sie sich mit Jobs in der Kunstszene finanziert hat. Sie hat sich rasch Fähigkeiten erworben, um selbst Ausstellungen, etwa im Magazin 4 oder im Künstlerhaus, kuratieren zu können. Ein Stipendium führte sie schließlich nach Berlin, wo sie ihre Kuratorentätigkeit entsprechend ausweiten konnte und Aufträge in weiteren Ländern annahm. Zu den bildenden Künstlern hat sie mittlerweile zumindest zeitweise zurückgefunden, im neuen Bildraum Bodensee leitet sie die Künstlergespräche.

Kulturpolitik

Zwischen dem Ausstellungsmachen und ihrer nunmehrigen Haupttätigkeit als Herausgeberin des Magazins „Original“, das mittlerweile österreichweit vertrieben wird und sich unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit einer breiten Themenpalette widmet, liegt ihre Zeit als Kulturstadträtin in der Landeshauptstadt. „Ich habe gerne Kulturpolitik gemacht, auch mit Leidenschaft, weil ich die Meinung vertrete, dass Kultur in der Gesellschaft einen wichtigen Bereich einnimmt.“ Welchen Freiraum die Kultur in der Gesellschaft hat, das sei auch signifikant für das politische System. „Menschen eine freie Kulturszene zu bieten, wirkt sich positiv auf die individuelle Geisteshaltung aus.“ Dieser Gesichtspunkt war auch maßgeblich, wenn Schwierigkeiten zu bewältigen waren. Die Rettung des Festivals „Bregenzer Frühling“ ist nur eine davon. Der internationale Austausch oder Vermittlungsprogramme waren und sind ihr wichtig. VN-cd

„Mir gefällt es, dass das Festival alpenarte auch einen kulturpolitischen Auftrag wahrnimmt.“

Zur Person

Judith Reichart

Geboren 1969 in Bregenz

Ausbildung Studium Kunstgeschichte und Philosophie in Innsbruck

Laufbahn Freischaffende Kunsthistorikerin, Ausstellungskuratorin, Kulturstadträtin in Bregenz, Herausgeberin des Magazins „Original“, ehrenamtlich Präsidentin des  Vereins der Freunde des Festivals alpenarte

Familie eine Tochter

Das Festival alpenarte findet vom 26. bis 29. Oktober im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg statt. Erstes Konzert: 26. Oktober, 19.30 Uhr, Werke von Tschaikowsky, Manookian, Lutoslawski, Richter und Piazzolla: www.alpenarte.at