Hirn der Stromversorgung

Ramon Pircher ist Teamleiter in der Hauptschaltleitung.
Bregenz Die Illwerke VKW laden am Samstag, 9. Juni, zum Energieerlebnistag ein. Spannende Experimente in der Lehrwerkstatt, eine E-Rallye-Zeitprüfung oder Führungen durch das Krafthaus-Museum werden ebenso angeboten wie ein exklusiver Einblick in das Gehirn der Stromversorgung. Die Hauptschaltleitung von Netz Vorarlberg ist gewissermaßen die Kommandozentrale. Hier wird das gesamte 10.700 Kilometer lange Netz rund um die Uhr überwacht. Ramon Pircher ist seit 18 Jahren Teamleiter und für die Versorgungssicherheit im Land, aber auch im Westallgäu verantwortlich. Ein Job, der den Ingenieur der Elektrotechnik auch nach so langer Zeit immer wieder aufs Neue fasziniert. „Wenn du zur Arbeit kommst, weißt du nie, was der Tag bringen wird“, erzählt der 57-Jährige mit Begeisterung, „Außerdem kommt es immer wieder zu neuen Situationen, die wiederum neue Lösungswege herausfordern.“ Alltag? „Natürlich gibt es den auch, aber ähnlich wie in einer Rettungs- und Feuerwehrleitzentrale arbeiten auch wir in Echtzeit und das macht es spannend.“
Der vergangene Montag war so ein Beispiel, als in Haselstauden vermutlich wegen eines Blitzschlags der Strom ausfiel. „Nach einer Stunde waren alle Haushalte wieder mit Strom versorgt“, so Pircher. Viel schlimmer sei es gewesen, als das Sturmtief Burglind in Vorarlberg wütete. „Statt des üblichen Zwei-Mann-Teams waren wir fünf Mann in der Hauptschaltleitung“, erinnert sich der Teamleiter an zehn Störungen gleichzeitig. „Gut, dass ein Blick auf das Wetterradar für uns zum Standard gehört. So konnten wir frühzeitig ein Team bilden und uns darauf vorbereiten.“
Proben für den Ernstfall
Apropos Vorbereitung: Wie Rettungssanitäter und Feuerwehrleute probt auch das neunköpfige Team gemeinsam mit den zehn Springern immer wieder den Notfall. Sogar mit den Kollegen in der Schweiz und in Deutschland wird einmal im Jahr der Worst Case angenommen. Blackout in Mitteleuropa, das heißt dann, dass die Mitarbeiter der Hauptschaltzentralen ganz schön unter Strom stehen.
Ob so ein Szenario realistisch ist? „Na ja, jeder redet derzeit von ,Blackout‘, sagt der Elektrotechniker, „wir in Vorarlberg können als eine von wenigen Regionen in Europa mit unseren Wasserkraftwerken eine sogenannte Inselnetzstromversorgung realisieren“, beruhigt der Experte. „Im Ernstfall wären wir im Bereich Elektrizität völlig unabhängig.“ CRO
Zur Person
Ramon Pircher
Wohnort Hard
ALter 57 Jahre
Ausbildung HTL Elektrotechnik, Bregenz
Beruf Teamleiter Netzführung bei der Vorarlberger Energienetze
Hobbys Amateurfunk und Summits On The Air (SOTA), also „Gipfel auf Sendung“, Bewegung in der Natur, lesen;