Bescheidener Lebensretter

Wetter / 20.12.2017 • 18:52 Uhr
Bescheidener Lebensretter

Michael Schatzmann half mit Knochenmarkspende krankem Kind.

Feldkirch „Ich fühle mich nicht wie ein Lebensretter“, sagt der 32-jährige Michael Schatzmann. Er ist aber einer, denn er hat einem Kind das Leben gerettet. Im Oktober 2015 ließ sich der Feldkircher im Rahmen einer firmeninternen Typisierungsaktion über den Verein „Geben für Leben“ typisieren. Es ging um einen Jungen aus dem Bregenzerwald, der an Leukämie erkrankte und dringend einen Stammzellenspender benötigte. „Ich bin eigentlich durch Zufall dazu gekommen. Da es sich um einen guten Zweck und um ein Kind handelte, dachte ich gar nicht lange darüber nach“, schildert er seine Beweggründe.

Speichelproben wurden entnommen und geprüft, jedoch stimmten die Gewebemerkmale des Jungen nicht mit denen von Schatzmann überein. Ein Jahr später kam aber ein erfreulicher Anruf: Ein anderer Patient benötigte seine Knochenmarkspende.

Knochenmark spenden

„Daraufhin hat man mir nochmals Blut abgenommen, um sicherzugehen, dass alle Werte passen.“ Nachdem er das Okay bekommen hat, wurde er in die Klinik der Stiftung „Aktion Knochenmarkspende Bayern“ zu einer genaueren Untersuchung eingeladen. „Dort wurde ein kompletter Körpercheck durchgeführt“, erzählt der Knochenmarkspender. Das dauerte einen ganzen Tag lang. „An dieser Stelle muss ich die tolle Zusammenarbeit mit ,Geben für Leben‘ loben: Ich fühlte mich super betreut. Während des Prozesses wurde ich immer wieder gefragt, ob ich mir sicher bin, dass ich spenden möchte.“ Auch für das Verständnis und die Anteilnahme seitens seiner Firma – Schmid Anlagenbau in Göfis – ist der Produktionsleiter dankbar: „Mir wurden keine Mehrkosten verrechnet und für den Aufenthalt in der Klinik musste ich nicht extra freinehmen.“ Wie das Knochenmarkspenden funktioniert, erklärt Schatzmann in wenigen Sätzen: „Das Knochenmark wird aus dem Beckenknochen entnommen. Dazu wird unter Vollnarkose ein kleines Loch in den Beckenknochen gebohrt. Dann wird mit Hilfe eines Vakuums die Flüssigkeit aus dem Knochen gesaugt.“ Außer einem kleinen Einstichsloch und einem Schmerz, „der sich wie Muskelkater im Rücken anfühlt“, habe der Eingriff bei ihm keine Auswirkungen gehabt. Der Krankenhausaufenthalt dauerte insgesamt drei Tage. Den Hobbysportler zog es bereits eine Woche später wieder zum Skitourengehen in die Berge.

Anonymer Briefkontakt

„Es ist ein kleiner Aufwand mit großer Wirkung.“ Deshalb habe er nicht lange gezögert, als es hieß, dass er noch ein zweites Mal gebraucht werde, denn sein Empfänger erkrankte erneut. Ob dem Jungen die zweite Spende hilft, wird sich in der nächsten Zeit zeigen. Mit dem zehnjährigen Polen steht Schatzmann in anonymem Briefkontakt, der über „Geben für Leben“ organisiert wird.

„Wir haben uns schon zweimal geschrieben. Es würde mich interessieren, wer er ist, und natürlich wünsche ich mir, dass er wieder völlig gesund wird.“

„Helfen war selbstverständlich“

Für den zweifachen Vater steht fest: „Zu helfen war für mich selbstverständlich. Hätte eines meiner Kinder Leukämie und meine Stammzellen würden nicht passen, wäre ich auch froh über jeden, der sich typisieren lässt und Spender werden will.“ VN-HUE

„Es ist ein kleiner Aufwand mit großer Wirkung.“

Zur Person

Michael Schatzmann

Knochenmarkspender über “Geben für Leben”

Geboren 4. Juni 1985

Beruf Produktionsleiter bei Schmid Anlagenbau

Wohnort Feldkirch

Familie verheiratet, zwei Kinder

Hobbys Skifahren, Skitouren, Radfahren, Joggen