Ein Pfarrer für alle

Wilfried Blum startete 1979 die bekannte „Aktion Trocken“.
Rankweil Die heilenden Hände eines Chirurgen, der Gestaltungssinn eines Architekten und das Gerechtigkeitsempfinden eines Richters. Die Fähigkeiten dieser Berufe waren es, welche Wilfried Blum als Jugendlichen faszinierten. In der Profession des Pfarrers fand er alle vereint.
Seit 2004 ist Wilfried Blum nun Pfarrer in Rankweil. Sich mit jenen zu solidarisieren, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, war ihm dabei immer ein besonders Anliegen: „Emotional und inhaltlich fühle ich mich deswegen auch mit Papst Franziskus verbunden“, sagt der 68-Jährige. „Mir ist es immer schon wichtig gewesen, dass ich meine Zeit für Menschen der Randgruppe investiere.“ Und das hat Wilfried Blum auch Zeit seines Lebens getan: Schon als junger Pfarrer arbeitete er im damaligen Erziehungsheim Jagdberg, mit dem Kinderdorf Vorarlberg und beschäftigte sich mit Suchtkranken.
Solidarität mit Randgruppen
Der Gedanke an die Schwächeren der Gesellschaft war für Blum auch der ausschlaggebende Grund, die „Aktion Trocken“, die während der Fastenzeit zum Alkoholverzicht motivieren soll, ins Leben zu rufen. 1979, Blum war Kaplan in Götzis, startete er mit Jugendlichen zusammen die Aktion erstmals: „Es ging auch darum, Solidarität mit Süchtigen und deren Familien zu zeigen“, erklärt Blum, der jedes Jahr in der Fastenzeit selber auf Alkohol verzichtet. Besonders Jugendliche sollten damals zum Fasten animiert werden: „Im Miteinander sollte ein Bewusstsein im Umgang mit Alkohol gebildet werden. Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft etwas Selbstverständliches, man wird ständig damit konfrontiert. Darauf wollten wir aufmerksam machen.“
Zu dieser Zeit gab es alleine in Götzis 20 Katholische Jungschar-gruppen. Dementsprechend hatte die Aktion von Beginn an guten Zulauf. „Der Grafiker Reinhold Luger designte uns sogar ein eigenes Pickerl“, erinnert sich der Pfarrer. „Im darauffolgenden Jahr setzte sich der damalige Kaplan von Lustenau, Werner Witwer, dafür ein, dass in Gasthäusern mindestens ein alkoholfreies Getränk günstiger angeboten wird als ein alkoholisches, der sogenannte ‚Durstlöscher‘.“ Für diesen wurde sogar eine noch heute gültige Gesetzesnovelle erlassen: „Seitdem muss es in Gaststätten mindestens zwei alkoholfreie Getränke geben, die höchstens genauso teuer sind wie das billigste alkoholhaltige Getränk.“
„Aktion Trocken“-App
2016, 37 Jahre nach dem Start der „Aktion Trocken“, wurde sie der Zeit entsprechend digitalisiert: Die „Aktion Trocken“-App wurde von Supro, Caritas, Katholischer Jugend und dem Vorarlberger Familienverband entwickelt. Bereits 2355 Personen nutzten die kostenlose App und sammelten gemeinsam 40685 alkoholfreie Tage, informiert Blum: „Es freut mich, dass die Fastenaktion heute noch fortbesteht. Denn sie ist immer noch aktuell.“
Was bedeutet Fasten für ihn als Geistlichen? „Die Fastenzeit im christlichen Sinne ist ein spiritueller Weg der inneren Erneuerung“, sagt Blum. „In diesen sechs Wochen – zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag – kann mir bewusst werden: Bin ich abhängig oder bin ich frei?“
Für Pfarrer Blum bedeutet Verzicht die Erfahrung neuer Freiheit und Selbstbestimmung, ganz nach Martin Heideggers Worten: „Der Verzicht nimmt nicht. Der Verzicht gibt.“ VN-HAM
„Mir ist es wichtig, dass ich meine Zeit für Menschen der Randgruppe investiere.“
Zur Person
Wilfried Blum
initiierte 1979 die “Aktion Trocken”.
Geboren 14. Oktober 1949
Ausbildung Studium der Theologie in Innsbruck
Laufbahn 1975 Priesterweihe in Dornbirn, 1982-1987 Jugendseelsorge, 1975-1990 Pfarrer in Götzis, 1990-2004 Pfarrer in Göfis, seit 2004 Pfarrer in Rankweil VN/Haller