Spurensucher

Gerd Schlegel ruft in Wolfurt die Nacht der Pflege aus.
wolfurt Not macht erfinderisch, oder aus der Not eine Tugend gemacht: Beides bezeichnet das, was Gerd Schlegel plant, ziemlich gut. Weil die klassischen Wege der Mitarbeiterrekrutierung kaum noch funktionieren, will der Geschäftsführer der Sozialdienste Wolfurt mit einer „Nacht der Pflege“ versuchen, dringend benötigtem Diplompersonal sein Haus schmackhaft zu machen. Am Donnerstag, 18. Jänner 2018, steht das Seniorenheim in der Gartenstraße ab 20 Uhr allen Interessierten mit abgeschlossener Pflegeausbildung offen. Dabei möchte Schlegel „die DNA der Einrichtung aufzeigen“, das vorstellen, was aus seiner Sicht den Unterschied ausmacht. Gleichwohl weiß er, dass andere Pflegeheime ebenfalls eifrig in einem Becken fischen, das auszutrocknen droht. Da sind gute Ideen gefragt.
Vom Bäcker inspiriert
Zur 1. Wolfurter Nacht der Pflege hat Gerd Schlegel der Bericht über eine Wiener Bäckerei inspiriert, die sich in Freibädern erfolgreich ihre Lehrlinge angelt. „Das könnte eine Spur sein“, dachte sich Schlegel und ebnete den Weg dafür. Den Abend wählte er, weil es sich um eine für Pflegepersonen normale Arbeitszeit handelt. „Das schockt niemanden“, meint er mit einem breiten Lachen. Außerdem sei es zu dieser Zeit ruhig im Haus. Da lasse es sich besser ins Gespräch kommen. Auch um eine Antwort auf die Frage, warum für Pflegepersonen gerade das Seniorenheim Wolfurt interessant sein sollte, ist Gerd Schlegel nicht verlegen. Er berichtet von 20 Prozent mehr Anwesenheitszeit, als es der Personalschlüssel vorsieht, von fünf Sternen, mit denen das Heim für seine personenzentrierte Pflege nach „Böhm“ ausgezeichnet wurde, von der ausgeprägten Palliativkultur, von stabilen Teams, einem neuen Heim mit 80 Plätzen, das irgendwann kommen soll, vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten und einem Personalmanagement, das sogar Sondervereinbarungen während der Familienzeit zulässt. „Wir lassen aber auch unser karenziertes Personal nicht aus den Augen“, sagt Gerd Schlegel. Gleichzeitig räumt er ein, im Sinne der Bewohner bei der Auswahl der Beschäftigten sehr wählerisch zu sein.
Die Aktion selbst sieht der Geschäftsführer der Sozialdienste Wolfurt als einen Baustein, um konstruktiv mit der schwierigen Personalsituation umzugehen. Es gehe in erster Linie um die persönliche Ansprache und den Austausch. Wenn sich am Ende des Tages jemand für eine Stelle interessiere, umso besser.
Arbeit mit Mehrwert
Gerd Schlegel ist Deutscher, studierte Theologie und Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Soziale Arbeit und lebt seit elf Jahren in Vorarlberg. Das Personalwesen interessierte ihn besonders, weil es Herausforderungen bringe und Gestaltungsmöglichkeiten eröffne. Deshalb verdingte sich Schlegel zuerst in verschiedenen Industrieunternehmen. „Dabei habe ich sehr viel erfahren, das für den Personalbereich wichtig ist“, erzählt er. Dieses Wissen wollte er dann jedoch in einer sinnstiftenden Arbeit mit Mehrwert, wie er seinen nunmehrigen Job bezeichnet, einbringen. Ein Schritt, den der Vater einer Tochter noch keine Sekunde bereute. Von seinem Team spricht er als dem Jackpot schlechthin, und die Rückmeldungen von Bewohnern und Angehörigen sind eine zusätzliche Motivation, jeden Tag das Beste zu geben. VN-MM
„Wir lassen aber auch unser karenziertes Personal nicht aus den Augen.“
Zur Person
Gerd Schlegel
will mit einer besonderen Initiative Personal für das Seniorenheim Wolfurt gewinnen.
Geboren 5. September 1968 in Gaislingen an der Steige
Ausbildung Studium der Theologie und Erziehungswissenschaften
Laufbahn Personalmanagement, GF Sozialdienste Wolfurt
Familie verheiratet, 1 Tochter