Die Liebe des Lebens

Lokführer Alex lebt seinen Traum in vollen und leeren Zügen.
Wolfurt Noch bevor er richtig sprechen konnte, blickte der heute 27-jährige Alexander Zoppel in seiner Heimatstadt Bludenz mit großen Augen auf die Züge, die am Bahnhof standen und dort ein- und wegfuhren. Später dann plapperte er ohne Unterlass über Zügle, Geleise, Wägen, ahmte die bahntypischen Geräusche nach. Als er als Knabe dann immer wieder zu verstehen gab, er wolle Lokführer werden, sagte man ihm: „Ist schon gut, mein Bub. Du wirst dann irgendwann an etwas anderem einen Narren fressen.“
Tat er nicht. Alex absolvierte die HTL Rankweil Bereich Elektrotechnik mit Maturaabschluss. Aber jetzt, so dachten Famiie, Freunde und Bekannte, jetzt steht ihm die Welt offen. Er kann sich einen gut dotierten Job aussuchen. „Aber das hat mich nicht interessiert. Das Einzige, was mich nach wie vor interessierte, waren Züge, Lokomotiven und die Technik, die dahinter steckt.“
Er wurde es
Alex wollte nicht nur nach wie vor Lokführer werden, er wurde es auch. Die Ausbildung dazu war für ihn Formsache, und so sitzt er jetzt bereits sechs Jahre an den Bedienungsapparaturen eines Triebwagens und steuert das tonnenschwere Fortbewegungsmittel mit bis zu 500 Fahrgästen und 150 km/h Geschwindigkeit durch die Gegend. „Es ist dies ein unbeschreibliches Gefühl. Zum Beispiel, wenn du ohne Geschwindigkeitsreduktion durch eine Nebelwand rauscht“, beschreibt Alexander Zoppel einen Teil der Faszination seines Jobs.
Auch privat ist der Sohn von Ex-Skistar Marc Girardelli ganz Bähnler. Er ist eine der treibenden Kräfte des Vereins „Pro Bahn“, der gerade ein Zugmuseum am Wolfurter Güterbahnhof aufbaut und mit Nostalgieloks und -wagen Sonderfahrten mit Besichtigungen und Verpflegung anbietet. „Leider hat natürlich auch uns Corona längere Zeit ausgebremst.“
Faszination für Junge
Der Verein hegt und pflegt liebevoll außer Dienst gestellte, „pensinierte“ Loks und Wagen. Sie gehören den jeweiligen Bahngesellschaften, für Wartung und Betrieb ist der Verein zuständig. „Wir wollen nächstes Mal auch bei der Langen Nacht der Museen mitmachen“, verrät Alex Zoppel eines der nächsten Vorhaben von „Pro Bahn“. 94 Mitglieder zählt der Verein derzeit. „Es stoßen immer mehr junge Leute zu uns“, freut sich der 27-Jährige. „Diese Jungen helfen bei uns auch fest mit. Das ist eine tolle Sache.“
Ein Leben ohne Bahn und Zug kann sich Alex Zoppel auch privat nicht vorstellen. In einem alten Postwagon, ein Bestandteil des Museums, hat er sich sogar eine Schlafstätte eingerichtet. „Dann muss ich nicht immer nach Hause fahren und kann mich dort auch vor und nach Diensten ausruhen“, schmunzelt der Eisenbahn-Freak. Stichwort Dienst und Beruf: Eine berufliche Alternative existierte für Alex nie. „Zur Bahn und sonst nirgends – das war für mich immer klar.“ VN-HK
Zur Person
Alexander Zoppel
Der 27-jährige Bludenzer ist dienstlich und privat Eisenbahner aus voller Überzeugung.
Geboren 19. Jänner 1993
Wohnhaft Bludenz
Familie ledig
Beruf Triebfahrzeugführer
Hobbys Eisenbahn, Biken
Lieblingsspeise Grillspieß