Lehre ins Auge gefasst

Wetter / 20.10.2020 • 18:53 Uhr
Benedikt Hagleitner forscht über die Lehre in Vorarlberg.Hagleitner
Benedikt Hagleitner forscht über die Lehre in Vorarlberg.Hagleitner

Sulner schreibt Masterarbeit über Ausbildung in Vorarlberg.

Sulz Für viele Menschen stellte und stellt die anhaltende Coronapandemie eine Art Wendepunkt dar – insbesondere was die Sichtweise auf das Umfeld betrifft. So auch für den Sulner Benedikt Hagleitner, der nach langen Jahren im internationalen und nationalen Umfeld – er studierte und arbeitete in Irland, Indonesien, Portugal und Wien – dieses Jahr gleich dreifach nach Vorarlberg zurückkehrte und seinen Wohnort, seinen Arbeitsmittelpunkt und die Thematik für die Masterarbeit ins Ländle verlagerte.

Status der Lehre

„Nach meiner Rückkehr aus Lissabon, welche sich aufgrund der Pandemie vorverlegt hatte, bin ich durch meinen Bruder auf das Thema Lehre in Vorarlberg gestoßen. Dieser hatte vor seinem Studium eine Lehre absolviert, während ich mich zum damaligen Zeitpunkt für eine Matura entschieden habe.“ Bei der Recherche zu der Thematik musste der 26-Jährige jedoch feststellen, dass zur Attraktivität der Lehre in Vorarlberg keine aktuellen Studien vorhanden waren – ein Umstand, dem Abhilfe zu schaffen war.

Daraus resultierte über Monate hinweg eine Studie, die nicht nur die Perspektive der betroffenen Vorarlberger Unternehmen skizziert, sondern auch die Stimmen der Jugendlichen aus der Region einfängt und dadurch mögliche Implikationen für die Zukunft ableitet. „Mich interessiert dabei vorrangig, wie sich der Status der Lehre sowie das Recruiting neuer Lehrlinge in den vergangenen Jahren entwickelt haben“, sagt Hagleitner, der kurz vor dem Abschluss seiner Masterarbeit steht. Dazu interviewte er die größten Lehrlingsausbilder im Land und befragte rund 250 Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren nach ihrer Sichtweise. „Die Ergebnisse sind teilweise besorgniserregend. Wenn wir am Status quo nichts ändern, verstärken wir den bereits prekären Fachkräftemangel nur noch weiter“, erklärt Hagleitner.

So sei aus Unternehmersicht auffallend, dass die Anzahl guter Bewerbungen in den vergangenen Jahren enorm abgenommen habe. Es gebe zwar genügend fordernde Stellen, oft fehlen für diese aber die passenden Bewerber. Besonders betroffen sind davon die traditionellen handwerklichen Lehrberufe. „In einem weiteren Schritt habe ich die Beweggründe für diese Entwicklungen untersucht“, sagt Hagleitner.

Von jenen Jugendlichen, die sich bereits für eine höhere Schule entschieden hatten, hatten lediglich 15 Prozent überhaupt eine Lehre in Betracht gezogen. „Die Bereitschaft zu einer Lehre nach der höheren Schule lag dann nur noch im marginalen Bereich, bei circa vier Prozent“, informiert Hagleitner weiter.

Handout für Unternehmer

Aus den – hier stark zusammengefassten – Ergebnissen konnte der junge Mann bereits seine Schlüsse ziehen. „Trotz aller Bemühungen herrscht immer noch ein großer Informationsverlust beim Thema Lehre“, sagt Hagleitner. „So gibt es zwar viele Möglichkeiten, diese kommen bei den Jugendlichen aber oft nicht an. 75 Prozent kennen noch die Möglichkeit der Lehre mit Matura, darüber hinaus ist der Wissensstand aber gering.“ Für die betroffenen Unternehmer will Hagleitner parallel zur Masterarbeit ein Handout erarbeiten, damit die Ergebnisse auch im Unternehmeralltag integriert werden können. Auch für die Zukunft könne sich der Sulner vorstellen, sich weiter mit der Thematik zu beschäftigen. JLO

„Es gibt viele Möglichkeiten, diese kommen bei den Jugendlichen aber oft nicht an.“

Zur Person

Benedikt Hagleitner

verlagerte aufgrund der Coronapandemie Wohnort, Arbeitsmittelpunkt und Forschungsthematik nach mehreren Jahren im Ausland wieder ins Ländle.

Geboren 4. Dezember 1993

Beruf Innovationsmanager bei Liebherr

Hobbys Wandern, Tennis, Fußball

Familienstand ledig