An der Telefonfront

Soldat Bahadir Kocabay leistet wertvollen Telefondienst.
Bludesch Er ist möglicherweise nicht einer, über den man spricht. Dafür ist er einer mit dem man spricht. Zumindest taten das in den letzten Tagen mehrere Dutzend Vorarlberger. Die Rede ist von Bahadir Kocabay.
Seit Mittwoch ist der Grundwehrdiener in der Telefonzentrale in der Walgaukaserne im Einsatz und hilft dem Infektionsteam des Landes bei der Erhebung wichtiger Daten im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Vorarlberg. Anhand eines exakt ausgearbeiteten Fragebogens gehen der Harder und knapp 20 weitere Soldaten mit den betroffenen Personen die wichtigsten Informationen Punkt für Punkt durch. „Unsere Aufgabe besteht darin, so viele hilfreiche Informationen wie mögliche einzuholen. Diese werden dann an das Infektionsteam weitergegeben, das dann die weiteren Schritte einleitet“, sagt er.
„Super Zusammenarbeit“
Seit 7. Jänner absolviert der Harder seinen Grundwehrdienst beim Österreichischen Bundesheer. Nach der Grundausbildung in der Walgaukaserne war er zunächst als Ersatzwache bzw. Schreiber in der Oberst Bilgeri Kaserne in Bregenz eingeteilt. „Als Schreiber bin ich dem Vizeleutnant unterstellt und helfe ihm bei der Bürotätigkeit. Das ist eine Aufgabe, die mir sehr gut gefällt“, sagt er. Die aktuelle Pandemie hat dazu geführt, dass er bis auf weiteres nun in der Walgaukaserne im Telefoneinsatz ist. „Die Zusammenarbeit mit dem Infektionsteam läuft super“, sagt Kocabay. „Ich war am Anfang schon etwas nervös, aber mit jedem Telefonat lief es dann besser. Mir ist sicher zugutegekommen, dass ich davor auch beruflich bereits mit Kunden in Kontakt war“, sagt er. „Die Leute, die wir kontaktieren, reagieren großteils sehr verständnisvoll. Gelegentlich ist aber auch die Verunsicherung der Menschen spürbar. Manche wollen aus Angst nicht alles beantworten. Dann heißt es ruhig bleiben. Wenn das nicht reicht, wenden wir uns an unseren Vorgesetzten“, schildert der Soldat.
Vor seiner Einrückung ins Bundesheer war der 22-jährige Unterländer als Lagerist in einem Kühllager in Lauterach tätig. Die große Leidenschaft des türkischstämmigen Österreichers ist der Fußball. „Ich habe 13 Jahre lang beim FC Hard gekickt“, erzählt er mit Stolz. Dort spielte sich der Offensivmann von der U11 bis in die 1b-Mannschaft. Aufgrund seiner Ausbildung musste er seine aktive Karriere dann vorübergehend auf Eis legen. „Beruf und Fußball ließen sich leider nicht vereinbaren. Sobald es die Zeit zulässt, fange ich aber wieder mit Fußball an“, ist er sich sicher, dass es das noch nicht gewesen ist. In der Zwischenzeit hält sich der gelernte Betriebslogistikkaufmann mit Fitness und Joggen in Form.
Zum Derby nach Istanbul
Auch wenn er nicht selber auf dem Platz steht, steht das runde Leder bei Bahadir Kocabay ganz hoch im Kurs. Das Vereinslogo, das er dann auf der Brust trägt, ist dann aber nicht weiß-hellblau, sondern gelb-dunkelblau. „Seit ich mich erinnern kann, bin ich ein leidenschaftlich großer Fan von Fenerbahçe Istanbul“, sagt er. Die Begeisterung für den Klub aus der türkischen Metropole geht so weit, dass er bereits zweimal beim Derby gegen den Erzrivalen Galatasaray live im Şükrü Saracoğlu Stadı dabei war. „Zu einem Sieg hat es dabei leider noch nie gereicht. Aber zumindest haben wir zweimal Unentschieden gespielt“, erzählt er von seinen Fußballreisen nach Istanbul, von denen er bisher immer heiser nach Hause gekommen ist. „Das Derby ist wirklich ein Fixpunkt für mich. Die Stimmung in den Straßen rund um das Stadion ist einfach unbeschreiblich. Ich werde auch in Zukunft so oft es geht dabei sein. Am liebsten jedes Jahr“, beginnen die Augen des Fußballfans alleine beim Gedanken daran zu leuchten. VN-JS
Zur Person
Bahadir Kocabay
hilft als Grundwehrdiener in der Telefonzentrale der Walgaukaserne mit.
Geboren 11. Dezember 1997
Familie ledig
Wohnort Hard
Beruf Betriebslogistikkaufmann
Hobbys Fußball, Fitness, Sport