„Ich bin süchtig geworden“

Wolfgang Hermann will weitere Kindergeschichten schreiben.
Dornbirn Und da ist es wieder: das Henne-Ei-Problem. Die uralte philosophische Frage nach dem Grund an sich, die nun auch Wolfgang Hermann in seinem ersten Kinderbuch „Die Tiere und die Wörter“ stellt. Mitten in der Savanne will der Leopard nämlich mit einem Male wissen: „Was ist zuerst in meinem Kopf: das Zebra oder das Wort Zebra?“ Auf der Suche nach einer Antwort besucht er den Philosophenbär. Zwischen den beiden entfacht ein Buchstaben-, Wörter- und Sprachwirbel und letztlich die Erkenntnis, dass nicht alles immer einen Sinn haben muss, aber dass es gut ist, dass es so ist. Garantiert ist jedoch eines: Kinder und Erwachsene haben viel Spaß beim Lesen. Und das war auch das Ziel des 56-jährigen Autors, der durch seine Werke, darunter die Faustini-Romane „Abschied ohne Ende“ oder „Die Kunst des unterirdischen Fliegens“, bekannt wurde.
Erfolgreich in Frankreich
„Ich wollte immer schon ein Kinderbuch schreiben“, verrät der gebürtige Bregenzer, der nun einen Wohnsitz in Dornbirn bzw. Wien hat. Doch jetzt, wo er Vater eines eineinhalbjährigen Sohnes ist, sei dies die Motivation gewesen. „Manchmal ist man einfach so weit für eine Sache“, sagt Hermann und vergleicht: „Als ich 29 Jahre alt war, konnte ich mir auch nicht vorstellen, ein Theaterstück zu schreiben – zehn Jahr später habe ich „Bruno“ geschrieben. Bis zum Kinderbuch-Debüt dauerte es vielleicht genau deshalb exakt 30 Jahre. Dazwischen liegen mehr als zwei Dutzend Romane, Erzählungen, Gedichtbände, aber auch Hörspiele, Theaterstück und eine Übersetzung. Vor einem Jahr erschien sein erstes Buch in französischer Übersetzung. Die Erzählung mit dem Titel „Abschied ohne Ende“ wurde vom Verlag Editions-Verdier veröffentlicht und in Frankreich als großer Erfolg gefeiert.
Besonders viel Lob gab es über die sprachliche Ebene und das Literarische, was Hermann ganz besonders freute. Und mit Herr Faustini geht 2018 die Erfolgsgeschichte weiter. Nicht zu vergessen Spanien und den Periferica-Verlag, bei dem Hermann inzwischen auch publiziert.
Dass es nach seinem Debüt weitere Kinderbücher geben wird, daraus macht der promovierte Philosoph kein Hehl. „Ich bin süchtig geworden“, gibt er offen zu und freut sich an den farbenfrohen Illustrationen von Katharina Sieg, die das 48 Seiten zählende Bilderbuch zu einem echten Hingucker machen. Immerhin steht die Marke Nilpferd (G&G Verlag) für ein anspruchsvolles, künstlerisch gestaltetes und vielfach ausgezeichnetes Programm. „Es war ein Glücksfall“, freut sich der freischaffende Schriftsteller, „als Kinderbuchautor bin ich ja ein völlig unbeschriebenes Blatt.“
Was ihn noch an seiner neuen Leserschaft reizt, ist, dass intellektuelle Kniffe nicht über einen unklaren Sachverhalt hinwegführen können. „Kinder sind kritisch“, weiß Hermann, „man kann ihnen nichts vormachen.“ Deshalb braucht es auch eine präzise Idee oder ein konkretes Bild im Kopf. „Schreiben ist dann wie ein Spielen, und das ist das Schöne.“
Deshalb brennt er schon darauf, sich eine neue Kindergeschichte auszudenken. Auch wenn Sohn Felix bisher lieber auf Büchern sitzt, als darin blättert. Doch das wird nicht so bleiben. Und auch Wolfgang Hermann wird uns immer wieder neu überraschen. Fragen gibt es viele, Wörter ebenso. CRO
„Kinder sind kritisch, man kann ihnen nichts vormachen.“
Zur Person
Wolfgang Hermann
Geboren 27. September 1961
Wohnort Dornbirn/Wien
Beruf freier Schriftsteller
Studium Philosophie und Germanistik an der Universität Wien
Hofer
Die Tiere und die Wörter, Autor: Wolfgang Hermann, Illustration: Katharina Sieg, Nilpferd, Preis: 19,95 Euro