Möbel erzählen Geschichte

Heidi Sutterlüty haucht dem alten „Kaschtl“ neues Leben ein.
Egg Mit einem freundlichen Lächeln öffnet die Eggerin Heidi Sutterlüty stolz das Tor zu ihrem Reich: In der Garage steht jedoch kein schicker Sportwagen und wartet darauf, bewundert zu werden, nein! Heidis Schätze sind alte Möbelstücke aus den Jahren zwischen 1950 und 1980, die sie in ihrem Garagen-atelier in kreativer Weise in das Jahr 2020 holt. Das Motto „Versuch das zu machen, was dich glücklich macht“, lebt die sympathische Künstlerin, die mit ihren DiY-Videos eigene Facebook-, Youtube- und Instagram-Kanäle füttert.
Die gelernte Volksschullehrerin hat sich immer für einen anderen beruflichen Weg in ihrem Leben entschieden, wenn sie das Gefühl hatte, nicht mehr für das, was sie macht, zu brennen. „Ich bin immer mit viel Engagement dabei. Wenn die Begeisterung, das Feuer beginnen zu fehlen, eröffnet sich oft etwas Neues. Das fasziniert mich, denn das, was ich jetzt mache, war nicht von langer Hand geplant. Das hat sich ergeben.“ Sie arbeitete zuvor zehn Jahre als Hundetrainerin und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht“. Hund Rufus blickt aus dem Garten mit sehnsüchtigen dunklen Augen zu seinem Frauchen.
„Ich habe immer ein Gespür für Farben gehabt. Auslöser war ein altes Nähkästchen meiner Schwiegermama. Wir haben nach ihrem Tod unseren Umzug in den unteren Stock in Angriff genommen. Da standen einige alte Möbel und wir grübelten, wie wir die Wohnung einrichten. Ich überlegte, wie ich das kleine Kästchen streichen könnte und informierte mich im Internet.“ Bei diesem Kästchen ist es nicht geblieben: Die 48-jährige Mutter zweier Teenager hatte so eine Freude daran, dass sie begann, alte Möbel mit Geschichte gezielt zu suchen, um sie dann kreativ umzugestalten. „Ich informierte mich über die verschiedenen Farben, Farbfirmen und bin letztendlich bei der Kreidefarbe geblieben. Und schließlich hat sich wieder etwas ergeben — über Facebook hat sich ein Farbenhersteller bei mir gemeldet, dem meine Fotos der Möbel so gut gefallen haben, dass ich sozusagen zur Social-Media-Influencerin einer Kreidefarben wurde“, erzählt sie über ihre Anfänge. „Dieses Familienunternehmen ist im letzten Jahr stark gewachsen und ich damit irgendwie auch.“ An die 10.000 Facebook-Follower und über 48.000 Abonnenten auf Instagram sehen sich ihre Videos der Umgestaltung alter Möbelstücke auf „Heidis Möbelzauberei“ an, „sogar Kommentare aus Spanien und Italien wurden unter meine Beiträge gepostet“.
Inspiration
Ihre Ideen gibt sie zudem in kleinen Kursen an kreativ Interessierte weiter. Sie bezieht die Farbe der Räumlichkeiten, in denen das Möbelstück später stehen wird, in ihre Arbeit mit ein. Die „Möbelzauberin“ arbeitet mit Kreidefarben, meist in gedeckten Tönen, mit Wachsen, Schleifpapier, Schablonen oder auch dem Beamer, womit sie kürzlich die Silhouette eines Bergrückens auf eine Kommode projizierte. Die alten „Schätzchen“ entdeckt sie nicht nur bei Hausauflösungen, immer wieder bringen Vorarlberger eigene alte Möbelteile mit Geschichte und sie macht daraus etwas Außergewöhnliches. Geschichte findet sie in den Möbeln, wie eine Zeitungsseite aus dem Jahr 1967 oder einen aufgeklebten Frachtzettel aus den Zwischenkriegsjahren. VN-BEM
Zur Person
Heidi Sutterlüty
holt alte Möbelstücke aus dem Dornröschenschlaf und schenkt ihnen ein neues, schöneres Dasein.
Geboren 10. Oktober 1972
Ausbildung Volksschullehrerin, Hundetrainerin
Laufbahn Youtuberin und Influencerin mit Restauration alter Möbelstücke
Familie verheiratet, zwei Kinder