Agrarreformer in spe

Wetter / 25.03.2020 • 19:45 Uhr
Jurist Wolfgang Burtscher.EU/Kobus
Jurist Wolfgang Burtscher.EU/Kobus

Wolfgang Burtscher ist ab 1. April Österreichs höchster EU-Beamter.

Brüssel Der aus Radin bei Bludenz stammende Jurist Wolfgang Burtscher (60) übernimmt in nicht nur wegen der Corona-Krise schwieriger Zeit ab 1. April als Generaldirektor die gemeinhin als schwierigstes Ressort in der EU-Kommission gehandelte Generaldirektion Landwirtschaft. Der Vorarlberger ist Jurist und seit 2000 Beamter bei der Europäischen Kommission. Von 1996 bis 2000 war er Vertreter der österreichischen Bundesländer in der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU.

Burtscher kennt das europäische Agrarsystem von beiden Seiten, wie er am Mittwoch im Gespräch mit den VN erzählte. In seiner Zeit als Abteilungsleiter für Europaangelegenheiten im Amt der Vorarlberger Landesregierung war er „in allen Vorarlberger Gemeinden vor Ort“ und im Gespräch mit den Menschen, viele davon Landwirte. „Ich war bei den Leader- und Interregprogrammen involviert.“ Die Entwicklung des ländlichen Raumes als Lebens- und Wohngebiet gehört nun wieder zu seinen Kernaufgaben.

Als Generaldirektor ist er für die Umsetzung des von der EU-Kommission vorgelegten „Green Deals“ zuständig: Die EU hat sich nichts weniger vorgenommen, als die Landwirtschaft nachhaltig neu zu gestalten. „Die Herausforderungen sind ökologischer, ökonomischer und sozialer Natur“, umschreibt er die Agrarreform 2021 bis 2027, die er mit einem jährlichen Budget von 58 Milliarden Euro und mit rund 1000 Mitarbeitern zu stemmen hat. Über die Umsetzung berichtet er an Agrar-Kommissar Janusz Wojciechowski.

Die neue Aufgabe Burtschers wird den Radiner in alle Mitgliedsstaaten führen, doch auf seine Aufenthalte in Vorarlberg freut er sich besonders. Wenn es dann wieder möglich ist, sitzt er gerne in einem Biergarten und lässt die Landschaft auf sich wirken, erzählt Burtscher über die regelmäßigen Besuche in der Heimat, „nirgends gibt es diese wunderschöne Kombination von Berg und See“.

Ansprechpartner in Brüssel

Zuvor war  der Jurist stellvertretender Generaldirektor in der Generaldirektion Forschung und Innovation und hat in dieser Funktion Konzeption und Umsetzung der EU-Forschungs- und Innovationspolitik wahrgenommen. Auf die neue Aufgabe freue er sich, sagt Burtscher, der noch einige Stichworte dazu nennt: Die „Farm to fork“-Strategie, also wie die Lebensmittel vom Bauernhof auf die Gabel kommen, die Organisation der Lebensmittelherstellung bis zur Verteilung und die Biodiversitätsstrategie der EU. Bei der Umsetzung ist er auch für Vorarlberger Politiker ein guter Ansprechpartner. „Ich habe mit Landesrat Erich Schwärzler viel gemacht und bin auch mit Landeshauptmann Markus Wallner regelmäßig in Kontakt.“ VN-sca

Zur Person

Wolfgang Burtscher

Geboren am 24. 10. 1959 in Bludenz

Wohnort Brüssel

Ausbildung Jusstudium Uni Innsbruck

Laufbahn ab 1983 Uni-Assistent Ibk., 1990 EFTA Genf, 1992 Land Vorarlberg; 1996 bei der EU, seit 2000 als Direktor und stv. Generaldirektor

Familie verheiratet, zwei Kinder