Vom Unglück zum Olympiasieg

Harald Roth verlor seine linke Hand, seither engagiert er sich im Behindertensport.
Altach Harald Roth fehlt seine linke Hand, doch es ist keine Behinderung für ihn. Er kann sein Hemd selbst zuknöpfen und er war trotz seiner Beeinträchtigung mehrfacher Medaillen-Sieger im Speerwerfen, Diskuswerfen und Staffellauf.
Das Unglück, bei dem Harald Roth seine Hand verlor, passierte ihm im Alter von zwölf Jahren.
Beim Versuch, selber Rohrbomben zu basteln, kam es zur Detonation. „Ich hatte Glück im Unglück“, blickt Roth zurück. Das schlimme Ereignis konnte der Altacher aber schnell verarbeiten. Nach vier Wochen war er schon wieder in der Schule. Zudem begann er mit dem Sport bei der Leichtathletikgemeinschaft Montfort. 1982 gewann der Sportler seine erste Medaille und 1984 seine erste Olympische Goldmedaille in New York im Speerwerfen. Sein absolutes Highlight ereignete sich im Jahr 1992, als er sich in Barcelona gleich drei Auszeichnungen holte. Gold für Speerwerfen, Silber für Diskuswerfen und Bronze für den Staffellauf. „Auch die Atmosphäre war überwältigend. Die Stadt ist schön und mit der richtigen Gruppe noch viel schöner“, erzählt der Medaillengewinner.
Neben seiner Sportkarriere startete Harald Roth seine berufliche Laufbahn mit einer Lehre als Bürokaufmann. Später wechselte er als Kostenrechner und Kalkulant zur Firma Hämmerle. Anschließend war der Sportler zehn Jahre bei der Firma Kästle Ski tätig, bis diese aufgekauft wurde. Seit 1. Juni 1997 arbeitet er beim Behindertensportverband als Sekretär.
Sport als Hobby
Obwohl er inzwischen seit 30 Jahren seine Karriere beendet hat und nicht mehr an Wettkämpfen teilnimmt, trainiert er gerne für sich, indem er joggen, radfahren oder ins Fitnessstudio geht. Der heute 55-Jährige nützt seine freie Zeit, um in der Natur an der frischen Luft zu sein oder um fischen zu gehen.
Blöde Blicke stören ihn nicht. Harald Roth bremst es nicht, was andere über ihn sagen und denken. Ganz im Gegenteil: Wenn Kinder auf ihn zeigen und wissen wollen was passiert ist, erklärt er es ihnen. So lernen eventuell auch andere Kinder, dass es gefährlich ist, mit Sprengstoff zu hantieren.
Auch als Sekretär vom Behindertensportverband unterrichtet er selbst eine Gruppe. Am Mittwochabend trainiert er im Olympiazentrum in Dornbirn mit Sehbehinderten. Insgesamt gibt es zehn Vereine mit 400 Mitgliedern in Vorarlberg, die in 20 verschiedenen Sportarten aktiv sind.
„Der Kontakt mit Gleichgesinnten und der gegenseitige Austausch sind sehr wichtig“, sagt Harald Roth, der Menschen mit Handicap ermutigen will, sportlich aktiv zu werden.
60-Jahr-Feier
Einen Grund zu feiern hat der Behindertensportverband Vorarlberg am Samstag. Denn dann feiert er im Winzersaal in Klaus sein 60-jähriges Bestehen. VN-MOI
Zur Person
Harald Roth
Sekretär im Behindertensportverband Vorarlberg
Alter 55
Ausbildung Lehre als Bürokaufmann
Laufbahn Tätigkeiten bei verschiedenen Firmen, seit 1997 im Behindertensportverband
Familie geschieden, ein Sohn