Der Papa wird es richten

Reinhard Diem, der Tausendsassa beim EHC Lustenau
Lustenau Wäsche waschen, Schuhe schleifen, Ausrüstungen besorgen, Material verwalten, Essen bestellen, Reisen organisieren. Und, und, und. Man muss ein Multitalent und Tausendsassa sein, um als Betreuer in die Organisation eines Eishockeyklubs zu passen. Wie Reinhard Diem. Seit 1985 ist der Pensionist mit dem Eishockey verbunden, zuerst auf dem Eisplatz in Dornbirn, nunmehr seit 30 Jahren beim EHC Lustenau. Weil der Sohn seinerzeit selbst aktiv war, wurde für den heute 68-Jährigen der Kufensport zur Leidenschaft.
Nicht immer nur Schneewalzer
Bis er bei der Kampfmannschaft des EHC die Nachfolge des legendären Walter Schinagl antrat, half der gelernte Maschinenschlosser in sämtlichen Nachwuchskategorien aus. „Ich mache es vor allem darum, weil ich es mag, mit jungen Leuten zusammen zu sein“, begründet Diem seine Freizeitbeschäftigung. „Ab einem gewissen Alter triffst du immer mit Gleichaltrigen zusammen und redest über die gleichen Themen. Hier bist du gefordert und ab und zu schießen sie dich in den Wind. Um es mit der Musik zu vergleichen: Ich mag nicht immer nur den Schneewalzer hören, ich will auch mitbekommen, was bei den Jungen so läuft.“
Für den Wechsel von seiner Heimatstadt Dornbirn nach Lustenau wurde Diem anfangs angefeindet. „Damals war die Rivalität zwischen den Bulldogs und dem EHC viel größer als jene zwischen Lustenau und der VEU Feldkirch“, erinnert er sich. „Aber mit ein paar Bierchen hat man es immer gerichtet.“ Diem schätzt auch die Kontakt zu jenen Spielern, die nicht mehr beim Klub in Lustenau sind: „Ich kann mit allen gut. Man darf nicht so engstirnig sein und sich gegenseitig ignorieren, nur weil man den Verein gewechselt hat.“
Anekdoten aus der Kabine gäbe es unzählige, auch von Auswärtsfahrten, Meisterfeiern oder Saisonfesten. Ganz konfliktfrei geht es in einer so großen Mannschaft nicht immer ab. „Ich war schon einmal dran, alles zusammenzupacken“, erzählt Diem. „Ich habe eine flapsige Bemerkung fallen gelassen, das hat jemand im Verein nicht gerne gehört. Aber man hat es wieder ausgeredet.“ Seinen Übernamen „Papa Schlumpf“ hat der Mann mit dem markanten weißen Vollbart schnell erklärt: „Ich hatte einmal eine rote Kappe auf. Seither nennen mich einige Papa Schlumpf.“ Er ist der Papa, der beim EHC fast alles richtet.
Skifahren als Leidenschaft
Die Arbeit in der Rheinhalle beginnt oft schon um neun Uhr früh und endet spätabends nach dem Training oder einem Spiel. „Um das alles zu bewältigen, braucht es ein Team, das gut funktioniert und zusammenarbeitet.“ Das er mit Sabine Mathis, Walter Mächtinger und Sohn Mathias hat: „Sie sind zwar alle berufstätig, nehmen mir aber schon einiges ab.“
Selbst aufs Eis zu gehen, ist nicht die Sache von Diem. „Eine Ehrenrunde bringe ich schon her. Aber ich bin mehr der Skifahrer.“
Früher wusste man seine Aushilfstätigkeit am Lanklift zu schätzen. „Ich habe mir auch für den heurigen Winter schon wieder einen Dreitälerpass besorgt.“ Im Sommer ist das Motorrad seine Leidenschaft: „Die Fahrt aufs Stilfserjoch gehört jedes Jahr zu den Höhepunkten.“ Und gleich danach geht es mit Vollgas in die nächste Eishockeysaison. VN-ko
„Mit Gleichaltrigen redest du immer über die gleichen Themen. Ich will mitbekommen, was bei den Jungen so läuft.“
Zur Person
Reinhard Diem
ist der „gute Geist“ bei der Eishockey-Kampfmannschaft des EHC Lustenau
Geboren 1. Mai 1949
Ausbildung Maschinenschlosser, jetzt Pensionist
Familie geschieden, drei Kinder, fünf Enkelkinder
VN/ko