Pionierarbeit

Wetter / 05.07.2020 • 18:03 Uhr
Albert Rinderer ist überzeugt, als Region mehr erreichen. Energieinstitut
Albert Rinderer ist überzeugt, als Region mehr erreichen. Energieinstitut

Albert Rinderer (63) ist Energiemanager für das Große Walsertal.

thüringerberg Der Zusammenhang zwischen Energie und Umwelt wurde Albert Rinderer schon früh bewusst: „Die Umweltkatastrophe in Tschernobyl und das dadurch verursachte Spielverbot im Sandkasten für meinen kleinen Sohn waren für mich ein Schlüsselerlebnis“, erzählt er. Damit sei für ihn klar gewesen, dass Atomenergie nicht die Zukunft der Energieversorgung sein könne. Drei Jahre später hat sich der Thüringerberger während seines Hausbaus intensiv mit alternativen Energieformen beschäftigt. Als dann 1990 in Thüringen die erste Selbstbaugruppe für Warmwassersolaranlagen gegründet wurde, war der Elektrotechniker gleich dabei. „Ich bin dann immer mehr in diese Thematik hineingewachsen. Mit dem Eintritt in die Gemeindearbeit ab 1995 ging es mir dann als Obmann des Umweltausschusses um die Etablierung der Solarenergie in der Gemeinde sowie um erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Großen Walsertal und den Blumenegg-Gemeinden“, erinnert sich der Techniker.

Sonnenschein-Aktien

Unter anderem war er in die Vorbereitungsphase zur Gründung des Biosphärenparks involviert. Ebenso engagierte er sich bei der Vorarlberger Sonnenschein-Aktion, um den Bonus für die kleinste Teilnehmergemeinde nach Thüringerberg zu holen: „Dabei ging es um die Installation der ersten Photovoltaikanlage in der Gemeinde. Diese Anlagen waren damals sehr teuer, niemand konnte sie sich leisten. Mit der Idee des Naturschutzbundes zum Verkauf von Sonnenschein-Aktien zu je 1000 Schilling, dem Bonus und vielen persönlichen Gesprächen konnte das ambitionierte Ziel schlussendlich erreicht werden.“ Anfang Februar 2000 ging die Photovoltaikanlage am Dach des Gemeindeamtes in Betrieb. Bei dem zwei Jahre später folgenden Photovoltaik-Boom waren dann die Sonnenschein-Aktienbesitzer die Ersten, die eine eigene Anlage gebaut haben.

Albert Rinderer dachte immer schon in größeren Maßstäben und entwarf innovative Konzepte, die der gesamten Region einen Nutzen bringen sollten. Da für den Biosphärenpark Großes Walsertal Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie Kernbereiche waren, kam es zur Bildung einer e5-Region Großes Walsertal. Das e5-Team wurde mit engagierten Personen aus allen sechs Gemeinden gebildet, Albert Rinderer übernahm die Leitung: „Im Großen Walsertal gab es viele Kleinwasserkraftwerke, Privatpersonen nutzten Bäche zur Energiegewinnung. Unsere Überlegung war, den reichhaltigen Waldbestand in unserem Tal zur Energieversorgung zu nutzen und die Solarenergienutzung kräftig auszubauen.“ Die e5-Region ist österreichweit einzigartig geblieben und konnte vor fünf Jahren mit 5e die höchste Auszeichnungsstufe erreichen. Ein besonderes Highlight in dieser Zeit bildete zweifelsohne die Errichtung der ersten Biomasse-Anlage in Faschina, die praktisch alle Hotels im Ort mit Energie versorgt.

Ehrgeizige Pläne

Als entscheidend für diese erfolgreiche Entwicklung bezeichnet der Energiefachmann die funktionierende Teamarbeit, den Austausch mit anderen Experten und den Kontakt zu den Bewohnern: „Ohne die Mitarbeit der Bevölkerung würde die Umsetzung solcher Projekte nicht gelingen.“ Eine Weiterentwicklung der Grundideen erfolgte durch die Unterstützung des Klimafonds. Seit acht Jahren ist das Große Walsertal e5-Region und zugleich Klima- und Energiemodellregion. Mittlerweile fungiert der Pionier in Sachen Energieeffizienz auch als Energiemanager für das Große Walsertal, seine Pläne bleiben ehrgeizig: „In zehn Jahren wollen wir energieautonom sein.“ BI

Zur Person

Albert Rinderer

setzt sich engagiert für die Energieautonomie ein.

Geboren 16. März 1957

Ausbildung HTL Elektrotechnik Bregenz

Laufbahn 35 Jahre Techniker, seit 2015 Energiemanager für das Große Walsertal

Familie verheiratet mit Helga, drei Kinder, drei Enkel