Stehauf-Frau

Marianne Lutz lässt sich vom Schicksal nicht beirren.
lustenau Sie wünscht sich einen Job, den sie gerne macht und von dem sie leben kann. Denn auch mit inzwischen über 50 möchte Marianne Lutz nicht auf das berufliche Abstellgleis gestellt werden. Die Lustenauerin weiß nämlich, wie sich das anfühlt. Von heute auf morgen wurde ihr gekündigt. „Und das nach 28 Jahren Betriebszugehörigkeit.“ Ein bisschen von dem Schmerz, den sie damals empfand, wirkt noch immer nach. Doch aufgeben kam für die zweifache Mutter nie infrage. Sie musste schon früher schwierige Zeiten meistern, und sie denkt weiterhin nicht daran, die Flinte ins Korn zu werfen. Jetzt schon gar nicht, wo sie im carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems über die „Aktion 20.000“ einen befristeten Arbeitsplatz gefunden hat. Sie war eine der wenigen Personen, die aufgrund einer frühen Zusage durch das Arbeitsmarktservice noch von der Initiative profitiert. Auf diese Weise hofft sie, neu durchstarten
zu können und bald eine reguläre Beschäftigung zu finden.
Familienunterstützung
Marianne Lutz lässt sich nicht unterkriegen. Sie strahlt trotz aller Unbilden, die ihr das Leben bereits aufbürdete, Zuversicht und Tatendrang aus. Der erste große Schicksalsschlag traf sie mit gerade einmal 37 Jahren. Ihr Mann starb, und sie stand mit zwei Kindern da. „Es war eine sehr schwierige Zeit“, erinnert sie sich rückblickend. Die Kinder, das Haus: Plötzlich war Marianne Lutz für alles allein verantwortlich. „Zum Glück unterstützte mich die Familie, sonst hätte ich nicht Vollzeit im Schichtbetrieb arbeiten können“, erzählt die begeisterte Gärtnerin. Langsam kam sie wieder in ruhigeres Fahrwasser. Dann folgte der nächste große Tiefschlag, die Kündigung. „Es war ein ganz normaler Arbeitstag. In der Pause musste ich ins Personalbüro, dort teilte man mir mit, dass ich meine Sachen packen kann“, schildert sie diesen Tag, als wäre es erst gestern gewesen. Damals arbeitete die gelernte Einzelhandelskauffrau als Weberin. „Ich dachte, ich bleibe bis zur Pensionierung in dieser Firma, und dann das.“ Irgendwie kann es Marianne Lutz bis heute nicht fassen. Sie habe Monate gebraucht, um mit der neuen Situation fertigzuwerden. Dennoch versuchte sie in dem einen Jahr, in dem sie gezwungen war, zu Hause zu bleiben, im Alltag eine Struktur beizubehalten. Aber mit der Arbeitslosigkeit kamen die Existenzsorgen. „Je länger ich arbeitslos war, umso frustrierter wurde ich“, räumt Marianne Lutz ein.
Selbstwert durch Arbeit
Schließlich wurde sie auf die „Aktion 20.000“ des AMS aufmerksam. „Seit Oktober habe ich nun einen Arbeitsplatz beim carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems“, freut sich die sympathische Frau. An Beschäftigung mangelt es ihr dort nicht. Die Menge an Altkleidern ist in Vorarlberg enorm. Bis zu 60 Tonnen kommen wöchentlich in Ho
henems an. Die Sachspenden werden an verschiedenen Tischen nach Kategorien sortiert, an einem dieser Tische steht Marianne Lutz. Sie hat nun eineinhalb Jahre fix ihren Arbeitsplatz und erhält noch Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. „Die Arbeit hat meinen Selbstwert wieder gestärkt“, merkt Marianne Lutz dankbar an. Auch wenn sie noch nicht weiß, was ihr die berufliche Zukunft bringt: „Jetzt habe ich die Sicherheit, dass es weitergeht.“ VN-MM
„Ich wünsche mir einen Job, den ich gerne mache und von dem ich leben kann.“
Zur Person
Marianne Lutz
konnte noch aus der „Aktion 20.000“ einen Nutzen ziehen
Alter 52
Ausbildung Einzelhandelskauffrau
Laufbahn 28 Jahre Weberin (Qualitäts- und Warenkontrolle, Weben, Maschinenbetreuung), derzeit carla Tex
Hobbys Reisen, Schwimmen, Gartenarbeit