Pflegen im Ausnahmezustand

Wetter / 01.04.2020 • 18:10 Uhr
Die Wahl zum Pflegeberuf traf Tanja Micheluzzi bereits mit 17 Jahren.  Micheluzzi
Die Wahl zum Pflegeberuf traf Tanja Micheluzzi bereits mit 17 Jahren. Micheluzzi

Tanja Micheluzzi zählt zu den Helden in der Coronakrise.

LAUTERACH Sie leisten Enormes. Und das mit berührender Selbstverständlichkeit. Die Pflegerinnen und Pfleger in den Spitälern, Altenheimen und privaten Haushalten zählen zu den Helden in der Corona-Krise.

Tanja Micheluzzi ist eine von ihnen. Die 37-Jährige arbeitet als Pflegeassistentin in einem Pflegeheim in Bregenz. Sie betreut pflegebedürftige Menschen, unterstützt Fachkräfte des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege und übernimmt zudem bestimmte Aufgaben in den Bereichen Diagnostik und Therapie.

Innige Beziehung

Die Wahl fiel auf diesen Beruf, als Tanja 17 Jahre alt war: „Ich machte ein Praktikum in der Pflege und wusste von da an, dass ich nichts anderes mehr machen möchte.“ Zur Pflegeassistenzausbildung hat Tanja die Grundausbildung in Aromapflege absolviert und ist Validationsanwenderin.

Die Validation ist eine Kommunikationsmethode, aber auch eine Haltung im Umgang mit Menschen mit Demenz, die vor allem in der Altenpflege Anwendung findet. Einer der Grundsätze der Validation ist, dass alle Menschen einzigartig sind und als Individuen behandelt werden müssen. Da Berührung in der Validation eine bedeutende Rolle spielt, entwickelt sich zwischen der Anwenderin und ihren zu Betreuenden eine innige Beziehung. Die Arbeit in der Pflege ist in Zeiten der Corona-Krise besonders herausfordernd. „Wir müssen jetzt viel strengere Hygienevorschriften beachten“, erklärt Tanja Micheluzzi. Fast jeden Tag kommen neue Regeln und Auflagen dazu. Etwa das Tragen von Mundschutzmasken und Schutzkleidung ist genauso unerlässlich geworden wie mehrmals täglich Fieber messen.

Obwohl das Pflegepersonal unter großen Druck steht, befasst sich Tanja auch weiterhin intensiv mit „ihren“ alten Menschen. „Gerade das ist das Wichtigste in unserem Beruf“, betont sie. Bewohner und Patienten werden von ihr und ihren Kolleginnen so angenommen wie sie sind, „vor allem nehmen wir sie und ihre Bedürfnisse ernst.“

Und wie geht man in der Corona-Krise mit Angehörigen um, die verzweifelt sind, weil sie ihre alten kranken Mütter und Väter und Großeltern nicht besuchen dürfen? „Wir pflegen gute Kontakte zu den Angehörigen. Sie haben Verständnis für den Ausnahmezustand und vertrauen uns ihre Liebsten an, um die wir uns sehr gut kümmern.“ Das Pflegepersonal tue alles Menschenmögliche, um die sowohl für Betreute als auch für Betreuer momentane, so schwierige Situation zu meistern. „Vor allem wird jetzt viel telefoniert“, erklärt Tanja. „Und zum Glück gibt es heutzutage auch die Videotelefonie.“ Im Übrigen schreiben­ immer mehr Pflegeheimbewohner wieder Briefe, die auf dem Postweg verschickt werden. Und so wird eine beinahe schon vergessene Art der Konversation wiederbelebt.

Spielen gegen Langeweile

Tanja Micheluzzi wohnt mit ihrem Ehemann und dem fünfjährigen Sohn in Lauterach. In ihrer Freizeit unternimmt sie normalerweise mit ihrem Kind viel im Freien. „Doch jetzt halten wir uns natürlich an die Corona-Maßnahmen und bleiben daheim“, sagt sie. Gegen Langeweile wird etwa mit gemeinsamem Spielen angegangen. „Wir versuchen das Beste aus der jetzigen Situation zu machen und hoffen, dass wir bald wieder zu einem normalen Leben übergehen können.“ Bis dahin, mahnt Tanja, „sollte sich jeder Einzelne unbedingt an die Maßnahmen halten“. HRJ

Zur Person

Tanja Micheluzzi

Geboren 4. Mai 1982

Wohnort Lauterach

Beruf Pflegeassistentin

Familie verheiratet, Mutter eines fünfjährigen Sohnes

Motto Sei einfach du selbst und nutze den Tag.