„Du bist ein Engel“

Wetter / 23.03.2020 • 18:32 Uhr
Mathias Haselwander ist dieser Tage oft im Supermarkt. Archiv
Mathias Haselwander ist dieser Tage oft im Supermarkt. Archiv

Mathias Haselwander macht für alte Menschen Botengänge.

Bregenz „Du bist ein Engel“, sagt Maria (72) lächelnd zu Mathias Haselwander. Der 29-jährige Bregenzer war für die Rentnerin einkaufen und hat ihr gerade die Lebensmittel gebracht, die sie sich gewünscht hat. Maria geht wegen der Corona-Pandemie nicht mehr aus dem Haus. Die Bregenzerin leidet seit mehr als 45 Jahren an Asthma und zählt damit zu den besonders gefährdeten Menschen.

25 Anfragen pro Tag

Mathias und seine Freunde reagierten schnell auf die Corona-Krise. Ihnen war klar, dass alte und kranke Menschen jetzt Hilfe brauchen. „Wir wussten: Jetzt ist der Zeitpunkt da, um der älteren Generation etwas zurückgeben zu können.“ Mathias und seine Freunde riefen „Breagaz hebt zäm“ ins Leben, eine Initiative für Menschen, die Hilfe benötigen. „Wir gehen zum Beispiel für sie einkaufen, in die Apotheke und holen Rezepte beim Doktor ab.“ Über die sozialen Medien suchten Mathias & Co. freiwillige Helfer. „Das Feedback war enorm. Bereits am ersten Tag boten uns 50 Leute ihre Mithilfe an.“ Mit jedem „Corona-Tag“ kamen mehr Aufträge herein. „Heute nehmen pro Tag rund 25 Menschen das Service in Anspruch.“

Allerdings wird das Ganze jetzt von der Stadt Bregenz abgewickelt. „Unsere Infrastruktur-Ressourcen genügten nicht mehr.“ Mittlerweile hat Mathias schon viele Botengänge gemacht. „Es kommt unglaublich viel zurück. Die Menschen sind so dankbar.“ Bereits ein Lächeln freut ihn zutiefst. „ Ein Satz, den er einmal in einem Buch las, kommt ihm in letzter Zeit oft in den Sinn. „Wenn man anderen etwas Gutes tut, tut man sich selbst etwas Gutes.“ Hinter diesem Satz, so weiß er heute, verbirgt sich eine tiefe Wahrheit.

Vorbild Papa

Mathias‘ soziale Gesinnung kommt nicht von ungefähr. Seine Eltern vermittelten ihm, dass es wertvoll ist, anderen zu helfen. Ein großes Vorbild ist ihm der Vater, der seit vielen Jahren der Feuerwehr Bregenz-Rieden angehört. „Als ich klein war, hat er mich zu Übungen mitgenommen.“ So kam es, dass auch Mathias ein begeisterter Feuerwehrmann wurde. Mit zwölf Jahren schloss er sich der Jugendfeuerwehr an, mit 16 Jahren hatte er seinen ersten Einsatz. „Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass man als Feuerwehrmann eine große Verantwortung hat.“ Inzwischen hat sich der knapp 30-Jährige zum Gruppenkommandanten hochgearbeitet.

Als Florianijünger konnte er schon zahlreiche Menschen aus Notsituationen retten. Er erinnert sich an einen schweren  Verkehrsunfall im Pfändertunnel. „Meine Kollegen und ich konnten ein Paar aus einem Autowrack befreien. Ein paar Monate später bekamen wir einen Dankesbrief von den Unfallopfern. Das freute mich riesig und ermutigte mich, weiter zu machen.“

Respekt vor dem Virus

Auch die Dankbarkeit der gebrechlichen und kranken Menschen, für die er seit zwei Wochen Botengänge macht, rührt ihn an. Und zwar so sehr, dass er sich vorstellen kann, diese Art der Hilfe auch nach der Pandemie anzubieten. „Wenn alles vorbei ist, machen wir weiter.“ Noch aber ist Corona-Zeit. Mathias hat Respekt vor dem Virus, aber keine Angst vor einer Ansteckung. „Wenn ich ängstlich wäre, könnte ich auch nicht bei der Feuerwehr sein.“ VN-kum

„Es kommt unglaublich viel zurück. Die Menschen sind so dankbar.“

Zur Person

Mathias Haselwander

macht Botengänge. Wer Hilfe benötigt, bekommt sie unter Tel. 0664/6141277 (von Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr) oder unter Tel. 0677/63801696.

Geboren 8. Mai 1990

Ausbildung Fahrradmechaniker

Familie in Partnerschaft

Hobbys Feuerwehr, Radfahren, Hund