Die Eiskönigin

Feldkirch Ups und Downs gehören zum Leben dazu. Das findet auch Linda Peterlunger. Die gebürtige Feldkircherin weiß nämlich genau, was es bedeutet, von heute auf morgen nichts mehr zu haben. Nach einer Zeit mit Tiefpunkten folgte aber ein absoluter Höhepunkt. Bei der Wahl des Genussmagazins Falstaff wurde sie zum besten Eissalon Österreichs gewählt. Der Weg zu diesem Erfolg erforderte harte Arbeit und Durchhaltevermögen.

Leidenschaft fürs Verkaufen

Ihre Berufslaufbahn begann mit einer Lehre im Lebensmitteleinzelhandel. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre in der Industrie in Liechtenstein. „Ich wollte von heute auf morgen ausbrechen und auf Tattoo-Messen arbeiten. Dort fand ich wieder meine Leidenschaft zum Verkauf. Ich habe in den größten Städten Deutschlands Produkte, wie T-Shirts, verkauft und mich damit via Social Media vermarktet“, sagt die Unternehmerin. Verkaufen ist für sie mehr als nur ein Tausch von Ware zu Geld: „Kommen die Menschen an den Stand, dann kaufen sie nicht nur ein T-Shirt, sondern auch eine Auszeit vom Alltag und eine gute Zeit.“ Dieses Konzept wendet die 38-Jährige auch jetzt beim Eisverkauf an. „Ich möchte meinen Kunden Happiness und einen Genussmoment schenken“, erklärt Peterlunger. Für die Hobby-Sportlerin steht fest, eine erfolgreiche Verkaufskraft sollte nur das verkaufen, was sie selber gut findet. „Meine Vorgesetzten wollten, dass ich mehr für sie verkaufe, doch ich konnte mich nicht mit allen Produkten identifizieren. Man sagte zu mir: Ein guter Verkäufer verkauft alles“, führt Linda aus. „Ich sehe das nicht so.“

Natürliche Zutaten

Mit dem Produkt, das sie jetzt verkauft, kann sie sich sehr gut identifizieren. Ihr Softeis besteht aus rein natürlichen Zutaten. „Ich könnte kein Eis vermarkten, welches mit Fertigmischung angerührt wird. Ich verwende nur natürliche Rohstoffe“, sagt die Reiseliebhaberin. 2015 kam sie aus Deutschland zurück nach Vorarlberg. „Anfangs hatte ich nichts mehr. Keine Arbeit, keine Wohnung, kein Auto.“ Linda war verzweifelt. Doch dann bekam sie einen Job bei einer Eisdiele. Sie verkaufte erfolgreich Eis und vermarktete dieses zusätzlich via Social Media. „Nach dem Ende der Saison deutete alles daraufhin, dass es für mich in die Selbstständigkeit gehen sollte“, erzählt sie. „Mein Papa schlug mir vor, Softeis zu verkaufen. Das aßen wir als Kinder oft in Dänemark.“ Um sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, besuchte sie die Eisfachschule. Heute verkauft sie ihr eigenes Softeis in einem rosafarbenen Mini-Eiswagen im ganzen Land. Über Instagram und Facebook erfahren ihre Kunden, wo sie sich gerade aufhält. „Ich startete mit null Followern. Heute habe ich mehr als 7000“, sagt sie.

Authentisch und ehrlich

Linda ist davon überzeugt, dass ihr Erfolg darauf basiert, dass sie authentisch und ehrlich ist. „Ich mache alles selber – vom Rezept bis hin zur Vermarktung“, erklärt sie. Dieser hohe Aufwand macht es der Einpersonen-Unternehmerin schwer, ganz Vorarlberg mit ihrem Eis zu versorgen. Darum wird sie zusätzlich in Feldkirch einen Automaten aufstellen, bei dem man ihr Eis ­erhält. Außerdem hat Linda zur Lockdown-Zeit ihren eigenen Onlineshop eröffnet und ihre Kunden auch während der Coronazeit fleißig mit ihrem Dessert versorgt. „Als der Lockdown kam, war ich erst niedergeschlagen und wusste nicht, was ich nun tun soll. Nach zwei Tagen voller Grübeln entschloss ich mich dazu, meine Kunden persönlich zu beliefern“, sagt die 38-Jährige. „Meine Community hat sich sehr darüber gefreut. Es war eine schöne Erfahrung“, erzählt sie. Anderen Menschen Freude und Genuss zu schenke ist für Linda Peterlunger ein unbeschreibliches Gefühl. DPF